Stadt wehrt sich

So unfair agiert Bayern im Airport-Streit

Salzburg
17.12.2016 15:11

Im Fluglärm-Streit zwischen Salzburg und Bayern werden die Töne wieder rauer: Die Bayern behaupten unter 90 Prozent des Fluglärms zu leiden und fordern wesentlich mehr Anflüge über die Südroute. Real ist aber auch nach bayrischen Berechnungen: 99 Prozent der Belastung liegt auf österreichischer Seite.

Die Salzburger Stadtregierung ist sauer, weil bewusst mit falschen Argumenten gearbeitet wird. "Diese Diskussion muss wieder auf eine sachliche Ebene zurück", so Bürgermeister Heinz Schaden, den vor allem stört, dass bei den Nachbarn jetzt Wahlkampf herrscht und der politische Druck wieder massiv steigt. Auch Messungen des bayrischen Verkehrsministeriums zeigen, dass 99 Prozent der Fluglärmbelastung auf Salzburger Seite liegen. Die Bayern trifft nur ein Prozent. Schon im Jänner 2015 wurden diese Berechnungen im Rathaus von Freilassing vorgelegt. In der Schutzzone 1 sind in Österreich 3691 Menschen betroffen, in Bayern nur 22. Eine Nachtschutz-Zone muss laut deutschem Fluglärmgesetz gar nicht ausgewiesen werden. Dazu kommt, dass die Flüge von Salzburg aus zuletzt von 24.500 auf 20.000 im Jahr sanken. Die Bayern machen aber trotzdem wieder Druck. Eine Durchführungsverordnung - sie könnte die Flüge über Bayern limitieren - ist noch nicht ganz vom Tisch. Und vermehrt sind politische Zwischentöne zu hören…

Massive Auswirkungen durch mehr Südanflüge
Seit Jahren fordern die bayrischen Flughafen-Kämpfer wesentlich mehr Anflüge vom Süden her. Die Verteilung von derzeit 90:10 soll auf 70:30 steigen. Piloten müssten dann von der deutlich sichereren Route abweichen. Die Stadtregierung warnt: "Das wäre eine dramatische Verschlechterung für die Stadt, die Umlandgemeinden und auf die Entwicklungsmöglichkeiten in der Zukunft." In Zahlen heißt das: Mehr als 12.000 Bewohner müssten an der Südroute mit Schallpegeln von mehr als 65 Dezibel leben. Wenn die Flüge um zirka 15 Grad geschwenkt werden, steige die Zahl der Betroffenen vor allem auch in Salzburg (siehe Visualisierung links): In Bergheim von derzeit 913 auf 3413, in Wals-Siezenheim von 2742 auf 3665, in der Stadt Salzburg von 13.029 auf 14.759. Der Platz würde dann noch knapper: Salzburg hat die kleinste Grundfläche aller Landeshauptstädte. Wohnprojekte an der Südroute wären nicht mehr möglich. Die Stadtregierung warnt vor massiven Auswirkungen in der Raumordnung. Andreas Schmidbaur, Leiter der Stadtplanung: "Dann wären auch Siedlungen wie die Bärgründe nicht mehr genehmigungsfähig." Und Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer erinnert an die Bedeutung für Tourismus, Wirtschaft, Bildung und Ausbildung. Auch bayrische Firmen profitieren.

Bayern blockieren auf allen Ebenen
Obwohl die korrekten Zahlen auch auf bayrischer Seite seit Jahren vorliegen, werden Entscheidungen blockiert. Eine Arbeitsgruppe soll jetzt auf Bundesebene sachlich entscheiden. Schadens Appell an die Nachbarn: "Runter vom Gas!"

Sabine Salzmann

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