"Kaiser" im Visier

Schweizer Justiz ermittelt gegen Franz Beckenbauer

Wirtschaft
01.09.2016 13:21

Unangenehme Entwicklungen für Franz Beckenbauer rund um die Fußball-WM-Affäre: Dem ehemaligen Chef des deutschen Bewerbungskomitees drohen nun wegen des Verdachts auf Untreue und Geldwäsche doch strafrechtliche Konsequenzen. Wie das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet, habe sich nun die Bundesanwaltschaft der Schweiz in den brisanten Fall eingeschaltet.

Demnach werde wegen einer Reihe dubioser Zahlungsströme über zehn Millionen Schweizer Franken ermittelt. Zu den Zahlungen sei es zwischen 2002 und 2005 gekommen. Grundlage der Ermittlungen ist der Untersuchungsbericht der Wirtschaftskanzlei Freshfields, die vom Deutschen Fußball-Bund mit der Aufklärung der Affäre beauftragt worden war. Nach der Prüfung dieses Berichts sah der selbst von zahlreichen Skandalen geplagte Weltverband FIFA genügend Anhaltspunkte, um die Vergabe der WM 2006 zu untersuchen.

Zwanziger: "Das hat keine Substanz"
Bereits am 6. November 2015 seien auch Verfahren gegen die früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie Ex-DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt eröffnet worden, teilte die Behörde in Bern mit. Alle vier saßen im Organisationskomitee der WM 2006. Zwanziger sagte der Deutschen Presse-Agentur zum Strafverfahren, er sehe dem mit großer Gelassenheit entgegen und betonte: "Das hat keine Substanz." Er habe von den fraglichen Vorgängen nichts gewusst.

Fragliche Vorkommnisse und Geldflüsse
Die gesamte Affäre und auch der Freshfields-Report sind durchsetzt mit fragwürdigen Vorkommnissen und Geldflüssen. Im Zentrum stehen zwei Zahlungen über 6,7 Millionen Euro. Mithilfe des früheren Adidas-Chefs Robert Louis Dreyfus überwiesen der OK-Chef Beckenbauer und sein Manager Robert Schwan diese Summe 2002 zunächst über ein Konto in der Schweiz an eine Firma des früheren FIFA-Funktionärs Mohamed bin Hammam in Katar. 2005 zahlte das WM-OK die 6,7 Millionen verschleiert an Louis-Dreyfus zurück.

Fraglich sei, welchen Zweck diese 6,7 Millionen gehabt hätten. Die meisten der damals Beteiligten behaupten laut "Spiegel", die Zahlungen seien nötig gewesen, um einen Organisationskostenzuschuss in Höhe von 250 Millionen Franken durch die FIFA für die WM 2006 zu bekommen. Aber: Selbst die Freshfields-Untersuchung brachte keine endgültige Klärung. DFB-Ehrenkapitän Beckenbauer wies jedenfalls juristisches Fehlverhalten bisher stets von sich.

Bis zu fünf Jahre Haft drohen
Bislang hatte in diesem Fall die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen die damaligen Verantwortlichen wegen Steuerhinterziehung ermittelt. Durch die Ermittlungen der Schweizer erlangt das Verfahren nun eine neue Dimension: So werde nach Schweizer Recht die "ungetreue Geschäftsbesorgung" mit Geldstrafe oder Gefängnis bis zu drei Jahren geahndet, in besonderen Fällen drohen sogar bis zu fünf Jahre Haft.

Fakt ist, dass inzwischen auch österreichische Behörden aktiv wurden. "Ich kann bestätigen, dass heute von unserer Behörde über Ersuchen der Schweizerischen Bundesanwaltschaft Rechtshilfe geleistet wurde", sagte Oberstaatsanwalt Konrad Kmetic, Mediensprecher der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mit Sitz in Wien. Es sollen auch Hausdurchsuchungen in Salzburg stattgefunden haben. Ob Beweismittel sichergestellt wurden, ist nicht bekannt.

Anwälte: "Beckenbauer unterstützt Ermittlungen"
Zumindest gab es vonseiten der Anwälte Beckenbauers am Donnerstagabend erste offizielle Stellungnahmen. "Franz Beckenbauer hat die Ermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft unterstützt, seit er davon Kenntnis hatte", betonten die Juristen Werner Leitner und Michael Nesselhauf. Auch habe Beckenbauer "an der Durchsuchung konstruktiv mitgewirkt. Er kooperiert auch weiterhin mit allen beteiligten Behörden", ließ man wissen.

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