Bald auf Deutsch?

Trump-Stimmungsmacher “Breitbart” will expandieren

Medien
17.11.2016 09:54

Dass Donald Trump jetzt der gewählte Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist, hat weniger seinem staatsmännischen Auftreten, als seinen Einheizern zu verdanken. Der "Primus inter pares" : Steve Bannon. Mit seinem ultrarechten Online-Portal "Breitbart News" unterstützte er Trump und machte Stimmung gegen Hillary Clinton. Trump will ihn dafür zu seinem Chefstrategen im Weißen Haus machen - eine mächtige Position, die Bannon wohl zu nutzen wissen wird. Denn "Breitbart" will in Europa expandieren und könnte bald auch in deutscher Sprache online gehen.

(Bild: kmm)

Trump wird Amerika retten, Barack Obama soll "hasserfüllte Muslime importiert" haben und Hillary Clinton in der Wahlnacht "schreiend Gegenstände nach ihrem Mann geworfen" haben - der Nachrichtenwert von Breitbart.com ist nicht überschaubar, er ist auch mehr als einseitig. Gehetzt wird prinzipiell gegen jeden, der nicht weiß, christlich, erzkonservativ und Angehöriger der Arbeiter- oder Mittelschicht ist.

Juden, Muslime oder andere Glaubensrichtungen werden dort ebenso mit Terrorismus und Verbrechen gleichgesetzt wir Mexikaner, Afroamerikaner oder Mitglieder des "Establishments". Prinzipiell sind rechtspopulistische Hetz-Websiten ja nichts Neues. In Österreich fährt unzensuriert.at einen ähnlichen Kurs. Die FPÖ-nahe Website behauptet von sich selbst, über Themen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu berichten, "die von den Mainstream-Medien gar nicht oder nur ungenügend behandelt werden". Wer konkret hinter den Beiträgen steckt, ist aber nicht bekannt.

"Geburtenkontrolle macht Frauen unattraktiv"
Bei "Breitbart" weiß das hingegen nur zu gut. Steve Bannon wurde von Trump im August offiziell als Kampagnenmanger ins Boot geholt. Er steht für besonders brutale Polemik. So fragte "Breitbart" unter seiner Führung etwa: "Was hätten Sie lieber? Dass Ihr Kind an Feminismus oder an Krebs leidet?" Eine andere Schlagzeile lautete: "Geburtenkontrolle macht Frauen unattraktiv und verrückt."

Die fragwürdigen Überzeugungen gehen gar so weit, dass die Verantwortlichen lieber einer eigenen Mitarbeiterin das Vertrauen entziehen, statt Trump anzugehen: Im März zeigt die damalige Breitbart-Reporterin Michelle Fields Trumps damaligen Wahlkampfmanager Corey Lewandowski an. Er soll sie geschlagen haben. Die Chefs von Breitbart.com stellen sich auf Lewandowskis Seite. Fields verlor ihren Job.

Rassist als Chefstratege empört Amerikaner
Dass Trump seinen Stimmungsmacher jetzt auch zum Chefstrategen im Weißen Haus machte, empört viele Amerikaner. Der bei den US-Vorwahlen bei den Demokraten unterlegene Senator Bernie Sanders forderte Trump auf, diese Entscheidung zu überdenken. "Die Nominierung eines "Rassisten" für eine Leitungsposition sei "völlig inakzeptabel" erklärte der Senator aus dem Bundesstaat Vermont am Mittwoch. Die Anti-Rassismus-Organisation Southern Poverty Law Center den "Breitbart"-Chef als Betreiber einer "weißen ethno-nationalistischen Propagandamühle".

Bannon hatte übrigens bereits im Juli angekündigt, ein "Breitbart Paris" oder "Breitbart Frankreich" gründen zu wollen. In London unterhält die Website bereits eine Niederlassung, die Brexit-Bewegung wurde von dort aus massiv unterstützt. Weitere Büros in Europa sollen folgen. Auch im deutschsprachigen Raum will man Fuß fassen. Bannons neugewonnene Machtposition dürfte da vieles vereinfachen.

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