Mittels Laserscans

NÖ: “Versunkene” Dörfer bei Hollabrunn entdeckt

Wissenschaft
11.01.2017 07:02

In Niederösterreich sind rund um den Hollabrunner Ortsteil Enzersdorf im Thale im Ernstbrunner Wald mittels Laserscan-Luftaufnahmen fünf "versunkene" mittelalterliche Dörfer entdeckt worden. Zwei der Siedlungen sind einer Aussendung zufolge "so gut erhalten, dass sogar die Dorfstrukturen samt Verteidigungsanlagen und ein Herrensitz mit einer Erdhügelburg erkennbar wurden".

Sichtbar sei zudem, dass diese Dörfer bereits umfassende Überflutungsschutzsysteme installiert hatten, berichteten Gerhard Hasenhündl vom Museumsverein Hollabrunn und Heimatforscher Heinz Bidner. Auch mittelalterliche Weinberge und Feld-Terrassen werden auf den Laserscan-Aufnahmen erkennbar.

Die Gebäude aus Holz und Lehm vermoderten im Laufe der Jahrzehnte vollständig. Deren Steinfundamente wurden im Laufe der Jahrhunderte mit 30 bis 50 Zentimetern Humus überdeckt, wurde in der Aussendung erläutert. Nur jene Ortswüstungen (so bezeichnet man Siedlungen, die in der Vergangenheit aufgegeben wurden), die nicht zu Feldern umfunktioniert wurden, sind vom Wald überwuchert und damit konserviert worden. Sie können heute noch identifiziert werden, was allerdings nur selten der Fall ist.

Mittels Laserscan-Luftaufnahmen entdeckt
Möglich wurde die aktuelle Neuentdeckung von fünf Orten durch Laserscan-Luftaufnahmen, die das Land Niederösterreich in seiner Online-Kartensammlung bereithält (atlas.noe.gv.at). Sie stellen nur die Erdoberfläche dar und blenden den Pflanzenbewuchs aus. Weil dort nach Verödung der Orte zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert nie Äcker angelegt und diese Flächen nie eingeebnet wurden, blieben die strukturellen Erhebungen erkennbar.

"Die Ortswüstungen Krales und Unter-Abtsdorf sind besonders schön und komplett erhalten", so Hasenhündl, der die jüngsten Entdeckungen analysiert und das Bundesdenkmalamt informiert hat.

Die Ortswüstung von Unter-Abtsdorf liegt im Enzersdorfer Wald und weist einen Herrensitz mit einer Böschung-Wall-Anlage auf. Das ganze Dorf war - wie in dieser Gegend typisch - ebenfalls mit einer Wehranlage umschlossen. Nordwestlich des Ortes sind die Terrassen des einstigen Weinberges erkennbar.

Einstiger Herrensitz mit Erdhügelburg erkennbar
Das benachbarte Krales liegt im Glasweinerwald (Gemeinde Großmugl, Bezirk Korneuburg) und hatte sogar eine Erdhügelburg. Die Anlage ist der Aussendung zufolge mit steilen Gräben, einem 450 Quadratmeter großen Kernburg-Plateau und einer etwa 150 Quadratmeter großen Vorburg gut erkennbar. Geschützt war die Burg wohl zusätzlich durch Holzpalisaden.

"Das Dorf hatte 30 bis 40 Häuser und 200 bis 250 Bewohner. Das war für damalige Verhältnisse relativ viel", so Hasenhündl. Die aus Steinen errichteten Grundmauern blieben unter dem Waldboden erhalten.

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