Nach Kirchenmassaker

Charleston-Attentäter zum Tode verurteilt

Ausland
10.01.2017 23:04

Dylann Roof ist für den schlimmsten rassistischen Gewaltakt in der jüngeren Geschichte der USA verantwortlich. Der 22-Jährige erschoss im Juni 2015 während einer Bibelstunde in einer Kirche neun Schwarze. Nun soll Roof mit seinem Leben bezahlen und per Giftspritze hingerichtet werden. Dieses Urteil hat eine Jury am Dienstag im US-Staat South Carolina gefällt.

Roof war im Dezember vor dem Bundesgericht in Charleston in allen 33 Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Staatsanwaltschaft forderte schon damals die Todesstrafe. Auf das Angebot, im Tausch gegen ein Geständnis die Todesstrafe auszuschließen, war Roof nicht eingegangen. Der 22-Jährige, der sich selber als Rassist bezeichnet, hatte sich ausdrücklich zu der Tat bekannt.

Roof, der sich während der Beratungen über das Strafmaß gegen den Rat seiner Anwälte selbst verteidigt hatte, verfolgte die Urteilsverkündung ohne erkennbare Gemütsregung. Auch im ersten Teil des Gerichtsverfahrens im Dezember hatte Roof keinerlei Reue erkennen lassen. In seinen Vernehmungen nach der Festnahme hatte er die Tat mit rassistischen Vorbehalten gegen Afroamerikaner begründet.

Mehr als 70-mal auf Opfer gefeuert
Mehr als 70-mal hatte Roof auf seine Opfer gefeuert. Staatsanwalt Jay Richardson erinnerte an die kaltblütige Vorgehensweise: "Er hat sich entschieden, neun gute und unschuldige Frauen und Männer hinzurichten, aus gefühllosem Hass auf ihre Hautfarbe." Im Prozess hatten Überlebende die Tat in bewegenden Worten geschildert. Als Bilder der Tat gezeigt wurden, brachen Mitglieder der Jury in Tränen aus.

Das Video einer Sicherheitskamera zeigt Roof am Abend des 17. Juni 2015 beim Betreten und Verlassen der Emmanuel-Kirche. Er hatte ausgesagt, sich fast nicht getraut zu haben - dann aber habe er sich doch entschlossen. Er betrat die Kirche und feuerte mit seiner Pistole auf die wehrlosen Gläubigen. Roof gestand bereits bei seiner Festnahme einen Tag nach der Tat ohne Umschweife. Während des Verfahrens vorgebrachte Zweifel an seiner Zurechnungsfähigkeit wischte er selbst beiseite.

Video: Hier wird der Charleston-Attentäter abgeführt

Pamphlet im Internet veröffentlicht
Roof hatte vor der Tat im Internet ein Pamphlet zu seinen rassistischen Motiven veröffentlicht. Mehrmals war er zu der Kirche gegangen, um den Ort auszukundschaften. Er hatte auch mehrmals Freunden gegenüber geäußert, dass er Afroamerikaner töten wolle. Später sagte Roof, er habe einen Krieg zwischen Schwarz und Weiß anzetteln wollen: "mit einer geplanten, durchdachten, schrecklichen Attacke". Von dem Geld, das er zu seinem 21. Geburtstag von seinen Eltern bekam, kaufte er sich die Schusswaffe, Kaliber 45.

Die Verteidigung hatte davon abgesehen, Roofs Unschuld beweisen zu wollen. Stattdessen versuchte sie, ihn als Einzelgänger darzustellen, der von rassistischer Hetze im Internet irregeleitet wurde.

Obama sang "Amazing Grace"
Das Attentat am 17. Juni 2015 in der Emanuel African Methodist Episcopal Church, einer der ältesten Schwarzen-Kirchen des Landes, war der schlimmste rassistische Gewaltakt in der jüngeren Geschichte des Landes. Die Tat löste über die USA hinaus Entsetzen aus. Sie bewegte US-Präsident Barack Obama dazu, bei einer Gedenkfeier für die Opfer "Amazing Grace" zu singen, eine Hymne der Schwarzen-Bewegung.

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