Das geht zu weit!

Netz tobt über vollverschleierte Frau in der ARD

Ausland
07.11.2016 13:51

In der jüngsten Ausgabe der ARD-Diskussionssendung "Anne Will" sind nicht nur im Studio die Wogen hochgegangen. Seit der Ausstrahlung am Sonntagabend herrscht auch in den sozialen Medien helle Aufruhr. Der Grund: Die Frauenbeauftragte des Islamischen Zentralrats der Schweiz, Nora Illi, tauchte vollverschleiert auf. Viele sehen das als Provokation im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Zudem regte sie mit umstrittenen Aussagen über Frauenrechte im Islam und der Radikalisierung von Jugendlichen in Deutschland auf.

"Mein Leben für Allah - Warum radikalisieren sich immer mehr junge Menschen?" lautete das Thema der Talkshow. Für viele Kommentatoren verbreitete Illi, die mit 18 Jahren vom Buddhismus zum Islam konvertiert war, lediglich islamistische Propaganda. Ein kleiner Auszug: Im Islam herrsche "Vielfältigkeit und Respekt". Als Frau habe sie "ganz viele Rechte, sich auszuleben". Eines der Rechte sei: "Frauen dürfen im Islam das Geld behalten, das sie selbst verdienen." Der Niqab sei keineswegs ein Zeichen der Unterdrückung, für Illi bedeutet der Schleier "Freiheit und Selbstbestimmung".

Das löste bei Diskussionsteilnehmer Wolfgang Bosbach von der CDU, der für ein Vollverschleierungsverbot eintritt, nur Kopfschütteln aus. Er konterte damit, dass auf der Website des Islamzentrums München ganz ausführlich erklärt werde, unter welchen Bedingungen ein Muslim seine Frau schlagen darf.

Der nächste Aufreger war das fünfmalige Beten am Tag, das laut Illi auch am Arbeitsplatz erlaubt werden sollte - alles andere wäre eine Einschränkung der Religionsfreiheit. Auch darauf hatte Bosbach eine emotionale Antwort parat: "Sie machen sich Sorgen in einem Land, in dem es Tausende Moscheen und Gebetshäuser gibt? Versuchen Sie mal, mit einer Bibel nach Saudi-Arabien einzureisen!"

Die Schweizerin versuchte, ihren Standpunkt mit Zahlen zu untermauern: "21 Prozent der Deutschen bezeichnen sich als islamophob", behauptete sie. Auf die Frage nach der Quelle dieser Zahlen erhielt Moderatorin Anne Will jedoch keine konkrete Antwort.

Auch bei der Radikalisierung sorgte Illi mit umstrittenen Aussagen für Aufregung. Diese kamen in Form eines Zitats, vorgetragen von Will: "Muslime sind weltweit massivsten Repressionen ausgesetzt. Kein Wunder also, dass die Versuchung riesig sein muss, aus diesem Elend auszubrechen, ja, die Hidschra, also die Einreise in ein islamisches Land nach dem Vorbild des Propheten, zu vollziehen, um dann im gelobten Syrien gegen die Schergen Assads und für Gerechtigkeit zu kämpfen. Daran ist aus islamischer Sicht auch gar nichts auszusetzen. Eine solche Überzeugung muss man, in den hiesigen Kontext übersetzt, als Zivilcourage hochloben."

Islam-Experte Ahmad Mansour stellte angesichts der ausschweifenden Rechtfertigungen der Radikalisierung von Jugendlichen in Europa die Frage: "Wollen Sie hier missionieren?" Mansour selbst war als Jugendlicher in die Fänge einer radikalen Strömung geraten. Und das nur, wie er selbst beschrieb, weil er "als Junge gemobbt wurde" und beinahe der Propaganda der Islamisten erlegen sei, "das Gefühl des Stolzes" zu erleben.

Nach der Debatte im Studio findet nun eine emotionale Diskussion in den sozialen Medien statt. Viele verstehen nicht, wie man als öffentlich-rechtlicher Sender einer Vertreterin des radikalen Islam so viel Sendezeit widmen konnte.

Besonders drastisch formuliert es dieser User:

Weitere Kommentare auf Twitter zur Diskussionssendung:

Sender verteidigt Einladung von Muslimin
Die Sendeverantwortlichen verteidigten die Einladung der polarisierenden Schweizerin. Sie sei sorgfältig abgewogen worden, teilte die verantwortliche NDR-Redakteurin Juliane von Schwerin mit. Der NDR ist als Landesrundfunkanstalt Mitglied der ARD. "Die umstrittene Haltung von Frau Illi zum Beispiel zur Problematik der Ausreise von Jugendlichen nach Syrien ist deutlich zutage getreten und heftig debattiert worden." Die Zusammensetzung der Diskussionsrunde habe zu einer "angemessenen wie notwendigen Auseinandersetzung" geführt.

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