IS-Bilder verbreitet

US-Korrepondent in Istanbul zwei Tage festgehalten

Medien
02.01.2017 10:06

Die türkischen Behörden haben nach einem Bericht des "Wall Street Journal" einen amerikanischen Korrespondenten des Blattes festgenommen und zweieinhalb Tage festgehalten. Dion Nissenbaum durfte weder zu seiner Familie noch zu einem Anwalt Kontakt aufnehmen, berichtete das Blatt. Die Polizei habe den 49-Jährigen am vergangenen Dienstag aus seiner Wohnung in Istanbul abgeführt.

Die Ehefrau und das gemeinsame siebenmonatige Baby blieben dem Bericht zufolge zurück. Der Reporter sei am Freitagmorgen freigelassen worden. Am Samstag sei er gemeinsam mit seiner Familie in die USA ausgereist.

Die türkische Regierung geht seit dem Putschversuch Mitte Juli verstärkt gegen kritische Journalisten vor. Davon sind vor allem einheimische Reporter betroffen, von denen nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten am 1. Dezember 81 im Gefängnis saßen. Das ist mehr als in jedem anderen Land der Welt und mehr, als die Organisation jemals in einem Staat registriert hat. Viele davon wurden unter Terrorvorwürfen inhaftiert.

Die Festnahme eines bei der Regierung akkreditierten Auslandskorrespondenten könnte darauf hindeuten, dass die Behörden nun auch das Vorgehen gegen ausländische Reporter verschärfen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan weist regelmäßig Vorwürfe zurück, die Regierung schränke die Pressefreiheit ein. Das türkische Außenministerium äußerte sich zunächst nicht zu der Festnahme.

Verstoß gegen Veröffentlichungsverbot von IS-Bildern
Das "Wall Street Journal" zitierte eine mit dem Fall vertraute Person, wonach Nissenbaum mit der Verbreitung von Bildern eines IS-Videos gegen eine Regierungsanordnung verstoßen haben soll. Das betreffende Video der Terrormiliz, das am vorvergangenen Donnerstag im Internet veröffentlicht worden war, soll zeigen, wie zwei türkische Soldaten bei lebendigem Leibe verbrannt werden.

Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus hatte am vergangenen Dienstag vor der Verbreitung des Videos gewarnt und nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu gesagt: "Einige unsere Freunde im Medienbereich müssen auf ihre Schritte achtgeben." Nach der Veröffentlichung der Aufnahmen sperrten die Behörden erneut vorübergehend soziale Medien wie Twitter und YouTube.

Das "Wall Street Journal" zitierte Nissenbaum, wonach die Behörden ihm nach seiner Festnahme mitteilten, gegen ihn werde ermittelt. Sie hätten aber keine Angaben zum Anlass der Ermittlungen gemacht. Nissenbaum stellte auf Twitter klar, dass er die Türkei nach seiner Freilassung freiwillig verlassen habe. Die Androhung, er werde ausgewiesen, sei bei seiner Freilassung fallengelassen worden.

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