Wahl-Hoppalas

“Kleine Pannen gab es früher ja auch schon”

Salzburg
10.09.2016 17:35

Pleiten, Pech und Pannen dominieren derzeit die Berichterstattung rund um die Bundespräsidentenwahl. Manch einer sehnt sich da schon in die ach-so-guten-alten-Zeiten zurück - damals war es doch auch nicht so kompliziert ein Staatsoberhaupt zu finden, oder? Dr. Theo Thanner lacht und winkt ab. Damals war alles sogar noch viel komplizierter, erinnert sich der ehemalige Salzburger Wahlleiter im Gespräch mit der "Krone".

Er hatte die Funktion zu Zeiten inne als Mobiltelefonie und Internet noch Zukunftsmusik waren. "Was ich immer noch vor Augen habe, ist das Bild von diesem alten Kurbeltelefon. Die waren bei Bundewahlen im Einsatz, damit konnte man eine direkte Leitung zum Innenministerium herstellen - aber nur wenn man kräftig gekurbelt hat", lacht der 56-Jährige heute, der zwischenzeitlich in Wien lebt.

Das Amt des Wahlleiters übte er von 1983 bis 1995 aus - über zehn Wahlen hat er in dieser Funktion betreut. Eine davon ist ihm aufgrund einer kleinen Panne besonders in Erinnerung geblieben: "Das war eine Landtagswahl Ende der Achtziger. Alle haben am Abend auf das Endergebnis hingefiebert, aber eine lokale Wahlbehörde - das war im Pinzgau oder im Lungau - hat noch gefehlt." Der Grund: Die Wahlhelfer waren nach dem Auszählen spurlos verschwunden. "Also haben wir die Gendarmerie verständigt, die hat sich dann auf die Suche nach ihnen gemacht hat und sie schließlich auch gefunden: gemütlich zusammen sitzend im Wirtshaus." Dorthin sind die Helfer nämlich nach dem Auszählen gemeinsam hingegangen - haben jedoch vergessen, vorher das Wahlergebnis zu übermitteln, was die Bekanntgabe damals um eine gute Stunde verzögert hat. Generell seien die Vorgänge inzwischen enorm beschleunigt worden, weiß Thanner. "Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich damals mit einem Taschenrechner, umringt von Journalisten, im Chiemseehof saß und die Mandatsverteilung berechnet hab. Heute ist das ja alles elektronisch. Da muss man nur einen Knopf drücken und das Ergebnis ist da."

Prognosen aus dem Krankenhaus
Doch nicht alle Neuerungen sind automatisch besser - bestes Beispiel: schadhafte Kuverts. "Solche Probleme hatten wir damals nie, weil wir ausschließlich mit faltbaren Kuverts gearbeitet haben und die waren immer verlässlich", so Thanner. Hochrechnungen gab es damals übrigens auch noch nicht, aber ein gewisser Trend ließ sich trotzdem vorher bestimmen - und zwar aufgrund der fliegenden Kommissionen. Die wurden eingerichtet für Wähler, die nicht persönlich im Wahllokal erscheinen konnten, weil sie im Krankenhaus lagen. Thanner erinnert sich: "Wir sind dann von Krankenbett zu Krankenbett gegangen und haben dort die Wahlkarten entgegen genommen. Und aus diesen Ergebnissen konnte man schon viel ableiten, weil man einfach von der Geburtenstation bis zur Geriatrie ein Querschnitt der Bevölkerung im Krankenhaus zu finden ist."

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