Schädigt die Hoden

Kann Zika-Virus Männer unfruchtbar machen?

Wissenschaft
03.11.2016 06:01

Schon seit Längerem ist bekannt, dass das Zika-Virus eine Gefahr für Ungeborene ist, weil es Fehlbildungen von Schädel und Gehirn (die Mikrozephalie, Anm.) verursacht. Jetzt deuten Studien an Mäusen darauf hin, dass eine Infektion mit dem Erreger auch bei Männern schwerwiegende Folgen haben kann. Wie US-Forscher herausfanden, schädigt das Virus möglicherweise die Hoden und beeinträchtigt so die Fruchtbarkeit.

Anstoß für ihre Studie waren Berichte über Zika-Viren in der Samenflüssigkeit von infizierten Männern. Ein Team um Jennifer Govero Washington University School of Medicine in Saint Louis im US-Bundesstaat Missouri infizierte männliche Mäuse mit dem Zika-Virus und untersuchte anschließend, wie sich das auf die Hoden, die Produktion des Sexualhormons Testosteron und die Gesundheit der Spermien auswirkte.

Mäusehoden dramatisch geschrumpft
Dabei zeigte sich, dass die Zika-Viren schon eine Woche nach der Infektion in den Mäusehoden nachweisbar waren. Nach einer weiteren Woche stellten die Forscher dann erste Schäden an den Hodenzellen der Nager fest, was in der Folge zu einer dramatischen Schrumpfung der Hoden führte. Nur drei Wochen nach Beginn der Infektion mit dem Erreger waren sie auf bis zu einem Zehntel ihrer ursprünglichen Größe geschrumpft, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Nature". Zudem sei die Zahl der gut beweglichen Spermien dramatisch gesunken.

Auch nach sechs Wochen hatten sich die Mäusehoden von der Infektion nicht erholt, berichten die Wissenschaftler. "Wir wissen nicht sicher, ob der Schaden irreversibel ist", wird Koautor Michael Diamond zitiert. "Aber ich vermute das, weil jene Zellen, die die interne Struktur des Hodens bilden, befallen und zerstört worden sind."

Kann Virus auch Männerhoden schädigen?
Ob das Zika-Virus bei Männern ähnlichen Schaden anrichten kann, ist noch unklar, da es dazu noch keine Daten gibt. "Unsere Studie erfolgte zwar an Mäusen, es spricht aber einiges dafür, dass auch Männer nach einer Zika-Infektion zumindest unter niedrigen Testosteronspiegeln und verringerten Spermienzahlen leiden könnten", sagt Diamond. Dass die Folgen derart drastisch ausfallen wie bei den Nagern, ist für ihn aber eher unwahrscheinlich. Bis dato gebe es keine entsprechenden Berichte, so der Wissenschaftler. Er und andere Experten vermuten, dass die Folgen beim Menschen weniger schwerwiegend ausfallen.

Virus grassiert vor allem in Südamerika
Das Zika-Virus grassiert bisher vor allem in Südamerika. Die Erkrankung führt bei etwa 20 Prozent der Infizierten zu grippeähnlichen Symptomen und ist normalerweise nicht tödlich. Allerdings kann das Virus für Ungeborene während der Schwangerschaft gefährlich werden, es kann bei Neugeborenen Schädelfehlbildungen - die sogenannte Mikrozephalie - verursachen.

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