Relief zum Fühlen

3D-Drucker macht Klimts “Kuss” für Blinde erlebbar

Elektronik
12.10.2016 12:56

Kunstgenuss mit Sehbehinderung? Ein EU-Projekt und neue Technologien machen es möglich: Per 3D-Drucker werden Kunstwerke zum Tastbild. Im Wiener Belvedere ist Gustav Klimts Meisterwerk "Der Kuss" nun als 42 mal 42 Zentimeter große Reliefdarstellung zu sehen und zu greifen. "Wir wollen bei der Kunstvermittlung an Blinde und Sehbehinderte ein ganz neues Kapitel aufmachen", so Reiner Delgado, der Kulturreferent des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands.

Delgado präsentierte den "Kuss" am Mittwoch gemeinsam mit den Projektpartnern, darunter das Belvedere und das Manchester Museum, wo man das Verfahren auf archäologische Funde anwendete: Ein Katzensarkophag wurde per computergesteuerter Fräse nachgebildet. "Irgendwann haben blinde und sehbehinderte Menschen vielleicht selbst einen 3D-Drucker zu Hause und können sich die entsprechenden 3D-Dateien von der Museumshomepage herunterladen."

Der "Kuss" wurde in vielen ornamentalen Details pixelgenau ins Relief überführt. Per Finger-Tracking wird außerdem erkannt, an welcher Stelle das Bild berührt wird, entsprechende Informationen werden via Audio geliefert. So wird aus "Flachware", wie zweidimensionale Objekte in der technologischen Fachsprache heißen, ein multidimensionales Werk.

Neben dem Wunsch, Blinden und Sehbehinderten den Zugang zu Kunstwerken zu ermöglichen, stehen allerdings auch ökonomische Überlegungen im Hintergrund des EU-geförderten Projekts, wie Christian Helmenstein vom beteiligten Wirtschaftsforschungsinstitut Economica erklärte: 5,5 Prozent der Blinden und Sehbehinderten besuchen einmal im Jahr ein Museum. Würde man diese Gruppe an die allgemeine Besuchsfrequenz heranführen, gebe es ein EU-weites Wertschöpfungspotenzial für Museen von 400 Millionen Euro jährlich.

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