1931-2016

Abschied von unserem “Telemax” Robert Löffler

Österreich
27.12.2016 13:18

Robert Löffler ist tot. In der Nacht von Montag auf Dienstag ist der "Telemax" der Kronen Zeitung nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren in Wien eingeschlafen.

Vor wenigen Wochen haben wir noch am Telefon gescherzt. Er freue sich, meine liebe Stimme zu hören. Und ich antwortete, dass ich froh bin, ihn so munter und guten Mutes zu hören. Das täusche leider, meinte der 85-jährige "Telemax". Er habe Probleme beim Gehen, das Alter! Doch ich solle mir keine Sorgen machen, die Kolumne für morgen sei schon fertig.

Jetzt wird es keine neuen Kolumnen mehr geben. Der Computer, mit dem er zu Anfang seine liebe Not hatte, der ihm aber später das Schreiben und vor allem das Übermitteln seiner Texte immens erleichterte, bleibt für immer dunkel.

1931 in Wien geboren
Geboren wurde Robert Löffler am 8. Mai 1931 in Wien. Besonders stolz war er, im altehrwürdigen Melker Stiftsgymnasium maturiert zu haben. Weniger stolz, dass er "nur einige Semester Studium der Zeitungswissenschaft" absolviert hatte.

1954 kam er zum "Bild-Telegraf", wo er unter dem späteren ORF-Generalintendanten Gerd Bacher seine erste Fernsehkolumne schrieb. Bacher war es auch, der das Pseudonym "Telemax" erfand, mit dem Löffler später zum "Express" wechselte und seit 1971 in der Kronen Zeitung seine Kolumnen schrieb. Täglich. Kein Tag, an dem diese, aus welchem Grund auch immer, entfallen musste. Eine Freude für alle Leser, die ihm eifrig schrieben, Anregungen lieferten, mit ihm diskutierten. Eine besondere für mich.

Denn täglich kam er in mein Büro, und wir hielten eine kleine Plauderei. Über seine Eltern, die "alte Telemax", sein Häuschen bei Kirchberg und die beiden Enkeltöchter, die sein großer Stolz waren. Geschichten aus seinen Anfängen, Reisen, die er mit seinem Freund Roman Schliesser unternommen hatte, der sich immer die Sachen getraut hat, die er, Löffler, gerne auch gemacht hätte. Aber dann doch sich selbst verbat. Und jeden Abend zu seiner geliebten Ehefrau zurückkehrte. Denn Treue ging ihm über alles.

Auch zu seinen Lesern, die er mit seinen intellektuellen, philosophischen und ironischen Texten Tag für Tag begeisterte. Jede Kolumne ein Meisterwerk, das von ihm auch vom ersten Wort bis zum letzten Korrekturlesen überwacht wurde. Unter seinen unzähligen Fans sind auch viele Prominente wie der Kabarettist Josef Hader (auch ein Absolvent des Melker Stiftsgymnasiums - das verbindet!), der sich auch der Wertschätzung Löfflers erfreuen durfte. Und dieser war auch stolz, dass der junge Kollege seine Texte auf der Bühne vortrug. Stolz machte es ihn, aber wieder nicht so "übermütig", dass er dessen Einladung zur Lesung gefolgt wäre.

Öffentlichkeit gemieden
Löffler mied die Öffentlichkeit. Interviewanfragen wurden von dem "wohl unbekanntesten Prominenten des Landes" (wie er auf den Buchrücken seiner literarischen Veröffentlichungen bezeichnet wird) freundlich, aber bestimmt abgelehnt. Und fast alle Ehrungen. Bei einigen konnte aber auch der bescheidene Herr Löffler nicht widerstehen - wie beim Nestroy-Ring 1983 oder der "Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold" 1991.

Wie schrieb einst "Krone"-Herausgeber Hans Dichand: "Die Chance, dass auch nur ein Mensch vor dem Fernseher das denken könnte, was Robert Löffler dazu einfällt, dürfte etwa so groß sein wie die Gefahr, dass jemand auf der Erde von einem Meteor getroffen wird."

Das Gefühl, als wir von seinem Tod erfuhren, war so!

Susanne Heinrich, Kronen Zeitung

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