Lügen und Skandale

Trump vs. Clinton: So hart lief der US-Wahlkampf

Ausland
06.11.2016 23:01

Wenn der US-Wahlkampf 2016 in die Geschichtsbücher als etwas Besonderes eingeht, dann ist vor allem ein Mann dafür verantwortlich: Donald Trump. Als Politiker, als Unternehmer, als Mensch - Trump ist anders. Der 70 Jahre alte Mann mit der besonderen Frisur und der eigenwilligen Sprache hat den Wahlkampf 2016 in den USA geprägt. Kein anderer Politiker wurde so zum Zankapfel, niemand so oft parodiert. Auf der anderen steht Hillary Clinton, die am Dienstag als erste Frau ins höchste Amt der USA gewählt werden könnte.

Donald Trump bestieg den Wahlkampfzug mit dem Versprechen, es anders zu machen als alle anderen, der Anti-Politiker zu sein. Und er hielt Wort.

Der Immobilienmilliardär aus New York mischte das politische Washington auf wie kaum jemand vor ihm. Er setzte sich im Vorwahlkampf gegen 16 republikanische Mitbewerber durch, füllte Hallen und Stadien, war omnipräsent in sozialen Medien und auf klassischen TV-Kanälen. Auch wenn Hillary Clinton Präsidentin werden sollte: Es war der Wahlkampf von "The Donald".

Er pöbelte, er log, er teilte aus. Er ging immer aufs Ganze, gab alles, machte keine halben Sachen - seine Anhänger lieben ihn dafür, andere fassen sich an den Kopf. Der Demagoge und Populist wurde zum Outlaw, zum Geächteten, der US-Politik, kaum im Zaum zu halten von seiner eigenen Partei, von der halben Welt verspottet und gefürchtet zugleich.

Trump war schon als Kind nicht einfach
Donald Trump war schon als Kind nicht einfach. 1946 im New Yorker Stadtteil Queens geboren, schickten ihn Vater Frederick, ein Bauunternehmer, und Mama Marie mit 13 aufs Internat. Donald, dessen Großvater aus Deutschland in die USA gegangen war, nutzte die Chance zur Besserung, wurde ein guter Sportler und Schüler, machte seine Abschlüsse als Betriebswirt und folgte schließlich dem Vater ins Immobilienmetier.

Trumps Erfolge als Unternehmer sind umstritten. Kritiker behaupten, wenn er sein Erbe auf die Bank gelegt hätte, wäre er heute reicher. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" schätzt ihn auf ein Vermögen von vier Milliarden Dollar (gut 3,5 Milliarden Euro), er selbst spricht von zehn Milliarden (knapp neun Milliarden Euro). All das ist Spekulation, weil Trump sich nicht in die Karten blicken lässt. Alle Präsidentschaftskandidaten veröffentlichen ihre Steuererklärung - Trump nicht. Dafür tönt er, durch eine Verlustabschreibung von fast einer Milliarde viele Millionen Steuern gespart zu haben.

Er redet ständig über sein gutes Aussehen
Das wiederum ist typisch für Trump. Er tut Dinge, die als unanständig empfunden werden. Er hetzt gegen Ausländer, äfft Behinderte nach, sagt Dinge über Frauen, die skandalös sind. Trumps Biograf Michael D'Antonio sagt: "Mir ist nie ein Mensch begegnet, der so gleichbleibend arrogant ist." Trump rede ständig nur über sein gutes Aussehen, seine Intelligenz und seinen Erfolg, sagte der Autor. Trump könne nicht verlieren.

Geholfen hat ihm seine Prominenz. Schon als Unternehmer in New York war er ein gern gesehener Gast bei Partys, zu seiner Hochzeitsfeier mit dem aus Slowenien stammenden Model Melania Knauss im Jahr 2005 kam auch das Ehepaar Bill und Hillary Clinton. 2004 stieg er als Star der NBC-Show "The Apprentice" in die TV-Szene ein - und erreichte so ein Millionenpublikum.

Er erfand sogar eine Beziehung zu Carla Bruni
Privat erreichte er vor allem viele Frauen - und brüstete sich auch damit. Immer wieder lancierte er echte oder angebliche Affären. Zahlreiche Liebschaften werden ihm nachgesagt, einige soll er dazuerfunden haben - etwa mit der späteren französischen Präsidenten-Gattin Carla Bruni. Trump bestätigte die Beziehung der "New York Post", später ging Bruni an die Presse und sagte, er müsse verrückt sein - woraufhin dann Trump einräumen musste, dass es keine Affäre gibt.

