60 Jahre Franz Hörl

“Verloren hat nur, wer nicht mehr aufsteht!”

Tirol
04.12.2016 13:57

Am 4. Dezember wurde der Tiroler Seilbahner, Touristiker und Wirtschaftsbund-Obmann Franz Hörl 60 Jahre alt. Im Gespräch mit der "Krone" schimpft er über die Grünen und ist überzeugt, dass die ÖVP-Bünde der Partei nicht unbedingt mit dem Weihrauchkessel wie ein Ministrant hinterherlaufen müssen.

Was wünschen Sie sich zum 60. Geburtstag? Privat, politisch, wirtschaftlich?

Privat wünsche ich meiner Frau Margot und mir, dass wir gesund bleiben und die Zeit, die wir miteinander verbringen genießen können. Politisch ist mein Wunschtraum, dass sich die politischen Parteien wieder ihrer Arbeit im Interesse der Menschen annehmen, anstatt der zu sehr grassierenden Polemik anheim zu fallen. Insbesondere die hohe Zahl der Arbeitslosen - 26.000 in Tirol, ca. 500.000 bundesweit - und die gleichzeitig 5.000 bzw. 40.000 offenen, nicht besetzbaren Stellen sind ein untragbarer Zustand. Ich bedaure, dass sich weder die Parteien noch die Sozialpartner auf Bundesebene um dieses Thema kümmern. Wirtschaftlich - und das geht ja nicht ohne politische Rahmenbedingungen - wünsche ich mir, dass das gegenseitige Ausspielen endlich aufhört. Österreich als neoliberale Gesellschaft hinzustellen ist ein Witz! Die Europäerinnen und Europäer stellen sieben Prozent der Weltbevölkerung, die zugleich 50 Prozent der globalen Sozialleistungen genießen und dazu auch erwirtschaften müssen. Österreich zählt mit einer Sozialquote von über 33 Prozent zu den sozialsten Ländern des Kontinents. Mit den unseligen grün-roten Neiddebatten holt man vielleicht die ein oder andere Wählerstimme ab, dem Land schadet man aber massiv und es entspricht auch nicht der Realität.

Was war politisch ihr größter Erfolg?

Als 34-Jähriger bei der ersten Direktwahl zum Gerloser Bürgermeister gewählt zu werden und das, obwohl ich zugleich der größte Unternehmer im Ort war.

Und in letzter Zeit?

Sicherlich die Wahl zum Obmann des Tiroler Wirtschaftsbundes, die ich erst angestrengt habe, als mein Vorgänger alle Vorschläge für eine Verjüngung des Wirtschaftsbundes ablehnte. Jetzt nach einem sehr arbeitsintensiven halben Jahr haben wir viel im Wirtschaftsbund weiter gebracht - neue Strukturen, neue Menschen und ein tolles Team implementiert sowie Zukunftsprojekte auf den Weg gebracht!

Größte Niederlage?

Verloren hat nur, wer nicht mehr aufsteht. Und ich musste oft aufstehen! Besonders enttäuscht hat mich das Verharren von Karl-Heinz Töchterle im Nationalrat, nachdem er nicht wieder Minister wurde. Hier hat ein Mann, aus gekränkter Eitelkeit heraus, bewusst die Vertretung Tirols im Parlament ein Stück schwächer gemacht. Oder haben sie in letzter Zeit gehört, dass dieser Abgeordnete sich zu Tiroler Themen geäußert hätte bzw. im Interesse Tirols etwas erreicht hat?

Ihre Pläne für das nächste Jahr?

Wir werden den Wirtschaftsbund noch mehr zum inhaltlichen Taktgeber in der Wirtschaftspolitik und zu den Gebirgsjägern der ÖVP machen, um so für alle bevorstehenden Wahlen gerüstet zu sein. Die Seilbahnwirtschaft wird weiter gegen die untergriffigen Attacken von Alpenverein und NGOs kämpfen und wie bisher mit Fakten punkten. Auch die Sparte Tourismus steht ebenfalls vor maximalen Herausforderungen, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Hier gilt es, sinnlose Verordnungen wie jene zu den Allergenen abzuschaffen und dieser Überregulierungwut Einhalt zu gebieten!

