Nur schön?

Wie sportlich fährt sich ein BMW i8 im Schnee?

Motor
26.11.2016 11:56

Dem BMW i8 wird so viel nachgesagt, was er eigentlich ist bzw. angeblich sein soll. Ein Elektroauto zum Beispiel. Oder ein Sportwagen. Nach einem Vormittag hoch über Sölden, am Rettenbachferner, könnte ich nun das Gerücht in die Welt setzen, er sei eine Schneefräse. Ist er natürlich auch nicht, aber auf Eis und Schnee kann man mit ihm mehr Spaß haben, als seine spacige Optik erwarten lässt.

(Bild: kmm)

Auch wenn der BMW i8 von vielen als Elektroauto wahrgenommen wird, ist er (anders als sein Bruder in der Carbonfaser BMW i3) ein Plug-in-Hybrid. Die Vorderräder treibt ein 131 PS starker Elektromotor mit Zweigangautomatik an, ein 231-PS-Dreizylinder-Benziner im Heck wirkt über ein Sechsgang-Automatikgetriebe auf die Hinterräder. Macht zusammen 362 PS, die sportliche Fahrleistungen ermöglichen, den i8 aber noch nicht zu einem Supersportler machen - auch wenn BMWs Carbon-Speerspitze inzwischen sportlicher fährt als noch in der ersten Zeit nach Erscheinen im Jahr 2014. Damals rollte der Wagen auf Leichtlaufreifen vom Band, die jede Dynamik in Untersteuern ertränkten. Doch das wurde mittlerweile geändert. Und jetzt gehen wir mit ihm im Schnee spielen.

Was Sölden das sein?
Große Augen, fragende Gesichter, aufgerissene Münder - es ist schon ein ungewöhnliches Bild, wenn ein BMW i8 oder gar eine ganze Handvoll davon da oben in den Alpen landet wie die Ufos und den Schnee spritzen lässt, dort, wo Skifahrer und Snowboarder zu Hause sind und BMW alljährlich das "Winter Technic Drive" veranstaltet. Bisher immer mit X-Modellen oder anderen "normalen" allradgetriebenen Fahrzeugen (die machen inzwischen bereits 60 Prozent der Verkäufe aus). Oder auch mit Allradlern der britischen Tochter Mini.

Wir rollen rein elektrisch los (25 Kilometer schafft er realistisch ohne Sprit), im E-Modus läuft er maximal 120 km/h. Bei voller elektrischer Beschleunigung geht irgendwann ein Ruck durch das Fahrzeug; das ist der Moment, wenn das sonst unauffällige Zweigang-Getriebe der E-Maschine schaltet. Dann bremse ich herunter, kippe den Automatikhebel auf Sport und presche mit Vollgas und der kompletten Systemleistung durch den Tunnel bergauf. Hat was von einem Raketenstart, 4,4 Sekunden reichen für 0 bis 100. Der über die Lautsprecher angereicherte Dreizylindersound dabei ist Geschmackssache.

Doch fürs Geradeausfahren sind wir nicht hier heraufgekommen.

Wehe, wenn er losgelassen
Zuerst hatte ich ein wenig Hemmungen, den schicken Carbon-Münchner erbarmungslos über die weiße Pracht zu prügeln. Mit einem Victoria's-Secret-Model würde man ja auch nicht gleich eine Schneeballschlacht machen. Aber immerhin hat er Allradantrieb, und das sollte ihn schon per se zum Winterspaßler machen.

Die Frage war nur: Wie gut funktioniert ein Allradantrieb, bei dem die Achsen nicht über eine Welle, sondern nur über die Straße verbunden sind? Wie es sein soll, quasi als Referenz, haben wir am Vortag mit dem neuen Mini Clubman All4 ausprobiert, der mit seinem Haldex-5-Allradantrieb so spielerisch zu driften ist, wie man es sich nur wünschen kann. Da ist die Antriebskraft immer da, wo sie sein muss, ohne spürbare Verzögerung.

Mit dem BMW i8 über den Schnee fliegen
Es ist ein Spaß mit dem BMW i8, wie man unschwer im Video erkennen kann. Natürlich empfiehlt es sich, die Flügeltüren zu schließen, bevor man ihn fliegen lässt, wenn man nicht im Nassen sitzen will. Jedenfalls verteilt die Elektronik die Kraft auf die vier Räder, wobei Front und Heck voneinander unabhängig agieren.

Kritisch betrachtet funktioniert das Zusammenspiel der Kräfte, also der elektrogetriebenen Vorderachse und der verbrennergetriebenen Hinterachse, im normalen Fahrbetrieb gut genug. Wenn es aber ums sehr sportliche Fahren geht, also auf Zeit oder driftend über einen Schneeparcours, dann zeigen sich die Grenzen des Systems; bzw. die Grenzen dessen, was es im Moment leisten kann. Da dauert es immer wieder eine Spur zu lange, bis die Vorderräder ins Spiel gebracht werden, wodurch das Fahrverhalten nicht so spielerisch ist wie etwa beim Mini. Man fährt einfach nicht so sauber und präzise, wie es wünschenswert wäre.

Unterm Strich
Ob der BMW i8 nun noch immer ein Versuchsträger ist, der an Endkunden verkauft wird, oder ein fertig entwickeltes Carbon- und Hybrid-Faszinosum: Er fühlt sich leicht an, sieht bestechend aus und macht wirklich Freude, seit er nicht mehr auf Rutschreifen fährt. Ob man mit ihm gut aussieht, hängt nicht von der Sportlichkeit des Autos ab - sondern von der des Fahrers. Sich unter den Flügeltüren ungelenk über den breiten Schweller wuzeln ist genauso peinlich wie in einem Cabrio in der Nase zu bohren.

Aus dem Video-Archiv: BMW i8 - so fährt sich der bayrische Ufo-Sportler

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(Bild: kmm)



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