Ein echter Siegertyp

Elsner ist nervigster Österreicher des Jahres

Adabei
04.10.2007 15:25
Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen bis zum letzten Tag - mit hauchdünner Mehrheit hat zum ersten Mal ein Mann die Krone.at-Wahl zum nervigsten Österreicher des Jahres gewonnen. Denn es konnte nur einen geben, und der hieß 2006: Helmut Elsner! Der Bawag-Buhmann hat die Krone.at-Leser mit Abstand am öftesten zur Weißglut gebracht – dagegen hatte die omnipräsente Society-Sekkatur Jeannine Schiller am Ende keine Chance.

Für gewöhnlich befragt Krone.at den nervigsten Österreicher nach seinem Wahlsieg und bittet ihn/sie zur Wahlanalyse. Da sich Herr Elsner zu diesem Zeitpunkt aber lieber an der Côte D’Azur aufhielt (oder auch aufhalten musste), jeden Kontakt zur Außenwelt abgebrochen hat und auch sein irdisches Medium, Anwalt Wolfgang Schubert, nicht erreichbar war, mussten wir die Analyse diesmal selbst machen...

Born to Bawag
Helmut Elsner war den meisten Österreichern bis zum März 2006 wohl kaum ein Begriff. Es war der 12. Mai 1935, als der spätere Skandal-Banker im schönen Wiener Neustadt das Licht der Welt erblickte. Als Sohn eines Kastner&Öhler-Angestellten besuchte er die Handelsakademie, mit 20 fand er einen Job in einer Bawag-Filale, die er bereits elf Jahre später als Filialleiter übernahm. Steile Karriere.

Zigarre zur Linken, Putter zur Rechten - oder umgekehrt
Doch Elsners Weg sollte bis an die Spitze der Arbeiterbank führen. Er wechselte 1978 in die Bawag-Zentrale und verkehrte mit Persönlichkeiten aus immer höheren Finanzkreisen, deren Lebensstil bald auch seiner wurde. Elsner träfe man unter Tags am Kohlmarkt mit dicker Zigarre in der Hand und einem fetten Mops an der Leine, beschrieben ihn Kollegen. Am Wochenende golft der Luxus-Banker.

Pool am Bawag-Dach, Villa in Mougins
Den ersten Karibik-Skandal Anfang der Neunziger – auch damals wurden einige Millionen in den Sand gesetzt – überlebt Elsner unbeschadet. Er wird danach, 1995, sogar Chef der Bawag, baut sich ein Penthouse mit Pool am Dach der Bawag-Zentrale (kann ja nicht sein, dass nur Flöttl und Verzetnitsch das haben...) und kauft eine Villa im südfranzösischen Mougins, die später noch eine größere Rolle in seinem Leben spielen sollte. Bis auf den Konkurs des Schiherstellers Atomic und ein paar anderen Kollateralschäden, die der Bankenalltag halt so mit sich bringt, verläuft Elsners weitere Karriere bilderbuchhaft – nach außen hin.

Nennt mich „Marcel“!
Im März 2006 wird es dann erstmals unangenehm für den Banker, der sich im Privatkreis gern „Marcel“ (lat.: vom Mars geweiht) nennen lässt: Die Milliarden-Verluste der Bawag fliegen auf, die Deckelung der Finanzlöcher durch Geld aus ÖGB-Fonds wird publik und für die Herren an der Spitze der Bank wird es schön langsam immer unangenehmer. Während ÖGB-Chef Verzetnitsch, Bawag-Broker Wolfgang Flöttl und die restlichen Hauptakteure des größten Banken-Skandals der zweiten Republik fast durch die Bank im Land bleiben und nur durch mehr oder weniger absurde Gerichtsverfahren für Aufregung und allgemeines Kopfschütteln sorgen, zieht sich Elsner zurück – besser gesagt davon.

Ein krankes Herz für Porsche, Golf und Sonnenbrille
Er geht einfach nach Frankreich und sagt fortan, er sei krank. Reporter aus dem In- und Ausland lichten den herzkranken Banker daraufhin Porsche fahrend, spazierend und sogar golfend ab – dazwischen berichtet sein Anwalt jedoch wiederholt über den „schlechten Zustand“ seines Mandanten, der auch von französischen Ärzten bestätigt wird. Trotzdem wird Elsner immer wieder braungebrannt und adrett gekleidet fotografiert und gefilmt. Kann doch nicht sein, oder? Denken sich fortan zumindest viele Österreicher. Das Ganze gerät zur Posse und Elsner wird zum Buhmann des gesamten Bawag-Skandals.

Die Elsner-Posse: Verhaftet, frei und doch nicht glücklich
Dann ein Wendepunkt: Elsner wird verhaftet, ins Gefängnis in Marseille gesteckt. In den Bawag-Filialen bricht spontaner Jubel aus, der jedoch schnell wieder verhallt. Der gewiefte Manager, der gerne klagt und den die Süddeutsche Zeitung trotzdem ungestraft „Raffzahn“ nennen durfte, hinterlegt eine Million Euro Kaution und zieht sich „krank und geschwächt“ in ein Spital in oder nahe Mougins zurück.

Frankreich darf er nicht verlassen. Seiner Auslieferung nach Österreich entzieht er sich seither immer wieder durch geschickte Haken und juristische Kunststückchen. Zuletzt gewährte ihm eine Fristenregeleung erneut einen Aufschub der Auslieferung. In seiner Heimat wird er damit immer mehr „verdächtig“ – auch, weil er zu den Bawag-Anhörungen nicht persönlich erscheint, pardon: erscheinen kann...

Nach Hause, bitte.
Ja, Herr Elsner, damit wurden Sie für die Krone.at-Leser zum nervigsten Österreicher. Dazu noch zum ersten männlichen, der es nebenbei geschafft hat, Mausi Lugner vom Thron zu stoßen und deren Busenfreundin Jeannine Schiller zu besiegen. Respekt, Herr Elsner! Darauf singen wir ein Lied. Wie wär’s mit „Junge, komm bald wieder“...?

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(Bild: kmm)



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