Kirchenbücher online

Familienforschung boomt: 13,1 Millionen Abfragen

Tirol
31.12.2016 07:00

Vor einem Jahr wurde über das Tiroler Landesarchiv eine neue Homepage freigeschaltet. Jeder kann damit Familienforschung anhand von Kirchenbüchern betreiben. Der enorme Zulauf hat selbst die Fachleute überrascht. Bis heute wurden 13,1 Millionen Zugriffe registriert. Aber nicht jeder findet seine Wurzeln im Netz.

"Wir haben mit großem Interesse gerechnet. Dass es so viele Abfragen werden, war aber nicht vorhersehbar. Das System ist sogar einige Male zusammengebrochen", berichtet Gertraud Zeindl. Die Historikerin verwaltet im Tiroler Landesarchiv die digitalisierten Kirchenbücher, genannt Matriken. Mehr als 13,1 Millionen Zugriffe und 275.000 Downloads verzeichnet die Plattform "Matriken Tirol Online" ( https://apps.tirol.gv.at/bildarchiv ) bisher. Vor einem Jahr wurden diese historischen Quellen online gestellt. Knapp 540.000 Datensätze (Taufregister, Ehe- und Sterbebücher) von rund 280 Pfarren der Diözesen Innsbruck und Salzburg können bequem von zu Hause aus eingesehen werden. "Matriken sind die wichtigste Quelle für Familienforschung und waren lange Zeit einziges Verzeichnis für die Bevölkerungsentwicklung", unterstreicht Zeindl die Bedeutung der Kirchenbücher. Seit heuer ist auch die evangelische Pfarre Innsbruck-Christuskirche digitalisiert. Über diese Pfarrgemeinde wurden bis 1953 alle Evangelischen Tirols betreut.

Verlorenes Gedächtnis

Die Aufzeichnungen aus den Pfarren sind aufschlussreich, aber auch eine sehr gefährdete Quellengattung. Durch Krieg, Feuer, Diebstahl und andere Zwischenfälle ging in etlichen Orten dieses Gedächtnis verloren. Zeindl kann ad hoc Dutzende Pfarren nennen, in denen Kirchenbücher verschwanden. Ein Raub der Flammen wurden sie unter anderem in Zirl (1748), Haiming (1761) und Langkampfen (1729). In den Wirren des Volksaufstandes 1809 gingen etwa in Schwaz, Erl und Oberlienz Matriken verloren.

Stoff für Historiker

Kirchenbücher sind nicht nur für private Familienforschung interessant. Sie geben auch Aufschluss über die Gesellschaft. Zeindl: "Die bei Trauungen oft angegebenen Berufsstände erzählen Handwerksgeschichte. Aus medizinhistorischer Sicht sind vor allem die Sterbebücher aussagekräftig."

Was die Historikerin besonders fasziniert: aus aller Welt greifen Interessierte auf die Tiroler Kirchenbücher zu. "Viele aus Regionen wie Lateinamerika oder auch Neuseeland, wo Tiroler Auswanderer leben." Damit tut sich wieder ein neues Forschungsfeld auf.

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