Montag, 7.30 Uhr, zwei Stunden nach Beginn der Frühschicht: 150 Beschäftigte befanden sich im Betrieb, als es in der Färberei und Gerberei zu einer unerwarteten chemischen Reaktion kam, wie es sie seit der Firmengründung im Jahr 1978 noch nie gegeben hatte. Zehn Kilometer weit war der Gestank nach faulen Eiern als geruchliche "Begleiterscheinung" zu vernehmen - und die Folgen waren katastrophal!
Ein Arbeiter schildert die Ereignisse: "Eine Frau ist auf dem Boden gelegen, unter ihrem Kopf war eine Blutlache. Eine zweite wollte der Kollegin helfen und ist dabei ohnmächtig geworden. Eine weitere Frau kam zu Hilfe und sank auch zu Boden. Ich bin um mein Leben gerannt."
Arbeiter trugen Kollegen aus Halle
Eine Wolke aus Schwefelwasserstoff - der den Geruchssinn und die Atmung lähmt - hatte die Halle I erfüllt. Innerhalb kurzer Zeit waren 22 Rotkreuz-Autos mit sechs Notärzten sowie 70 Feuerwehrmänner und drei Hubschrauber vor Ort. Mutige Arbeiter hatten in der Zwischenzeit ihre bewusstlosen Kollegen ins Freie gebracht.
Für zwei Frauen, die 52-jährige Rafka O. aus Gleisdorf und die 28-jährige Sofia O. aus Ludersdorf, kam jede Hilfe zu spät - sie verstarben noch am Unglücksort. Eine weitere Angestellte, eine 40-jährige Frau, starb in der Nacht auf Dienstag im Landeskrankenhaus Graz an Herzversagen.
Vier Beschäftigte - drei Frauen und ein Mann im Alter von 28 bis 46 Jahren - wurden lebensgefährlich, acht schwer verletzt, 20 Arbeiter klagten über Übelkeit. Wie es zum Chemieunfall kam, ist noch unklar.
VON MANFRED NIEDERL UND CHRISTA BLÜMEL
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.