Grasls Zukunft offen

Wrabetz! Neuer alter Chef für den ORF

Österreich
09.08.2016 15:40

Die Würfel sind gefallen, die große Überraschung ist ausgeblieben: Alexander Wrabetz ist am Dienstag für weitere fünf Jahre als ORF-Generaldirektor bestätigt worden. Der 56-Jährige konnte sich in der offenen Wahl des Stiftungsrates gegen seinen Herausforderer Richard Grasl durchsetzen. Der von der SPÖ unterstützte Wrabetz erreichte im obersten ORF-Aufsichtsgremium 18 von 35 Stimmen und kam damit auf eine knappe Mehrheit. Während für ihn am 1. Jänner 2017 die mittlerweile dritte Amtsperiode beginnt, ist die Zukunft des bisherigen ORF-Finanzdirektors Grasl offen.

Wrabetz hat es also wieder geschafft - zehn Jahre, nachdem er Monika Lindner den Chefsessel am Küniglberg abgejagt hatte. Der 56-Jährige ist damit der erste ORF-Chef, der dreimal in Folge zum Generaldirektor bestellt wurde. Nicht einmal der legendäre Generalintendant Gerd Bacher schaffte dieses Kunststück. Seit 2007 fährt der Staatsfunk unter Wrabetz ein Spar-und Restrukturierungsprogramm, mit dem kräftig Personal eingespart wurde. 2015 schloss man deutlich über Plan ab. Die neue fünfjährige Funktionsperiode beginnt mit 1. Jänner 2017 und endet am 31. Dezember 2021.

Die Wahlentscheidung war letztlich auch eine politische Lagerwahl: SPÖ, Grüne, NEOS und Unabhängige für Wrabetz, ÖVP, FPÖ und Team Stronach für Grasl. Neben den 13 Vertretern des SPÖ-"Freundeskreises" im Stiftungsrat erhielt Wrabetz auch die Stimmen der zwei unabhängigen, links stehenden Betriebsräte Christiana Jankovics und Gerhard Moser, die des Kärntner Stiftungsrats Siggi Neuschitzer, des Grünen Wilfried Embacher sowie von NEOS-Stiftungsrat Hans Peter Haselsteiner.

15 Simmen für Grasl, zwei Enthaltungen
Wrabetz' Herausforderer Richard Grasl kam auf 15 Stimmen und wurde von 13 Vertretern des ÖVP-"Freundeskreises" gewählt. Daneben wählten FPÖ-Stiftungsrat Norbert Steger und Team-Stronach-Vertreter Günter Leitold den von der ÖVP favorisierten Kandidaten.

Aufatmen bei der SPÖ
Die Wiederbestellung von Wrabetz ist auch ein Erfolg für die SPÖ, die ihn unterstützte. Zuletzt mussten die Sozialdemokraten nach der Schlappe mit Hofburg-Kandidat Rudolf Hundstorfer und der verlorenen Schlacht um den Rechnungshof ja schlimme Niederlagen einstecken. Nun behält man zumindest die Macht im Staatsfunk. Somit kann auch Bundeskanzler Christian Kern, der sich im Vorfeld auch klar für Wrabetz ausgesprochen hatte, aufatmen.

Wrabetz' Aufstieg ist eng mit der SPÖ verbunden. Der 56-Jährige ist schon seit Jugendtagen in der Partei und war unter anderem Bundesvorsitzender im Verband Sozialistischer StudentInnen. Er genießt zudem das Vertrauen in den höchsten SPÖ-Rängen vom Wiener Rathaus bis zum stellvertretenden Klubchef und Mediensprecher Josef Cap, dessen Vorzugsstimmenwahlkampf er schon vor 33 Jahren organisiert hatte.

Wechselt Grasl in den Raiffeisen-Konzern?
Wie es nun mit Richard Grasl weitergeht, ist hingegen völlig offen. Seine Niederlage ist auch ein schwerer Dämpfer für die ÖVP, die nun ziemlich wenig Macht im Staatsfunk hat. Gerüchten zufolge könnte Grasl in den Raiffeisen-Konzern wechseln, zumal sein politischer Förderer bekanntlich Erwin Pröll heißt.

Wen holt Wrabetz in sein Direktorenteam?
Interessant ist auch, wen Wrabetz ins neue Direktorenteam holen wird. Kathrin Zechner als Programmdirektorin sowie Michael Götzhaber als Technischer Direktor gelten als Fixstarter. Die Kaufmännische Direktion soll mit einer weiblichen Finanzexpertin von außerhalb des Hauses besetzt werden. Als Radiodirektor gelten bei Wrabetz der burgenländische Landesdirektor Karlheinz Papst und der frühere Radiochefredakteur und nunmehrige Projektleiter des neuen multimedialen Newsrooms, Stefan Ströbitzer, als mögliche Kandidaten.

FPÖ-Stiftungsrat rechnet mit baldigem Regierungswechsel
Aufhorchen ließ am Dienstag FPÖ-Stiftungsrat Steger. Der Freiheitliche erklärte noch vor der ORF-Wahl, dass er ohnehin damit rechne, dass es im kommenden Jahr zu einem Regierungswechsel mit freiheitlicher Beteiligung komme. "Das ist eine Abstimmung für ein Jahr, ab 1. Jänner, dann gibt's Neuwahlen. Die Freiheitliche Partei hat mich bereits beauftragt, ein neues ORF-Gesetz zu machen, denn ohne Reformen wird's nicht gehen", stellte Steger einen Machtwechsel im ORF für 2018 in Aussicht.

Zur Person Alexander Wrabetz: Geboren am 21. März 1960 in Wien, Jusstudium und Promotion. Bundesvorsitzender des Verbands Sozialistischer Studierende (VSStÖ), SPÖ-Mitgliedschaft seit Antritt als Generaldirektor 2009 ruhend gestellt. Karrierestart im Bankenbereich, 1987 bis 1992 Österreichische Industrieholding AG, 1992 Geschäftsführer Intertrading, dann VAMED-Vorstand. 1998 Kaufmännischer Direktor des ORF, 2009 ORF-Generaldirektor. Wrabetz ist geschieden und hat drei Kinder. Sein Bruder Bernd arbeitet als außenpolitischer Berater im Kabinett von Bundeskanzler und SPÖ-Chef Christian Kern.

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