Da bist du platt!

Samsungs dünnstes Handy der Welt im Test

Elektronik
06.10.2006 08:26
Hätte man mir für jedes „Boah, is des klaaa!“ nur zehn Cent gegeben und für jedes „Kann ich mal angreifen?“ sagen wir dreißig – die Testwoche mit dem SGH-X820 wäre ein lukratives Geschäft geworden. Die Tatsache, das Samsungs (derzeit) dünnstes Handy der Welt Aufsehen erregt, ist somit belegt. Dem Schmalwunder darf man aber auch sonst eine Menge guter Eigenschaften zuschreiben...

Zum Beispiel, dass es nicht bockt. In der Zeit der so genannten Smartphones, die gleich das ganze Büro parat haben wollen, bevor sie noch ihre Primärdisziplin – nur damit wir das nicht vergessen, TELEFONIEREN lautet sie – aus dem Effeff können, sind Handys, die auf Knopfdruck tun, was man sich von ihnen erwartet, zur Rarität geworden.

Beim X820 ist das im Test nicht der Fall gewesen. Kontakte oder Anrufprotokolle durchscrollen packt das Handy schneller als der Daumen, auch beim SMS-tippen gab’s keinerlei Verzögerungen. Allerdings ist die grafische Gestaltung der Menüs und Screens doch eher schlicht und monoton gehalten. Hier blinkt nichts, hier hüpfen und überschlagen sich keine Icons. Whatsoever.

Mit üppiger Ausstattung kann das SGH-X820 im Gegensatz zu seiner Schnelligkeit vielleicht auch aus diesem Grund nicht aufwarten: Bluetooth, EDGE, MP3-Wiedergabe, immerhin 82 Megabyte interner Speicher, Zwei-Megapixel-Cam ohne Blitz und dann beginnen schon die üblichen Verdächtigen wie Alarmfunktion, Kalender, Maße-Umrechner und so weiter...

Wenn du so ein frisch ausgepacktes X820 in der Hand hältst, überkommen dich aber zu allererst einmal Zweifel. Wie lang soll man mit einem Akku, der gerade einmal so groß und hoch ist, wie ein Blättchen After Eight, telefonieren können? Und in der Tat ist das die Gretchenfrage beim „dünnsten Handy der Welt“ – ob nicht irgendein findiger Asiate schon mal etwas Dünneres gebaut hat, können wir ohnehin nicht sagen, also glauben wir Samsung vorbehaltlos.

Sag, wie hältst du’s mit der Standbyzeit? Und das X820 antwortet nach knapp zehn Testtagen routinierten Telefonierens und vorbildlich und laut Bedienungsanleitung durchgeführter Ladevorgänge: „Knapp drei Tage, wenn du keine Plaudertasche bist.“ Rekord ist das natürlich bei weitem keiner. Dafür, dass dir dein Telefon nicht die Hosentasche ausbeult, bleibt das aber ein passabler Wert mit dem man leben kann.

Als passabel darf auch die Zwei-Megapixel-Kamera des X820 bezeichnet werden. Die Bilder, die sie liefert, schießen zwar nicht den Vogel ab, wenn genügend Tageslicht vorhanden war, kann man das eine oder andere aber schon mal ausdrucken. Fotos kann man mit dem X820 nächtens natürlich auch in finsteren Diskotheken schießen – herzeigen würd ich die dann aber nicht. Durch den fehlenden Blitz und den Mangel an Lichtstärke rauschen solche Schnappschüsse zu stark.

Höchste Zeit war es, dass die Qualität von Samsungs mitgelieferten Headsets besser wurde. Bei anderen Modellen war es bisher häufig der Fall, dass die Ohrhörer mehr Rauschen als Töne von sich gaben. Das Stereo-Headset des X820 liefert jetzt saubere Sprachverständlichkeit auf beiden Seiten der Verbindung.

Die positiven Eigenschaften des X820 überwiegen somit. Negative gibt’s eigentlich nicht wirklich, ärgerliche sind schnell aufgezählt: Das Schmalwunder kann nicht gleichzeitig klingeln und vibrieren (empfehle hiermit ein Multitasking-Seminar), es gibt beim Ein- und Ausschalten ein Spieluhr-Gedudel in voller Lautstärke von sich (= strafende Blicke von verschlafen dreinblickenden U-Bahn-Nachbarn) und es leuchtet beim Aufladen permanent, und das sehr hell. Und auch dann noch blendend, wenn man es mit der Displayseite schon längst der Nachtkästchenoberfläche zugewandt hat...

Aber, summa summarum: Das X820 ist ein zuverlässiges Mobiltelefon, dass einen gekonnten Spagat zwischen dem, was man braucht und dem, was Handys heutzutage einfach noch nicht können (das mit der Kamera gehört da zwar jetzt nicht unbedingt dazu) schlägt. Natürlich sind die 6,7 Millimeter Dicke (Dünne?) das ausschlaggebende Argument, das einen zum Kauf bewegen könnte, aber auch im Telefonie-Bereich erledigt Samsungs Schmalwunder seine Aufgaben routiniert und schnell. Man muss nur aufpassen, dass man’s beim Aufräumen nicht aus Versehen unter den Teppich kehrt...

Ach, ja: Auf dem freien Markt ist das SGH-X820 schon um gesehene 220,- Euro ohne Vertragsbindung zu haben. Mit Betreibervertrag wird das Handy bereits für einen Euro verhökert.

Christoph Andert
Fotos: Andreas Graf

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