Erdogan baute Tunnel

Der Topkapi-Palast rutscht langsam ins Meer

Ausland
25.01.2017 10:44

Am Topkapi-Palast, einer der beliebtesten Touristenattraktionen in der türkischen Millionenmetropole Istanbul, sind massive Schäden aufgetreten. Darauf weisen Experten hin, die feststellten, dass die Erde unter dem prachtvollen Gebäude langsam ins Marmarameer rutscht. Der Grund dafür ist der Bau zweier Tunnels unter dem Bosporus, die zu den Prestigeprojekten von Staatschef Recep Tayyip Erdogan zählen.

Experten haben einem Bericht der türkischen Zeitung "Hürriyet" zufolge bereits im September 2016 tiefe Risse am Palast entdeckt. Im Zuge weiterer Untersuchungen und einer genauen Landvermessung kam schließlich ans Tageslicht, dass sich der Boden unter dem Topkapi aufgrund der Bauarbeiten an den Tunnels langsam Richtung Meer bewegt. Dabei sei das Fundament des Palasts destabilisiert worden.

Den Experten zufolge sei es nicht ausreichend, die Risse und Spalten in Böden, Mauern und Fassaden zu reparieren, vielmehr müsse der gesamte Palasthügel saniert werden. Dafür fehle jedoch das nötige Geld.

Tote bei Mauereinsturz unterhalb des Palastes
Mit den Bauarbeiten dürfte Anfang April 2016 auch der Einsturz einer Mauer an einem Teehaus im Gülhane-Park unterhalb des Topkapi-Palastes in Zusammenhang stehen. Damals wurden sieben Menschen verschüttet. Drei konnten sich selbst befreien, zwei wurden lebend aus den Trümmern gerettet. Aber für einen Mann und eine Frau kam jede Hilfe zu spät.

Durch die Tunnels wurden unterirdische Verbindungen zwischen Europa und Asien geschaffen. Beim Eurasien-Tunnel handelt es sich um einen Tunnel für Autos. Erdogan und Ministerpräsident Binali Yildirim weihten das ehrgeizige Projekt knapp vor Weihnachten ein. Die Fahrzeit zwischen dem europäischen und dem asiatischem Teil soll sich beträchtlich verkürzen. Es wird erwartet, dass pro Tag bis zu 130.000 Fahrzeuge die zweistöckige Röhre passieren. Der Tunnel liegt mehr als 100 Meter unter dem Meeresboden und soll einem Erdbeben der Stärke 7,5 standhalten können.

Erdogan will mit "verrückten Projekten" Türkei erneuern
Im Oktober 2013 war bereits der Marmaray-Tunnel unter dem Bosporus eröffnet worden, durch den eine Schnellbahn verkehrt, die an das Istanbuler Metro-System angeschlossen ist. Die Tunnels gehören zu einer Reihe von Megaprojekten, mit denen Erdogan seit seinem Amtsantritt als Regierungschef 2003 danach strebt, die Infrastruktur des Landes zu erneuern und eine "neue Türkei" zu erschaffen.

Zu den Vorhaben, die Erdogan selbst mit Stolz als "verrückte Projekte" bezeichnet, gehören außerdem ein dritter Flughafen in Istanbul, eine Brücke über die Meerenge der Dardanellen und ein riesiger Kanal, der den Bosporus entlasten soll. Während die ehrgeizigen Infrastrukturprojekte bei vielen Türken Grund für Stolz sind, stoßen sie wegen ihrer hohen Kosten und ihrer Auswirkungen auf die Umwelt auch auf Kritik. Laut Verkehrsminister Ahmet Arslan erwäge die Regierung sogar den Bau eines dritten Bosporus-Tunnels mit drei Etagen für eine Bahn- und Straßenverbindung.

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