"Krone" in Albanien

Umsiedelung von Restaurant-Bär “Tomi” erfolgreich

Tierecke
31.08.2016 05:31

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen und voller Ungewissheit in den Tag zu starten ist das eine, kurze Zeit später vor Wut und Entsetzen Tränen zu vergießen, das andere. Doch wen würden beim Anblick des albanischen Restaurant-Bären "Tomi" nicht die Emotionen überwältigen? Unermüdlich geht er in seinem viel zu kleinen Gitterkäfig von links nach rechts, kaut an den Stäben, steigt auf den verstreuten Müll. Was das "Vier Pfoten"-Team und ich als "Krone Tierecke"-Redakteurin zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Die Rettungsmission wird gelingen, Tomi ist jetzt in Sicherheit!

6.30 Uhr, Treffpunkt vor dem Hotel. Das Rettungsteam der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" tauscht sich mit der lokalen Veterinärbehörde und der Polizei aus, um gemeinsam nach Ulza zu fahren. Dort wird Bär "Tomi" neben einem Restaurant gehalten - wobei man von "Haltung" eigentlich nicht sprechen kann, maximal von "Aufbewahrung". Der ungefähr fünfjährige Braunbär muss dort als zweifelhafte Attraktion für Autofahrer dienen, die im Lokal Pause machen. Er hat längst stereotypes Verhalten entwickelt, läuft in einer Tour auf und ab, immer und immer wieder.

Behörden beschlossen Konfiszierung
Eltern stellen ihre Kleinkinder vor den verdreckten Käfig und schießen Fotos von ihnen. Tomi bettelt um Futter, steckt immer wieder die Pranken durch die Gitterstäbe. Ein Wunder, dass hier noch nie ein Unfall passiert ist! Die "Vier Pfoten" und die Veterinärbehörde sprechen mit Tomis Besitzer, der sich uneinsichtig zeigt, aber sich schließlich dem amtlichen Beschluss beugen muss - der Bär wird auf der Stelle konfisziert und weggebracht. Als ich davon höre, bin ich unglaublich erleichtert.

Zähne von den Gitterstäben kaputt
Tomi wird betäubt, medizinisch versorgt und gechippt, bevor ihn das Team mit vereinten Kräften aus seinem Verließ hievt. Wir entdecken alte Narben an seinem Hals, die von Selbstverletzungen stammen. Auch Tomis Zähne sind von dem verzweifelten Knabbern an den Gitterstäben kaputt und müssen in der Zukunft behandelt werden. Die Tränen fließen bei mir erneut, aber alle Beteiligten agieren hoch professionell.

Großes Interesse albanischer Medien
Auch die Kinder weinen,  als wir mit Tomi im Auto abfahren. Ihnen wurde wahrscheinlich nicht erklärt, wie viel besser es der Bär in Zukunft haben wird. Im Konvoi fahren wir nach Tirana, in die Hauptstadt Albaniens. Am hiesigen Zoo drängen sich bereits die Lokaljournalisten - die "Vier Pfoten" haben es nicht nur geschafft, mit den Behörden zu kooperieren, auch die Medien sind für das Thema Bärenschutz sensibilisiert. Als ich neben Tomis Gehege stehe, ist mir gleich wieder zum Weinen zu Mute - eine Verbesserung ist für mich nicht zu erkennen.

Zoo in Tirana nur als sichere Zwischenlösung
Doch ich erfahre schnell, worum es bei dieser Übergangslösung wirklich geht: Nicht selten versuchen die Besitzer, ihre Bären vor der behördlichen Abnahme noch schnell loszuwerden - gegen Geld, oder aber sie bringen die Tiere einfach um. "Wir hatten eine ähnliche Situation bei einem Einsatz im Kosovo und sind daher diesmal gewarnt", erklärt Carsten Hertwig, Leiter der Bärenprojekte bei den "Vier Pfoten". In Kürze wird Tomi seine Reise ins Bärenrefugium Prishtina antreten, wo er in einer artgerechten Umgebung endlich Bär sein und sich frei bewegen darf.

Letzte Rettungsaktion am Mittwoch
Das Gehege neben Tomi wurde ebenfalls frei gemacht. Denn dort soll - wenn alles gut geht - schon am Mittwoch der Bär "Pashuk" einquartiert werden. Er macht uns mit Abstand am meisten Sorgen, denn er hängt bereits mehr tot als lebendig an seiner Kette. Das Team erwartet also auch am letzten Einsatztag ein mulmiges Gefühl im Magen und eine große Ungewissheit…

Die "Krone Tierecke" wird die "Vier Pfoten" bei ihrem Einsatz in Albanien begleiten -lesen Sie in Kürze mehr über die Rettung von Bär Tomi!

So können Sie helfen!
Unterschreiben Sie jetzt die Petition www.savethesaddestbears.com und helfen Sie mit, die albanische Regierung vom Schutz der geschundenen Bären zu überzeugen!

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