Prozess in Den Haag

Islamist wegen Kulturgut-Zerstörung verurteilt

Ausland
27.09.2016 22:22

Erstmals hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Dschihadisten für die Zerstörung von Kulturgütern verurteilt. Vier Jahre nach der Zerstörung von jahrhundertealten religiösen Bauwerken im malischen Timbuktu verdonnerte das Gericht den Islamisten Ahmad Al Faqi Al Mahdi am Dienstag zu neun Jahren Haft.

Der etwa 40 Jahre alte Islamist hatte nach Ansicht der Richter die Attacken geleitet und war selbst an der Zerstörung von fünf Monumenten beteiligt. Er hatte die Tat gestanden. Das bewertete das Gericht als mildernden Umstand und verhängte eine verhältnismäßig milde Strafe. Die Zerstörung von Weltkulturerbe ist ein Kriegsverbrechen, das mit bis zu 30 Jahren Haft bestraft werden kann. Es war das erste Mal, dass ein Angeklagter vor dem Weltstrafgericht seine Schuld zugab.

Gräber und Moschee im Sommer 2012 zerstört
Im Sommer 2012 hatte die Dschihadistenmiliz Ansar Dine, die mit Al-Kaida verbündet ist, die Wüstenstadt Timbuktu im westafrikanischen Mali überrannt und neun mittelalterliche Heiligengräber und eine Moschee zerstört. Weltweit war das Entsetzen groß.

Der auch als Abu Tourab bekannte Angeklagte war Leiter der Moralpolizei der Dschihadisten und hatte die Zerstörung geleitet. Mit Videos hatte die Anklage im Gerichtssaal bewiesen, dass Al Mahdi selbst auch mit der Axt auf die alten Mauern aus Lehm und Steinen eingeschlagen hatte. Damals hatte er die Tat als "Verteidigung des wahren Islam" gegen falsche Heiligenverehrung gerechtfertigt.

UNESCO: "Ende der Straffreiheit für Zerstörung von Kulturerbe"
Mit Genugtuung haben sowohl die UNESCO als auch die Einwohner Timbuktus auf das Urteil reagiert. Das Urteil sei für die Menschen der traditionsreichen Stadt sehr wichtig, sagte ein Bewohner: "Wer sich an unseren Mausoleen vergreift, vergreift sich an unseren Ahnen".

Die UNESCO sieht in dem Urteil einen entscheidenden Schritt, um die Straffreiheit für die Zerstörung von Kulturerbe zu beenden. "Absichtliche Angriffe auf die Kultur sind Kriegswaffen in einer weltweiten Strategie der kulturellen Säuberung", hieß es weiter. "Im Kontext wiederholter Gewalt gegen Menschen und ihr Erbe ist dieses Urteil des Internationalen Strafgerichtshofs ein Schlüsselelement der breiteren Antwort auf gewalttätigen Extremismus", sagte UNESCO-Chefin Irina Bokowa.

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