Trump ist zum dritten Mal verheiratet. Seine erste Ehefrau Ivana hatte ihm die Kinder Donald (38), Eric (32) und Ivanka (34) geschenkt, die zweite Gattin, Marla Maples, brachte die gemeinsame Tochter Tiffany (22) zur Welt. Mit Melania hat er den zehnjährigen Barron. Die Familie gehört für den Baulöwen zu den wichtigsten Konstanten. Besonders die Kinder Ivanka und Eric sind auch wesentliche Stützpfeiler seines Wahlkampfes.

Clinton könnte Geschichte schreiben
Hillary Clinton könnte am 8. November Geschichte schreiben und die erste Präsidentin der USA werden. Sie war First Lady, Senatorin, Außenministerin. Jeder hat schon eine Meinung zu ihr. Vielen ist sie verhasst. Woher kommt das? Sowohl Clinton als auch ihr republikanischer Konkurrent Trump haben historisch schlechte Beliebtheitswerte. "Unser Land hat eine sehr komplizierte Beziehung zu Hillary Clinton", schreibt die Autorin Joanne Bamberger.

Projektionsfläche negativer Eigenschaften
Die 68-Jährige bietet eine endlose Projektionsfläche negativer Eigenschaften: korrupt, hinterhältig, betrügerisch. Bei Mitstreitern gilt sie als ein wenig arrogant. Ehemalige Mitarbeiter aus dem Außenministerium beschreiben sie als herrische Person, in ihrem Arbeitseifer und Perfektionsdrang soll sie manchmal auch ungerecht und beratungsresistent sein.

Hillary Diane Rodham wurde am 26. Oktober 1947 in Chicago geboren. Ihr Vater Hugh Rodham war Textilunternehmer und Republikaner. Er soll in der Familie wie ein Militärausbildner geherrscht haben. Clintons Mutter Dorothy hatte eine schwere Kindheit, arbeitete früh und bläute ihren Kindern später ein, viel zu lernen. Sie war eine intelligente Frau, die Bücher verschlang. Die Lebensgeschichte ihrer Mutter erzählt Hillary Clinton in Reden immer wieder. Sie zeichnet dann das Bild einer extrem hart arbeitenden Frau, warmherzig und liebevoll.

Ihren Vater erwähnte sie lange nicht öffentlich. Das änderte sich erst in diesem Sommer, als sie vor Menschenmengen in Michigan oder Iowa plötzlich seine Tugenden als Unternehmer pries. Er wurde so zur Personifikation der amerikanischen Mittelschicht stilisiert: der ehrliche, hart arbeitende Geschäftsmann - das genaue Gegenteil des scheinbar windigen Unternehmers Trump.

Eine Symbiose als Machtmaschinerie
Hillary Clinton - das ist immer auch Bill Clinton. Das macht sich besonders dann bemerkbar, wenn von "den Clintons" die Rede ist - eine Symbiose, die einer Machtmaschinerie gleicht. Für viele repräsentieren sie damit das verhasste Establishment. Er steht für die Politik der Neunziger - aber das ist heute nicht mehr gefragt.

Das Paar lernte sich 1971 an der Elite-Universität Yale kennen. Beide studierten Jus, beide waren politisch aktiv. Er hielt mehrmals um ihre Hand an, sie sagte mehrmals nein - so erzählen sie es beide. Hillary unterrichtete als Professorin an der Universität von Arkansas. Sie sammelte während der Watergate-Affäre erste Erfahrungen in den politischen Kreisen Washingtons und arbeitete als Rechtsanwältin in einer renommierten Kanzlei. Bill wurde Gouverneur von Arkansas, später Präsident.

Skandale kratzen an ihrem Image
Vieles hat über die Jahre an Hillary Clintons Image gekratzt. Nicht zuletzt waren es die Skandale ihres Mannes, darunter die Sexaffäre mit seiner Praktikantin Monica Lewinsky. Nach der Amtszeit ihres Mannes wurde sie Senatorin für den Bundesstaat New York. 2008 wollte sie schon einmal Präsidentin werden, unterlag damals aber in den Vorwahlen dem jungen Senator Barack Obama. Er wurde Präsident, sie Außenministerin.

Aus ihrer Amtszeit blieben vor allem zwei Dinge hängen: Ihr wurde der Angriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi mit vier Toten angelastet, zudem wurde sie heftig kritisiert, weil sie dienstliche E-Mails über einen ungesicherten Privat-Server verschickte. Das FBI ermittelte in der Sache, stellte aber keine strafbare Handlung oder Absicht fest. Bei vielen blieb aber das Bild hängen, dass Clinton eine Politikerin ist, die etwas zu verbergen hat.

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