Schwestern erstochen

Lebenslange Haft für serbischen Doppelmörder

Österreich
17.10.2016 13:11

Nur sehr kurze Zeit haben am Montag die Geschworenen benötigt, um zu entscheiden, dass ein 34 Jahre alter Serbe des Doppelmordes schuldig ist. Das Urteil: lebenslange Haft und Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Der Angeklagte hatte im April im steirischen Kapfenberg seine Ehefrau, die sich von ihm trennen wollte, sowie deren Schwester auf offener Straße mit zwölf Messerstichen hingerichtet. Die Gutachter attestierten dem 34-Jährigen eine Persönlichkeitsstörung, ausgeprägten Narzissmus, mangelnde Empathie - und eine hohe Rückfallwahrscheinlichkeit. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Zwei Tage hatte die Verhandlung gegen den in Kapfenberg im Bezirk Bruck-Mürzzuschlag wohnhaft gewesenen Mann gedauert. Am ersten Tag war Staatsanwältin Yvonne Huber am Wort: Sie sagte, die Ehe sei "von Beginn an durch Gewalttätigkeiten geprägt" gewesen. Der Beschuldigte habe seine Frau geschlagen, ihr Nase und Rippen gebrochen. Doch das Opfer habe sich zunächst nicht getraut, sich von ihm zu trennen. "Sie blieb bei ihm, sorgte sich um die drei Kinder und ging arbeiten", sagte Huber.

Video: Lebenslange Haft für serbischen Doppelmörder

Irgendwann habe die Frau alles nicht mehr ertragen und wollte die Scheidung, sagte die Staatsanwältin. Der 34-Jährige sei gekränkt gewesen, wollte sie zurück, doch die Frau wollte dem Serben keine weitere Chance geben. "Das konnte er nicht akzeptieren. Daher entschied er, sie zu töten."

"Schuhprofil im Gesicht der Gattin zu erkennen"
Wenige Tage später, Anfang April, lauerte der mehrfach vorbestrafte Serbe der Frau sowie deren Schwester nahe dem Bahnhof auf und ging am helllichten Tag mit einem Messer auf die beiden los. Zwölfmal stach der Mann auf seine Frau ein, dreimal auf seine Schwägerin. "Dann trat er auf die am Boden liegenden Frauen ein. Sein Schuhprofil war sogar im Gesicht der Gattin zu erkennen", so die Anklägerin. Für die beiden Schwestern kam jede Hilfe zu spät. Auch eingreifende Passanten bedrohte, attackierte und verletzte der 34-Jährige.

Kurz nach der Tat schnappte ihn die Polizei. Gegenüber den Beamten war er überwiegend geständig, sagte aber, er sei unter Drogen- und Alkoholeinfluss gestanden. Laut dem toxikologischen Gutachten war er aber nüchtern und die nachgewiesene Kokainmenge nur sehr gering.

Sein Verteidiger schilderte, dass der Angeklagte aus einem "machohaft geprägten Hintergrund" komme und als Muslim in einem "anderen kulturellen Umkreis" lebe. Die scheidungswillige Frau habe ihn "hinausgeschmissen wie einen Hund" und die Aussprache verweigert. "Dann explodierte alles und er sah rot", versuchte der Verteidiger die Situation zu erklären. Der Beschuldigte hatte am ersten Tag mit belegter Stimme und großteils unter Tränen erklärt: "Ich fühle mich schuldig, weil es kein Uns mehr gibt. Die Kinder haben keine Mutter, keinen Vater."

Der psychiatrische Gutachter Manfred Walzl erklärte, dass der 34-Jährige eine kombinierte Persönlichkeitsstörung habe, jedoch zum Zeitpunkt der Tat zurechnungsfähig gewesen sei. Im Blut des Verdächtigen waren kein Alkohol und lediglich Abbauprodukte von Kokain ohne psychoaktive Wirkung festgestellt worden. Der Gutachter schilderte weiter, dass es dem Beschuldigten nicht gelinge, Konflikte auszudiskutieren, sondern "er löst sie impulsiv". Außerdem leide der Mann an ausgeprägtem Narzissmus: "Er ist sich selbst der Nächste." Laut dem Gutachter ist beim Angeklagten ein Mangel an Empathie für die Opfer festzustellen.

Gutachterin: "Aggression und Gewalt für Angeklagten normal"
Ähnliches berichtete Walzls Kollegin Anita Raiger: Der Serbe habe bei ihr den Eindruck hinterlassen, dass bei allen seinen vorangegangenen Verurteilungen eigentlich immer die anderen schuld gewesen sein sollen. "Für den Angeklagten sind Aggression und Gewalt normal." Deshalb habe er auch seine Frau und seine Kinder geschlagen. "Er konnte nicht einsehen, dass Gewalt und Drohungen mit der Trennung zu tun hatten."

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