Jugendamt prüft

Vorwürfe gegen betreute Wohngemeinschaft in Wien

Österreich
14.01.2017 11:12

In einer vom Diakoniewerk geführten Einrichtung für minderjährige und junge Erwachsene mit schweren Behinderungen in Wien-Hernals sollen deren Bewohner systematisch vernachlässigt worden sein. In der betreuten Wohngemeinschaft (WG) wären infolge struktureller Mängel Kinder falsche Medikamente und Sondennahrung verabreicht worden, die Betreuer seien total überlastet berichtet der "Standard". Das Jugendamt (MA 11) prüft und auch das Gesundheitsamt (MA 15) wurde eingeschaltet.

Herta Staffa von der MA 11 bestätigte, dass die sozialpädagogische Einrichtung Wohnen Steinergasse überprüft werde, Details zu den Vorwürfen wollte sie aber - mit Verweis auf das laufende Verfahren - vorerst keine nennen. Laut Angaben des "Standard" liegt der MA 11 eine mehrere A4-Seiten lange Liste mit der systematischen Dokumentation aller Missstände vor, die laut einem "Insider auf systematisches Fehlmanagement und Einsparungen durch die Geschäftsführung des Trägers, des Diakoniewerks, zurückzuführen seien".

Seit Verfahrensbeginn wurden jedenfalls sieben von ursprünglich 20 jungen Patienten in neue Einrichtungen umgesiedelt, zwei weitere sollen im Februar folgen. Auch die Schließung des gesamten Hauses, in dem 26 Teilzeitangestellte drei Wohngemeinschaften betreuen, stehe zur Debatte, heißt es.

Große Fluktuation in der Belegschaft
Eine dem "Standard" namentlich bekannte Quelle spricht von "prekären Verhältnissen" und einer "aktuten Krisensituation" in der Belegschaft von Wohnen Steinergasse. Wegen Personalmangels sei etwa eine Haushaltshilfe zur Pflege und zur Medikamentation eingesetzt worden. Weil Mehrstunden nicht bezahlt und Ruhezeiten missachtet wurden, habe es eine große Fluktuation in der Belegschaft gegeben - jede zweite Pflegekraft habe demnach die Einrichtung innerhalb eines Jahres verlassen.

Schon vor zehn Jahren hatten die Behörden bei Wohnen Steinergasse wegen ähnlicher Missstände eingreifen müssen. Laut Angaben einer ehemaligen Leiterin des Hauses seien die Strukturmängel aber nicht behoben worden. Die Mitarbeiter seine bis zur Überforderung "verheizt" worden, sagte die Frau, die keine Schuld bei WG-Betreuern sieht, dem "Standard".

Diakonie: "Haben Ernst der Situation erkannt"
In einer Stellungnahme bestreitet das Diakoniewerk die Vorwürfe nicht und spricht von Fehlern in der Mitarbeiterführung und im Konfliktmanagement. Man habe aber "den Ernst der Situation erkannt, und bearbeitet sie intensiv. Es liegt uns fern, etwas zu beschönigen", heißt es.

Da die kontinuierliche und qualitätsvolle weitere Betreuung der Kinder und Jugendlichen natürlich keinen aufwändigen und zeitintensiven Restrukturierungsprozess erlaubt, finden derzeit in Abstimmung mit der MA 11 Gespräche mit anderen Trägern statt, die die Betreuung der Kinder und Jugendlichen übernehmen sollen, so das Diakoniewerk.

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