Wollen Sie noch einmal in den Nationalrat oder in den Landtag?

Es ist naheliegend, dass der Obmann des Wirtschaftsbund Tirol eine entsprechende politische Position einnimmt. Welche genau dies sein wird, das wird sich weisen. Oberstes Ziel ist und bleibt die Verjüngung.

Wie ist die Zusammenarbeit mit der Landesregierung?

Von großer Sachlichkeit getragen was die überwiegende Mehrheit der ÖVP-Landesräte betrifft und von einigem Unverständnis, wenn es um die Grünen Landesrätinnen geht.

Wie ist die Zusammenarbeit mit LH Günther Platter?

Wir reiben uns bisweilen, aber ich stehe zu Günther Platter und ich habe das Gefühl, er weiß auch, was er an einem bündischen Obmann wie mir hat!

Wie zufrieden sind Sie mit den Grünen in der Regierung?

(Lacht) Oft habe ich das Gefühl, dass die Damen noch nicht ganz im Dienst an der GESAMTEN Tiroler Bevölkerung angekommen sind. Damals meinten ja auch viele in meinem Umfeld, dass eine Koalition mit den Grünen sexy sein wird. Ich kann am Desaster um die Flüchtlingsunterbringung, am Boykott des Hotels am Obernberger See, am Boykott des Brückenschlag Lizum-Stubai und an der Hinhaltetaktik bei der Wasserkraft - und damit der Energiewende - nichts besonderes anregendes erkennen. Stillstand hat mit sexy nichts zu tun!

Wo sehen Sie die größten Differenzen mit den Grünen?

Deren gibt es viele. Aber am deutlichsten manifestiert sich die lebens-, wirtschafts- und realitätsferne Ideologie der Grünen, wenn es um Grund- und Mindestsicherung geht. Wir dürfen die Menschen nicht zur sozialen Hängematte führen, sondern der Arbeit den richtigen Wert geben. Das geschieht nicht, wenn man das Nichtstun finanziell belohnt. Stattdessen gehören Leistung und Fleiß belohnt und wirklich Bedürftige unterstützt. Das ist echte Sozialpolitik. Das sind wir auch den Menschen schuldig, die ins System einzahlen und jahrzehntelang eingezahlt haben. Und wer sich nicht integrieren will, dem müssen Konsequenzen drohen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den anderen ÖVP-Bünden?

Gut. Sachlicher Diskurs muss und soll sein. Parteitreue heißt noch lange nicht, dass man mit dem Weihrauchkessel wie ein Ministrant hinterherlaufen muss.

Wie geht es dem Wirtschaftsbund?

Der Wirtschaftsbund ist noch immer in einer Phase der Restrukturierung und der Modernisierung. Wir wollen stärker, effizienter und näher am Mitglied sein sowie einen Mehrwert für das Land darstellen, sodass in Zukunft noch mehr Menschen bei uns dabei sein wollen. Da gibt es noch viel zu tun und ich baue dabei auf das stark verjüngtes Führungsteam um Geschäftsführerin Daniela Kampfl.

Konnten Sie Ihre Pläne umsetzen?

Teile davon!

Die wichtigsten Herausforderungen aus Ihrer Sicht für Tirol?

Wir müssen erkennen, dass es auch die Talschlüsse und die peripheren Regionen sind, die wesentlich zum Wohlstand und zum Reichtum des gesamten Landes beitragen. Hier gilt es die Kluft, die bisweilen zwischen urbanen Schichten und Menschen vom Lande ersichtlich wird zu kitten. Es gibt zu viele Menschen, deren Wohlstand auf der Tourismus-Branche fußt, die davon aber keine Ahnung haben und bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit dem Chor der Tourismus-, Wirtschafts- und Seilbahnkritiker mitheulen. Es ist in bestimmten Kreisen halt ein bissl schick, gegen Seilbahnen und Skigebiete zu sein und den eigenen Energie- und Ressourcenverbrauch dabei ganz gerne zu vergessen. Dieses Floriani-Prinzip tut uns nicht gut. Besonders wenn es um erneuerbare Energieerzeugung geht, müssen wir unsere Stellung massiv verbessern und an echter Autarkie arbeiten. Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie sollen nicht nur weit weg von uns passieren.

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