Aufrüttelnder Appell

Gorbatschow: “Welt bereitet sich auf Krieg vor”

Ausland
28.01.2017 08:25

Der russische Ex-Politiker und Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow hat jetzt in einem aufrüttelnden Gastbeitrag für das "Time"-Magazin an die Vernunft der Staatsoberhäupter appelliert. Die derzeitige Situation auf der Erde sei brandgefährlich, so Gorbatschow. "Es sieht aus, als würde die Welt sich auf einen Krieg vorbereiten", schreibt der 85-Jährige.

"Politiker und militärische Führer klingen zunehmend kämpferischer und verbreiten gefährliche Doktrinen. Auch Kommentatoren und Fernsehjournalisten schließen sich dem an. Es sieht alles danach aus, als würde sich die Welt auf einen Krieg vorbereiten." Jetzt sei die Zeit, um Entscheidungen zu treffen und zu handeln, warnt der letzte Staatschef der Sowjetunion in seinem Gastbeitrag für das US-amerikanische "Time"-Magazin.

"Immer mehr Truppen, Mannschaftswagen und Panzer werden derzeit nach Europa geschafft. Russische und NATO-Kräfte sowie Waffen waren immer in einiger Entfernung voneinander platziert. Jetzt sind sie so nah beieinander, als wären sie bereit, sofort zu feuern", schreibt Gorbatschow weiter.

"Die Welt steht zurzeit vor so vielen Problemen"
Das Budget der Staaten reiche kaum dafür aus, um die grundlegenden Bedürfnisse der eigenen Bürger zu sichern, und trotzdem würden sie ihr Geld lieber in Waffen investieren. "Die Welt steht zurzeit vor so vielen Problemen, aber kein Problem ist dringender als die Militarisierung der Politik und das neue Wettrüsten."

Gorbatschow erinnert an das atomare Abrüsten in den 1980er-Jahren und das Ende des Kalten Krieges. "Dies wurde möglich, weil die Führer der Atommächte erkannten, dass ein Atomkrieg nicht akzeptabel ist." Heute sei das wieder anders, "die Beziehungen zwischen Großmächten waren seit Jahren schlecht, jetzt sind sie katastrophal". Die Gefahr eines Atomkriegs schien noch nie so real wie heute, zeichnet der Friedensnobelpreisträger ein düsteres Zukunftsbild.

Gorbatschow ruft deshalb die Staatsoberhäupter dieser Welt auf, sich zu besinnen. "Wir müssen aus dieser Spirale ausbrechen. Wir müssen den politischen Dialog fortsetzen, der auf gemeinsame Entscheidungen abzielt." Derzeit gebe es zwar Übereinstimmung darin, dass man gemeinsam den Terrorismus bekämpfen müsse. Dies sei durchaus ein wichtiges Ziel, "aber weitaus wichtiger ist es, den Fokus wieder auf ein Verhindern von Krieg zu legen", schreibt der Ex-Politiker.

"In der modernen Welt sollten Kriege verboten sein"
"In der modernen Welt sollten Kriege verboten sein", beteuert Gorbatschow, denn "keines der globalen Probleme, denen wir gegenüberstehen, kann durch Krieg gelöst werden - weder Armut noch Umweltzerstörung noch Migration noch Bevölkerungswachstum oder Ressourcenknappheit". Er fordert deshalb Donald Trump und Wladimir Putin dazu auf, sich gemeinsam für den Weltfrieden im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einzusetzen. Denn die USA und Russland verwalten zusammen rund 90 Prozent der weltweiten Atomwaffen und würden deshalb "eine spezielle Verantwortung" tragen.

Gorbatschow beendet seinen Beitrag mit einem Zitat des früheren US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, wonach "eine der Hauptfreiheiten der Menschen die Freiheit von Angst" sei. "Heute tragen Millionen Menschen die Last der Angst", schreibt der Russe, der als Hauptgrund dafür Militarismus, bewaffnete Konflikte, das Wettrüsten und das nukleare Damoklesschwert nennt. "Die Welt von dieser Angst zu befreien, bedeutet auch, die Menschen freier zu machen. Dies sollte unser gemeinsames Ziel werden." Viele andere Probleme wären laut Gorbatschow dann leichter zu lösen.

"Die Zeit zu entscheiden und zu handeln ist jetzt."

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