"Historisch"

Assad verkündet “Befreiung” von Aleppo

Ausland
15.12.2016 20:02

Der syrische Präsident Bashar al-Assad hat die umkämpfte Stadt Aleppo für "befreit" erklärt. Mit der "Befreiung" von Aleppo hätten die syrischen Regierungstruppen "Geschichte geschrieben", sagte der Machthaber in einem am Donnerstag im Internet veröffentlichten Video. Zuvor hatten Assads Streitkräfte und ihre Verbündeten die von den Rebellen gehaltenen Stadtviertel weitgehend eingenommen.

Verwundete und Zivilisten aus der Stadt gebracht
Im Lauf des Tages waren zudem die ersten Verwundeten und Zivilisten aus den verbliebenen Rebellengebieten der umkämpften syrischen Stadt gebracht worden. Eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz erklärte, dass 13 Krankenwagen und 20 Busse den Osten der Stadt verlassen hätten.

Livebilder des syrischen Fernsehsenders Al-Mayadeen zeigten eine Kolonne mit grünen Bussen und Krankenwagen, die die Rebellengebiete verließen. Mit dem ersten Konvoi wurden laut amtlichen syrischen Angaben 951 Menschen aus der Stadt gebracht. Unter ihnen seien vor allem Frauen, Kinder und Verletzte gewesen, aber auch etwa 200 aufständische Kämpfer.

Menschen sollen in Rebellengebiet gebracht werden
Wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete, verließen die Fahrzeuge den Bezirk Al-Amirijah und fuhren in das von der Regierung gehaltene Viertel Ramussa. Von dort aus sollen die Bewohner in den Westen der Provinz Aleppo gebracht werden, der von den Aufständischen kontrolliert wird.

Insgesamt handelt es sich um rund 15.000 Personen, die in Sicherheit gebracht werden sollen. Bei der Evakuierungsaktion gab es einen Zwischenfall: Regierungstreue Kämpfer feuerten laut Angaben eines Rettungsdienstes auf Krankenwagen und verletzten mindestens drei Personen. Auch von einem Toten war die Rede.

Später verließ ein weiterer Konvoi den Ostteil der umkämpften Stadt. Laut Angaben des staatlichen syrischen Fernsehens wurden "Bewaffnete und ihre Familien" in 15 Bussen aus Aleppo gebracht. Auf Fernsehbildern waren blinkende Lichter in der Dunkelheit zu sehen, als der Konvoi durch das von der Regierung kontrollierte Viertel Ramussa fuhr. Der dafür eingerichtete Korridor in die Provinz Idlib sei 21 Kilometer lang, sagte der russische Generalstabschef Waleri Gerassimow der Agentur Interfax zufolge.

Verwundete und Kranke haben Vorrang
"Als Erstes werden die Verwundeten, die Kranken und dann die Aktivisten und Journalisten abtransportiert", sagte Fares al-Shehabi, ein Abgeordneter des syrischen Parlaments. Anschließend würden die "Terroristen" folgen. Mit diesem Begriff bezeichnet das Assad-Regime alle Aufständischen.

UNO überwacht Evakuierungsmission
Die Vereinten Nationen begannen laut eigenen Angaben unterdessen, die Evakuierung zu überwachen. "Wir hoffen, dass wir den Start des letzten und nun erfolgreichen Evakuierungsversuchs sehen", sagte UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland am Donnerstag in Genf. Gleichzeitig betonte Egeland, dass die UN den Bewohnern keinen humanitären Schutz bieten können, da die Mitarbeiter sich in dem syrischen Krisengebiet nicht frei bewegen könnten.

Ein am Dienstag ausgehandeltes Abkommen über den Abzug von Kämpfern und Zivilisten aus Aleppos Rebellengebieten war am Mittwoch zunächst nicht umgesetzt worden. Russland als Unterstützer von Assad beschuldigte die Regimegegner, sich nicht an die Einigung gehalten und die Waffenruhe gebrochen zu haben. Aktivisten berichteten am Mittwoch von neuen Luftangriffen und heftigem Beschuss der verbliebenen Rebellengebiete. Aus regierungsnahen Kreisen hieß es, die Armee und verbündete Milizen hätten den bisher heftigsten Angriff auf die oppositionellen Milizen begonnen.

Reporter: "Keine Schüsse zu hören"
In der Nacht schien sich die Lage zu beruhigen: Einwohner aus dem von Rebellen kontrollierten kleinen Gebiet im Osten Aleppos berichteten, die Intensität der Luftangriffe und des Beschusses habe abgenommen. Auch in den vom Regime kontrollierten Teilen sei es ruhig, hieß es aus Regierungskreisen. Reportern zufolge waren am Donnerstag keine Schüsse zu hören.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow hatte am Mittwoch gesagt, er hoffe, dass sich die Lage in Ost-Aleppo in zwei bis drei Tagen endgültig entspannen werde. In einem Telefonat mit seinem US-Kollegen John Kerry bekräftigte er, dass die syrische Regierung zum freien Abzug der Rebellen aus Ost-Aleppo bereit sei, wie das Außenamt in Moskau am Mittwochabend mitteilte.

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