Musikverein Graz

“Erst-Klassisches” Programm

Steiermark
16.09.2016 13:32

Die Landes-Förderung des Musikvereins für Steiermark beträgt zwar nur ein Zwanzigstel (!) von dem, was etwa das Land Niederösterreich fürs Festival Grafenegg zur Verfügung stellt, doch Saison für Saison schafft es Michael Nemeth, ein international konkurrenzfähiges Programm zu bieten. Der Generalsekretär des Musikvereins und sein junges Team haben auch für 2016/2017 eine Spielzeit voller prominenter Musiker und spannender Inhalte zusammengestellt. Zum Auftakt am 19. September gibt es eine Talentschau (mit einer konzertanten "Così fan tutte"). Wir baten Nemeth knapp vor Beginn der 202. Saison des Musikvereins zum Gespräch.

Die Saison des Musikvereins bringt bis Juni 2017 etwa 50 Konzerte. Wie erklären Sie jemandem, der Klassik gern hat, aber noch nie im Musikverein war, warum er unbedingt kommen sollte?

Dank des Stefaniensaals haben wir eine perfekte Akustik und wir bemühen uns, die Stücke in der bestmöglichen Interpretation zu präsentieren. Wir veranstalten Konzerte um der Musik willen, das heißt wir versuchen, die Konzentration auf die Musik zu lenken, damit die Hörer diese möglichst pur erleben können.

Ein ganz klassischer Ansatz des Veranstaltens.

Wir setzen auf Kontinuität, haben nie viel herumexperimentiert. Eigentlich geht es ums Hineingehen, Hinsetzen und Zuhören.

Solcher Purismus liegt nicht im Trend einer Zeit, in der alle nach der Niederschwelligkeit schauen.

Das ist ein Phänomen in vielen Bereichen, dass es oft nicht mehr um die Sache an sich geht. Aber das Konzert, das Live-Erlebnis, ist etwas, das gerade in digitalen Zeiten stark zurückkommt. Es bietet ein Erlebnis, wo echte Menschen sitzen und spielen. Vor 500 Jahren hat man genau auf diese Weise musiziert und zugehört.

Ganz im Gegensatz zum viel herbeizitierten "Tod der Klassik" gibt es immer mehr Menschen, die sich für diese Musik interessieren. Aber durch immer mehr Angebote ist die Konkurrenzsituation viel größer geworden.

Die vielen österreichischen Festivals setzen den ureigensten Institutionen, wie wir eine sind, zu. Sich eine Stimme zu verschaffen, ist nicht so einfach. Wir haben kein so großes Marketing-Budget wie die Festivals, die Leute an einen See oder zu einem Steinbruch bringen müssen.

Aber nur Marketing und der erfolgreiche Kampf um Aufmerksamkeit ist auch zu wenig.

Die Qualität der Aufführung ist das, was letztlich zählt. Egal wie gut das Menü rundherum ist, wie schön der VIP-Parkplatz ist. Und wir sind im Gegensatz zu den Festivals ein Repertoirebetrieb. Unsere Aufgabe ist, im Wochentakt beste Qualität zu bieten. Diese Regelmäßigkeit sowie die Breite vom Barock bis zur Gegenwartsmusik ist unser Metier.

Das Repertoire von 1700 bis heute ist riesig. Wo haben Sie denn am meisten Nachholbedarf?

Unser Budget gibt ein enges Korsett vor. Mehr ginge immer, wenn ich jetzt an die Barockmusik und die zeitgenössische Musik denke, aber ich habe nicht vor, das Publikum zu strapazieren, wir haben schon viele Konzerte. Mehr historische Aufführungspraxis wäre spannend, aber da hat man sofort das Raumproblem, die Frage, ob der Stefaniensaal mit seiner Größe wirklich der passende Rahmen dafür ist.

Und die Neue Musik? Letztes Jahr haben Sie Beethovens 7. Symphonie Jörg Widmanns "Konzertouvertüre" vorangestellt. Ein großartiges Stück, aber man hat gemerkt, dass manche im Publikum Luft geholt haben.

Früher hat man die Moderne oft zwischen zwei Klassiker verpackt bzw. versteckt. Die Zeiten sind vorbei, aber es ist wichtig, dass die Hörer eine Einführung vom Interpreten bekommen. Beim Widmann hat Dirigent Dirk Kaftan das Stück vorher sehr schön erläutert.

Gibt es besondere Pläne bei der Neuen Musik?

Wir haben eine "Symphonie für Menschenrechte" in Auftrag gegeben für Dezember 2017. Studierende der Kunstuniversität Graz, Schüler von Furrer, Kühr usw. werden sie schaffen.

Dennoch: Waren die Klassik-Zeiten früher besser?

Die "Pflicht" bzw. der Usus ins Konzert zu gehen, den gab es früher ja auch nicht so stark, wie man heute annimmt. Eine Selbstverständlichkeit war das nie.

Und Sie haben ja ein hochinteressiertes Publikum.

Die Sachkenntnis der Besucher ist schon ausgezeichnet. Es gibt viele Interessierte - wenn ich mit Leuten aus dem Publikum rede, merke ich häufig, wie viel ihnen diese Musik bedeutet.

Alle Einzelheiten zu den insgesamt 46 Konzerten sowie Karten-Infos finden Sie hier.

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