Rückblick

Erik, die Weltmeisterin

Kärnten
07.08.2016 18:44

Heute vor 50 Jahren wurde Erika Schinegger Abfahrtsweltmeisterin in Chile. Dann stellte sich heraus, dass sie ein Mann war; sie ließ sich operieren.

Als die Leute in Gummistiefeln Spalier standen, als Erika im August 1966 mit der Goldenen aus Chile ankam, hofierte auch der Skiverband die Agsdorferin. Zwei Jahre später schickte er sie anonym in die Innsbrucker Klinik. Erika ließ sich dort operieren. Die Weltmeisterin war nämlich von Geburt an ein Mann, dessen Geschlechtsteile nach innen gekehrt waren.

Der Klinikaufenthalt war laut Schinegger "die einsamste Zeit" seines Lebens. Doch es wurde noch schlimmer: Er war zwar endlich ein "richtiger" Mann, Skirennläufer durfte er nicht bleiben: Der Verband konnte mit der "Peinlichkeit" nicht leben: Erik hatte die miesesten Trainingsbedingungen, wurde immer in der letzten Startgruppe gereiht und schließlich gefeuert.

Das Mobbing ging daheim weiter. Die Leute verstanden den Unterschied nicht zwischen der verpönten Transsexualität und Eriks Intersexualität, die bei seiner Geburt 1948 unentdeckt geblieben war. Der Spott machte auch vor seiner Tochter nicht halt. "Sie kam weinend heim, weil ihr die Kinder wieder was nachgerufen hatten." Sowas wie: "Weißt eh, dass dei Vater ein Weiberl war!"

Heute lebt Erik Schinegger mit seiner zweiten Frau Christa, führt die größte Kinderskischule Kärntens, ist dreifacher Opa. Er bangt gerade um Georg (9), der sich nach einer Herzoperation erholt. Schinegger: "Sonst geht’s mir gut, ich bin fit. Bald starten die Dreharbeiten zu einer Spielfilm-Doku!"

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