Bald live in Wien

Amon Amarth: Vom Keller in den Chart-Olymp

Musik
17.11.2016 16:44

Die Popularität der schwedischen Death-Metal-Aushängeschilder Amon Amarth gehört zu den seltenen Wundern des Musikgeschäfts. Mit einer kommerziell schwer zu verkaufenden Musikrichtung und von ganz unten startend, haben sich Johan Hegg und Co. in den letzten Jahren zu einem Mainstream-Act entwickelt, ohne den eigenen Prinzipien untreu zu werden. Wir haben uns darüber mit Bassist Ted Lundström unterhalten und freue uns auf den Gig im Wiener Gasometer.

(Bild: kmm)

In der heutigen Welt der genormten Musik passiert es nur allzu selten, dass etwas noch wirklich überraschen kann. In einer Ära, wo gefühlte vier Songschreiber die Hits ihrer Stars von drei verschiedenen Produzenten veredeln lassen und sich die Gleichförmigkeit längst über Pop, Hip-Hop, R&B und Electro gelegt hat, sticht ein Erfolg wie der von Amon Amarth besonders offensichtlich hervor. Mit ihrem aktuellen Studioalbum "Jomsviking" eroberten sie in der Erscheinungswoche Anfang April Platz eins der österreichischen Albumcharts. Das war in etwa gleich sensationell wie der Meistertitel von Leicester City in der abgelaufenen Premier-League-Saison.

Erfolg ohne Formatradio
Amon Amarth kann man durchaus als grobschlächtig und kompromisslos bezeichnen: Lange, wehende Mähnen, altnordische Tätowierungen, bis weit zum Oberkörper hinunterwachsende Bärte, massive Gitarrenriffs, Blastbeat-Stakkati und die von Fronthüne Johan Hegg vorgetragenen Growl-Vocals, welche vielleicht größte aller Diskrepanzen zu den üblichen Chart-Spitzenreitern darstellen. "Mit Johans Stimme ist es zwar unmöglich ins Radio zu kommen, aber man versteht seine Texte trotz der tiefen Stimmlage und unsere Riffs weisen viele Melodien auf", klärt Bassist Ted Lundström im "Krone"-Interview über den Erfolg aus Bandsicht auf.

Lundström ist einer von drei Gründungsmitgliedern der Combo, die sich bereits 1992 im Stockholmer Vorort Tumba formierte und bis zum heutigen Tag einen selten gewordenen Weg schaffte: den harten, ehrlichen, der nichts mit Protektion zu tun hat. "Wir haben all die Jahre über unendlich viel getourt, waren tatsächlich fast durchgehend unterwegs und haben extrem hart für diesen Erfolg gearbeitet. Auch wenn diese Entwicklung bis hierher verrückt ist - im Endeffekt ist unser derzeitiger Erfolg die Belohnung dafür." Lundström und Co. wurden niemals auf Rosen gebettet und erlebten von eiskalten Nächten auf Kellermatratzen bis hin zu am Straßenrand ausrollenden Tourbussen die komplette Palette des "Amateurband-A&O", bis sich der Erfolg nachhaltig einstellte.

Niemals aufgeben
Ein wichtiger Markstein für die gegenwärtige Popularität war das 2002er-Album "Versus The World", das nicht nur mit dem live immer noch im Fixprogramm befindlichen "Death In Fire", sondern auch mit dem Titeltrack für breite Beachtung sorgte. In diesem besingt Hegg die Mühen und Qualen, die die Band über all die Jahre erleiden musste, freilich noch nicht wissend, dass die Trendwende ausgerechnet damit kommen würde. "We've been battered and left for dead, we’ve been beaten and we have bled, but we always made it through - versus the world" - ein Manifest für Solidarität, Kampfgeist, eisernen Welt und Durchhaltevermögen. Allesamt wichtige Kernelemente, die denn Heavy Metal und seine passionierte Fanszene seit jeher einzigartig machen.

Amon Amarth setzten in all den Jahren nicht nur auf die größtmögliche Kontinuität im Besetzungssegment, sondern auch in der Konzeption. Die nordische Mythologie im Großen und das Leben und Sein der Wikinger im Speziellen prägen das skandinavische Gespann seit mittlerweile zehn Alben. Ein scheinbar nie versiegender Quell an Inspirationen, aus denen Frontmann Hegg seine Texte und Gitarrist Olavi Mikkonen die Songstrukturen schöpfen. "Die Menschen erkennen uns am Gesamtkonzept, der Bühnenshow und auch am Merchandise", bestätigt Lundström, "das Paket passt einfach und über all die Jahre haben wir etwas Größeres geschaffen als die Musik selbst". Heavy-Metal-Fans halten ihren Lieblingsbands nicht nur in schlechten Zeiten die Stange, sondern sorgen als eines der letzten musikalischen Genres auch nach wie vor für respektable Verkaufszahlen im physischen Produktsegment.

Visuelle Opulenz
Durch den steigenden Erfolg der letzten Alben hat sich auch das Bühnenbild fundamental verändert. Innerhalb von etwas mehr als einer Dekade verwandelten sich die Schweden vom fast noch unbeachteten Support der finnischen Monsterrocker Lordi zur global erfolgreichsten Extreme-Metal-Band, die mit überdimensionalen Wikingerschiffen, Pyroeffekten und fulminanten Runensteinen auch optisch neue Welten eröffneten. "Amon Amarth-Shows müssen etwas darstellen", erklärt Lundström, natürlich auch begünstigt durch das stets steigende Budget der Schweden, "Drachen und Wikingerboote passen hervorragend zu unserem Konzept, aber in uns reifen schon jetzt wieder Ideen für die Zukunft."

Das Luxusproblem der Hallen füllenden Todesmetaller? "Aus unserer Nische können wir jetzt natürlich kaum mehr ausbrechen, sollten wir die Lust dazu verspüren. Aber das haben wir ohnehin nicht vor, denn wir fühlen uns in unserer Welt sehr wohl." Eine Welt, die sie gerne mit ihren Fans teilen. Zunächst am Dienstag, den 22. November, im Wiener Gasometer. Mit am Start sind die US-Thrasher Testament, die mit "Brotherhood Of The Snake" unlängst ein bombenstarkes Album veröffentlicht haben und das schwedische Heavy/Doom-Gespann Grand Magus. Karten gibt es noch unter www.musicticket.at.

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