"Bergdoktor" & Co

Film- und Fernsehbilder als Gästemagnete

Medien
11.11.2016 13:41

Die schroffen Felsen des Wilden Kaisers, die Kanalisation von Wien, die Schlösser der Stadt Salzburg: Drehorte von Filmen und TV-Serien ziehen auch in Österreich Touristen an, mitunter in Scharen, mitunter auch noch nach Jahrzehnten. Eine Tagung in Salzburg hat nun gezeigt, von wie viel Wert entsprechende Angebote und richtige Marketingstrategien für Tourismusregionen sein können.

(Bild: kmm)

Seit 2008 läuft im Fernsehen die von ORF und ZDF produzierte Serie "Der Bergdoktor". Die heuer ausgestrahlte neunte Staffel kam alleine in Deutschland im Schnitt auf 6,92 Millionen Zuseher und mehr als 20 Prozent Marktanteil. Stets prominent im Bild: Die Region um das Kaisergebirge in Tirol, wo TV-Arzt Dr. Martin Gruber ordiniert. Zehn Staffeln mit 105 Folgen wurden bis dato abgedreht - und sie bescheren der Ferienregion zahlreiche Besucher.

"Wie viele Touristen nur wegen dem Bergdoktor zu uns kommen, lässt sich schwer sagen. Aber die Effekte sind klar spürbar", sagte Lukas Krösslhuber vom Tourismusverband Wilder Kaiser am Donnerstag bei einer vom Wirtschaftsministerium und der "Location Austria" veranstalteten Tagung in Salzburg. "Wir sind im Vergleich zu anderen Tiroler Destinationen in den vergangenen Jahren über dem Schnitt gewachsen. Ich persönlich führe zumindest die Hälfte dieses Zuwachses auf die Serie zurück."

Als einmal eine Staffel nicht wie üblich zwischen Jänner und März - "in der Zeit entscheiden sich viele Gäste für den Sommerurlaub" -, sondern im Sommer ausgestrahlt wurde, gab es in der Region entgegen dem Branchentrend ein Minus bei den Gästezahlen. "Wir sehen das als Indiz für die Wirkung des Bergdoktors." Klar messbar seien für Krösslhuber auch Angebote, die speziell für Bergdoktor-Touristen geschaffen wurden. Zwei Fan-Tage mit Schauspielern der Serie mit jeweils 950 Gästen hätte man doppelt verkaufen können. Und der Traktor, der am Anhänger 14 Mal die Woche 35 Besucher den Berg hinauf zum TV-Wohnhaus bringt, sei im Sommer jedes Mal ausgebucht.

Der Erfolg komme aber nicht von alleine: Die Touristiker haben Verträge mit Schauspielern und Locations abgeschlossen, arbeiten mit Fan-Klubs zusammen, bemühen sich um neue Lizenzverträge mit dem ZDF. "Wir dürfen derzeit etwa keine Bergdoktor-Pakete mit Reiseveranstaltern anbieten", erklärte Krösslhuber.

Wie nachhaltig Filme wirken können, zeigte am Donnerstag auch das Beispiel "Der Dritte Mann". Der Film aus 1949 bringt offenbar noch immer Menschen dazu, an einer Tour ins Wiener Kanalnetz teilzunehmen. 2015 waren das mehr als 18.000 zahlende Besucher. "Wir schätzen, dass die Hälfte davon wegen dem Film kommen", sagte Josef Gottschall von Wien Kanal. Und Stefan Herzl, Geschäftsführer von Salzburg Panorama Tours, berichtete von der ungebrochenen Sogwirkung von "Sound of Music" aus 1965. Rund 50.000 Besucher nehmen jedes Jahr an seiner "Original Sound of Music Tour" teil. Er schätzt die Zahl der Menschen, die jedes Jahr nur wegen "Sound of Music" nach Salzburg kommen, auf 350.000. "Diese Besucher blieben auch länger in der Stadt als der Durchschnittsgast."

Dreharbeiten können nicht nur das Interesse von Besuchern wecken, sie lassen auch direkt Geld in der Region. Beim "Bergdoktor" sollen das laut Krösslhuber 1,2 Millionen Euro im Jahr sein - für Unterbringung, Motivmieten, Verköstigung oder Honorare. Dass das im Vergleich mit anderen Produktionen nur Peanuts sind, zeigte am Donnerstag ein Beitrag aus Nordirland. Dort wurden die Macher der vielfach Emmy-prämierten HBO-Serie "Game of Thrones" bei den Dreharbeiten für die Staffeln 1 bis 6 mit knapp 14 Millionen Pfund (15,95 Millionen Euro) unterstützt - die Einnahmen dadurch lagen bei mehr als dem Zehnfachen.

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