Stadtbild geprägt

Wiener Architekt Harry Glück 91-jährig verstorben

Wohnkrone News
14.12.2016 16:54

Der Wiener Architekt Harry Glück ist tot. Glück starb am Dienstag im Alter von 91 Jahren und prägte zu Lebzeiten die Wiener Architektur sowie die Stadtlandschaft maßgeblich. So geht etwa der bekannte Wohnpark Alt-Erlaa im 23. Bezirk auf sein Konto, neben rund 18.000 weiteren Wohnungen in ganz Wien. Den geplanten Abriss seines 1980 errichteten städtischen Rechenzentrums, den "Glaspalast", musste Harry Glück nicht mehr miterleben.

In mehrfacher Hinsicht sticht dabei das Opus Magnum des "Doyen des sozialen Wohnbaus" aus dem übrigen Oeuvre heraus: Der zwischen 1976 und 1985 fertiggestellte Wohnpark Alt Erlaa, der zum viel besprochenen Markenzeichen von Glücks Wohnbauphilosophie wurde. "Bei Bauaufgaben wie dem Rechenzentrum oder der Allianz-Generaldirektion wäre jeder zu ähnlichen Lösungen gekommen. Bei einem Wohnbau bin ich mir nicht sicher. Zumindest hat niemand etwas Ähnliches gebaut oder auch nur versucht", zeigte sich der Jubilar anlässlich seines 90ers im Vorjahr gegenüber der APA stolz auf sein Werk.

"Eckdaten fürs Wohn-Glück von der Evolution vorgegeben"
Die Zufriedenheit der Bewohner der 3100 Einheiten in den Wohntürmen von Alt-Erlaa ist auch durch sozialwissenschaftliche Studien belegt. Nicht nur die Schwimmbäder am Dach, sondern auch viele Kommunikations- und Freizeiträume sowie Grün, das nicht nur als Alibi-Behübschungsfläche zwischen Betonblöcken dient, sind dafür verantwortlich. Terrassenartig stapelt sich in Alt-Erlaa der eigene Grünraum bis in die Höhe der zwölfte Etage.

Die grundsätzlichen Eckdaten fürs Wohn-Glück seien von der Evolution vorgegeben und hätten sich seit Hunderttausenden Jahren kaum geändert, meinte der Architekt einst, dessen erster mehrgeschoßiger Wohnbau 1962 bezogen wurde und zu dessen letzten Arbeiten die Wohnbauten in der Altmannsdorfer Straße und am Altmannsdorfer Dreieck gehören.

Während Schulzeit zum Kriegsdienst
Geboren wurde er am 20. Februar 1925 in Wien als einziges Kind eines Bankbeamten und einer Schneiderin. Noch während der Schulzeit wurde er zum Kriegsdienst eingezogen, nach dem Krieg studierte er zunächst Bühnenbild und Regie am Max-Reinhardt-Seminar, ehe er für ein Architekturstudium an die Technische Hochschule Wien wechselte. Während des Studiums arbeitete er als Kulissenmaler in den Wiener Rosenhügel-Studios sowie als Bühnenbildner. Seine ersten Arbeiten als angehender Architekt führten ihn mit einem ganz Großen zusammen: Einige Monate lang arbeitete er im Architekturbüro von Josef Hoffmann auf der Kärntner Straße. 1966 eröffnete Harry Glück dann sein eigenes Büro, das als "Harry Glück und Partner" Anfang der 1980er-Jahre zum Großbüro mit über 100 Mitarbeitern avancierte.

Wohnbau als Lebensaufgabe
Dass er den Wohnbau als seine eigene Lebensaufgabe entdeckt habe und auch eine beneidenswert gute Auftragslage hatte, sei eigentlich auf einen Zufall zurückzuführen, stapelt der Architekt im APA-Gespräch einst tief: Er habe für eine Bekannte ihre gänzlich verbaute Genossenschaftswohnung mit Maßmöbeln eingerichtet. In der Folge habe es sich herumgesprochen, dass er der Überzeugung war, Wohnungen mit brauchbareren Grundrissen zeichnen zu können. Im Auftrag des Sekretärs des damaligen Sozialministers Anton Proksch durfte er unter Beweis stellen, dass er es tatsächlich besser konnte. Das war seine Eintrittskarte in den geförderten Wohnbau in Niederösterreich.

Vassilakou: "Ich werde ihn sehr vermissen"
Angesichts der Todesnachricht zollte Wiens Planungsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) Glück ihren Respekt: "Mit Harry Glück ist einer der größten und prägendsten Wiener Architekten von uns gegangen." Der Architekt sei Zeit seines Lebens ein brillanter Geist, ein Mentor und jemand, der seinen Erfahrungsschatz mit Generationen jüngerer Stadtplaner teilte, geblieben: "Mir war er seit nun 20 Jahren ein lieber Freund. Ich werde ihn sehr vermissen."

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