Extrem schadstoffarm

Auto der Zukunft fährt mit Gas aus Solarstrom

Wissenschaft
05.12.2016 17:00

Smog in Städten und der Klimawandel fordern eine Neuorientierung bei Fahrzeug-Antrieben. Strom - und zukünftig auch Wasserstoff - sind nur auf den ersten Blick ideale alternative Energieformen für angeblich emissionsfreie Antriebe. "Weil der Strom nicht einfach aus der Steckdose kommt, sondern genauso wie Wasserstoff erzeugt werden muss", erläutert Bernhard Geringer von der Technischen Universität (TU) Wien, "leider erfolgt dies häufig aus Erdgas oder gar Kohle."

"Der wesentlich bessere Antrieb ist die Verwendung von Erdgas direkt im Auto. Noch besser wäre Biogas, sowie zukünftig E-Gas - also aus Solar- oder Windstrom hergestelltes Gas. Damit können extrem effiziente und schadstoffarme Motoren hergestellt werden", so der Wissenschaftler.

Unter Geringers Leitung und mit österreichischen Partnern aus Wissenschaft und Automobilindustrie wurde ein extrem leichtes Fahrzeug (unter 600 kg) namens CULT (Cars Ultralight Technology) mit einem zukunftsweisenden Erdgasmotor entwickelt. Dieses vom Klima- und Energiefonds geförderte Projekt hatte zur Aufgabe, aus einem erprobten Kleinfahrzeugmotor mit weniger als einem Liter Hubraum, aber modernster Auflade- und Steuerungstechnik, einen pionierhaften Direkteinblasemotor mit niedrigstem Verbrauch bei höherer Motorleistung zu entwickeln.

Das Gas wird bei dieser neuartigen Technologie nicht einfach in den Ansaugtrakt der Luft eingesaugt, sondern wie bei konventionellen Motoren direkt in den Motorbrennraum eingespritzt. Dadurch entsteht ein sehr sparsamer und leistungsstarker Motor. Da sich auch kaum giftiges Abgas bildet, ist dieser CULT-Motor überaus umweltfreundlich.

Verbrauch nur zwei Liter pro 100 Kilometer
Wenn ein solch verbrauchsarmer und sauberer Motor in ein Leichtfahrzeug wie den CULT eingebaut wird, entsteht ein Fahrzeug mit geringerem Energieverbrauch und weniger CO2-Anfall als alle Konkurrenten - einschließlich Batteriefahrzeugen. Ein Verbrauch von umgerechnet lediglich zwei Liter Benzin pro 100 Kilometer ist ein Traumwert für ein vollwertiges Fahrzeug mit vier Sitzplätzen und einem ausreichenden Kofferraum.

Warum wird diese Technik noch nicht breit eingesetzt? Drei Gründe: Angst vor Gas beim Tanken, noch zu wenige Tankstellen, und auch die Sorge vom "Stranden" spielt eine Rolle. Tatsächlich kann ein solches Gasfahrzeug genauso wie ein benzinbetriebenes 400 bis 500 Kilometer weit fahren. Für diese beachtenswerte Entwicklung wurde dem CULT-Projekt der österreichische Staatspreis für Mobilität verliehen.

Zur Person:
Bernhard Geringer, geboren in Wien, studierte Maschinenbau an der Technischen Universität Wien. Promotion beim bekannten "Motorenpapst" Prof. Hans-Peter Lenz. Nach über zehn Jahren in der Industrie (Daimler Benz in Stuttgart und Steyr-Daimler-Puch sowie Magna in Österreich) trat er die Leitung des Motoren- und Fahrzeuginstituts an der TU Wien an. Angefangen von der klassischen Forschung an Motoren zur Schadstoffminderung und Verbrauchssenkung, widmet er sich heute vorrangig den alternativen Kraftstoffmöglichkeiten wie Bio- und Synthesekraftstoffen sowie der Elektromobilität und seit Kurzem ebenso der Brennstoffzelle als künftige Antriebsmöglichkeit.

Prof. Geringer wickelt seine Forschungsprojekte sowohl im geförderten Bereich im In- und Ausland als auch direkt mit namhaften Industriepartnern ab. Dadurch sind sein Institut und dessen zahlreiche Doktoratsabsolventen sehr begehrt.

In der Serie "Krone der Wissenschaft" stellen wir Projekte von Spitzenforschern und -forscherinnen in Österreich vor. Ausgewählt werden sie von Prof. Dr. Georg Wick, dem Leiter des Labors für Autoimmunität an der Medizinischen Universität Innsbruck.

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