Fünf Jahre Haft

Steirerin mischte Ehemann Gift in Kaffee – Urteil

Österreich
15.12.2016 19:35

Eine Steirerin ist am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht wegen versuchten Mordes zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Sie fühlte sich mit der Betreuung ihres schwer dementen Ehemannes überfordert und gab ihm heuer im Frühjahr mehrmals Rattengift in den Kaffee. Der Mann überlebte, die 67-Jährige beteuerte: "Ich wollte nur, dass er ins Spital kommt, damit ich mich erholen kann."

Die kleine, grauhaarige Frau schilderte dem Geschworenensenat anschaulich, wie schwierig ihr Leben verlaufen war. Sie musste nicht nur ihre Schwiegermutter, sondern auch deren Lebensgefährten pflegen, später wurde ihr Mann dement. Heuer im Frühjahr mischte sie ihm immer wieder Rattengift in den Frühstückskaffee. Der Mann begann "an allen Ecken und Enden zu bluten", beschrieb es Staatsanwalt Christian Kroschl, überlebte aber die Giftattacken. Das Krankenhaus erstattete nach einem toxikologischen Gutachten Anzeige, die Polizei fand schnell die Rechnung für das Gift im Auto der 67-Jährigen.

"Ich war verzweifelt und traurig"
Bei der Polizei erklärte sie noch, sie habe ihn "von seinem Leid erlösen" wollen, doch dann änderte sie ihre Verantwortung. "Sie haben Ihrem Mann immer wieder etwas in den Kaffee getan", stellte Richter Helmut Wlasak fest. "Ja", bekräftigte die Frau. "Was war denn das?", hakte der Richter nach. "So ein bissl Rattengift", schilderte die Betroffene. "Warum?", wollte der Richter wissen. "Ich war verzweifelt und traurig", versuchte die Frau zu erklären. "Was wäre gewesen, wenn er nicht ins Krankenhaus gekommen wäre, sondern gleich zu Hause gestorben wäre?" "Das wäre mir nicht recht gewesen. Ich wollte nur, dass er ins Spital kommt und ich mich erholen kann", sagte sie.

"Immer hat er Sex wollen"
Als der Sohn des Paares nach seiner Scheidung nach Hause zog, eskalierte die Situation. Die beiden Männer stritten häufig, schließlich zog die Frau in den Keller. Ihr Mann sei "immer so lästig gewesen, er hat nur geschimpft, nichts hat gepasst, und immer hat er Sex wollen", brach es aus der Befragten heraus. "Es war keine schöne Ehe, er ist 15 Jahre immer besoffen nach Hause gekommen", gab sie weiter zu Protokoll. Erst als ihr Mann gesundheitliche Probleme hatte, schränkte er seinen Alkoholkonsum ein.

"Das ist ein Systemversagen"
"Sie hat ihn jedes Mal ins Krankenhaus gebracht", führte die Verteidigerin für ihre Mandantin ins Treffen. "Dass wir überhaupt hier sitzen, ist ein Systemversagen. Psychisch kranke Menschen werden allein gelassen", so die Anwältin. Die 67-Jährige wurde vom psychiatrischen Gutachter Manfred Walzl als nicht zurechnungsfähig eingestuft.

Die Geschworenen befanden aber, dass sie zurechnungsfähig gewesen sei, und verurteilten sie einstimmig nach außergewöhnlich kurzer Beratung wegen versuchten Mordes. Wegen der schwierigen Umstände mit der Pflege des Mannes wurde aber die Mindeststrafe von zehn Jahren unterschritten. Die Frau erbat sich Bedenkzeit, der Staatsanwalt gab keine Erklärung ab. Das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

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