Nach Mord in Berlin

Piraten-Politiker spazierte mit Leiche durch Stadt

Ausland
23.09.2016 18:29

Es wird immer bizarrer in dem schockierenden Kriminalfall um den Berliner Piraten-Politiker Gerwald Claus-Brunner. Der 44-Jährige gestand in einem Abschiedsbrief, einen 29-jährigen Bekannten getötet zu haben, bevor er sich Tage später selbst das Leben nahm. Für die Ermittler ist das Schreiben authentisch, der Fall somit abgeschlossen. Nun kommen täglich neue schaurige Details des offenbar lange geplanten Mordes und anschließenden Suizids ans Licht.

Aus Aufzeichnungen einer Videokamera geht hervor, dass der 44-Jährige am Donnerstagabend vergangener Woche mit einer großen schwarzen Kiste auf einer Sackrodel unterwegs war. Die "Bild" veröffentlichte am Freitag Fotos, auf denen der Pirat wie immer mit Latzhose und Kopftuch in einem Kiosk im Stadtteil Steglitz einkaufte, wo er wohnte. Vermutlich war er auf dem Weg zu seinem Opfer.

Leiche des Opfers war nackt und gefesselt
Staatsanwaltschaftssprecher Martin Steltner bestätigte, dass der 29-Jährige an diesem Abend getötet wurde - durch stumpfe Gewalt gegen den Oberkörper in seiner Wohnung im Berliner Bezirk Wedding. Claus-Brunner muss dann die Leiche nach Hause transportiert haben, wo beide Toten am Montag in verschiedenen Zimmern entdeckt wurden. Tagelang hat der junge Mann demnach dort gelegen, er soll nackt und gefesselt gewesen sein. Den Beamten, die als erste die Wohnung betraten, bot sich nach Polizeiangaben "ein schauriges Bild".

Die Polizei hat nun auch Medienberichte bestätigt, wonach der 29-Jährige Ende Juni Claus-Brunner wegen Stalkings angezeigt hatte. Er fühlte sich demnach verfolgt und belästigt durch "unerwünschte Kontaktaufnahme, Anrufe, WhatsApp-Nachrichten und ein falsches, für ihn angelegtes Facebook-Profil", wie Polizeisprecher Thomas Neuendorf sagte.

Claus-Brunner war in eigener Partei umstritten
Die beiden Leichen wurden einen Tag nach der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus gefunden. Unklar ist, ob es ein inszeniertes Ende nach der verlorenen Wahl war - die Piraten waren in hohem Bogen aus dem Landesparlament geflogen. Als Mitglied der bundesweit ersten Piratenfraktion war Claus-Brunner umstritten, er hatte oft gegen seine eigenen Leute gestimmt.

"Fall abgeschlossen, gegen Tote wird nicht ermittelt"
Auch das könnte Teil des Planes gewesen sein: Der große Mann schickte seinen Nachlass an seinen früheren Lebensgefährten. Das Paket mit persönlichen Gegenständen und dem schriftlichen Geständnis kam dort aber nicht an und landete schließlich bei der Polizei. Für die Ermittler ist demnach auch klar, dass niemand anderes an der Tötung des 29-Jährigen beteiligt war. "Der Fall ist abgeschlossen, gegen Tote wird nicht ermittelt", hieß es bei der Staatsanwaltschaft.

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