Wenig bravo(u)rös

Misslungenes Ständchen für die Bravo

Musik
19.10.2006 08:05
Die "Bravo" wird 50 - und das ist auch gut so. Wo wären wir alle schließlich ohne Doktor Sommer und die lebensgroßen Starschnitte gelandet? Ein Grund zum Feiern also. Doch die musikalischen Glückwünsche der zahlreichen Musiker und Musikerinnen auf "Come together - a Tribute to Bravo" hat die Jugendzeitschrift einfach nicht verdient...
(Bild: kmm)

Das Konzept des Samplers ist durchaus interessant und lobenswert: Aktuelle Künstler wagen sich über Klassiker der Musikgeschichte. Nur an der Umsetzung, da hapert es mitunter noch sehr.

Den Anfang machen Nena und Duncan Townsend, die sich gekonnt über "Caravan of Love" von den Housemartins drübertrauen. Allerdings entfernen sich die beiden auch nicht allzu weit von der Original-Vorlage. Ganz anders hingegen Reamonn, die "Come Together" von den Beatles ein sehr düsteres, fast schon nu-metalliges Outfit verpassen. Klarerweise kein Vergleich zum Original, aber durchaus hörenswert.

Mit Tokio Hotel folgt schließlich das erste musikalische Verbrechen des "Bravo"-Samplers. Dass die vier Burschen überhaupt Lennons "Instant Karma" covern dürfen, grenzt schon fast an Blasphemie. Glücklicherweise muss Lennon das nicht miterleben. The Rasmus versuchen sich schließlich an Abbas "S.O.S.". Vom einstigen Charme bleibt nicht viel übrig, aber wenigstens hat die getragene Variante der Skandinavier etwas Originelles.

Im Anschluss covern Silbermond "Blaue Augen" von Ideal. Die sympathische Truppe macht alles richtig und rockt, hätte aber durchaus mehr wagen können. Deutschsprachig geht es auch mit den Killerpilzen weiter, die "Skandal im Sperrbezirk" von der Spider Murphy Gang hinrotzen. Der damalige Witz ging hier vollends flöten.

Sasha meistert seine Version von Nik Kershaws "Wouldn't it be good" routiniert und liefert einen feinen Pop-Song ab. Das macht auch Joana Zimmer, die Art & Garfunkels "Bright Eyes" interpretiert. Mit jeder Menge Streichern und Joanas stimmlicher Ähnlichkeit zu Celine Dion verkommt der Song allerdings zur Schnulze.

Einen Lichtblick verschafft dann Jeanette, die Madonnas "Like a Virgin" verswingt und verjazzt und dem Song somit einen wirklich neuen Anstrich verpasst. Der zwischenzeitliche Ausflug in den Dance-Bereich ist allerdings überflüssig. US 5 klingen schließlich mit ihrer Version von "Club Tropicana" genauso schrecklich wie einst Wham! und dürfen getrost übersprungen werden.

Yvonne Catterfeld beweist dann glücklicherweise, warum sie in Deutschland so erfolgreich ist: Sie kann wirklich singen. Ihr auf Deutsch geträllertes "Ain't no sunshine" in der Version von Bill Withers darf als ein weiteres Highlights dieser CD betrachtet werden.

Paris Hiltons "Do you think I'm sexy" (Rod Stewart) kommt erfrischend witzig daher und auch Ex-No-Angel Vanessa Petruo kann mit "End of the Road" von den Boyz II Men überzeugen. Als Lachnummer entpuppt sich hingegen LaFee mit Sabrina Setlurs "Du liebst mich nicht". So niedlich der Teenager auch sein mag: Rappen kann sie nicht, singen auch nur bedingt.

Auf diesen Schock kommt Herbert Grönemeyers "Da da da" von Trio gerade recht. Auch Christina Stürmer ("Kinder an die Macht" von Grönemeyer") und Rosenstolz (Udo Lindenbergs "Hinter dem Horizont") leisten solide Arbeit und können einige vorangegangene Blamagen wieder gut machen.

Die "Bravo" wird 50. Warum man 50 Jahre Musikgeschichte allerdings größtenteils Newcomern wie Tokio Hotel, den Killerpilzen, US 5 oder LaFee überlässt, ist nicht ganz nachzuvollziehen. Zudem liegt der Schwerpunkt der Songs eindeutig auf den 80ern - hier wäre mehr Vielfalt möglich gewesen.

Fazit: 5 von 10 verhaltenen Bravos 

Hörproben zu allen Songs findest du über den Link in der Infobox.

von Sebastian Räuchle

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