Infos und Eindrücke

Im Grenzbereich am Red Bull Ring kurz vor MotoGP

Motor
05.08.2016 18:19

Österreich fiebert dem Motorsportereignis des Jahres entgegen: Von 12. bis 14. August kehrt die MotoGP nach Spielberg zurück. Eine Woche bevor Valentino Rossi, Jorge Lorenzo, Marc Maquez & Co am Red Bull Ring fighten, habe ich ausgekundschaftet, was Stars und Fans erwartet und wie sich die neue Strecke für normalsterbliche Motorradfahrer anfühlt.

(Bild: kmm)

Im Rahmen der 1000-PS-Gripparty habe ich mir mit verschiedenen Motorrädern die 4,318 km lange Strecke "erfahren", die nicht gerade den Ruf einer interessanten Motorrad-Rennstrecke genießt. Doch in zwei Tagen in meinem persönlichen Grenzbereich habe ich irgendwann begonnen, Spaß zu haben an Vollgas - Vollbremsung - enger Knick nach rechts - Vollgas - Vollbremsung - Geschlängel - enger Knick nach rechts - und von vorn. Man sollte eher von ankern als von bremsen sprechen.

Eine Besonderheit sind die deutlichen Höhenunterschiede, auch weil manche Kurven dadurch schlecht einsehbar sind. Andere Strecken mögen von ihrer Anlage her interessanter sein, aber der Red Bull Ring ist trotzdem faszinierend zu fahren, auch wenn er eine Herausforderung für Mensch und Material ist.

So kosten die harten Bremsmanöver viel Kraft und beanspruchen die Bremsen enorm, das harte Herausbeschleunigen aus den engen Kurven geht auf die Hinterreifen und verlangt perfekte Elektronik. Vor allem an der Remus-Kurve, die die MotoGP-Stars nach 12% Steigung aus 350 km/h anbremsen und dann im ersten Gang nehmen. Wie schnell war ich? Keine Ahnung, bei knapp über 260 km/h hab ich den Blick vom Tacho genommen, um den Bremspunkt nicht zu verpassen. Auch der Normalfahrer wird den ersten Gang brauchen; mit einer meiner Testmaschinen, der BMW S 1000 RR, bin ich auch im zweiten ganz gut durchgekommen. Am Rande bemerkt: Der Spritverbrauch ist hier höher als anderswo - und an der Ring-Tankstelle kostet Super 95 satte 1,64 Euro.

Eine Kurve mehr als in der Formel 1
Angesichts der beiden Großereignisse des Jahres wurde der Red Bull Ring dieses Jahr komplett neu asphaltiert. Seither ist Schluss mit Buckelpiste, der Belag ist in höchstem Maße ebenmäßig und gripreich. Die Führung der Rauch-Kurve wurde auf der Innenseite verändert, wodurch sie breiter wurde und leicht anders zu fahren ist als früher. Neben der Strecke gibt es an einigen Stellen weniger Kiesbett und mehr Asphalt. Gut für Autorennen, schlecht für abfliegende Motorradfahrer. Wegen Bedenken der Fahrer hat man die Zielkurve durch aufgemalte Kerbs schmäler und langsamer gemacht, man erhofft sich dadurch mehr Sicherheit im Sturzfall.

Für die MotoGP wurden weitere Umbauarbeiten vorgenommen, etwa die umstrittenen gelben Kerbs entfernt, die in der Formel 1 für Probleme gesorgt haben. Teilweise gibt es zwei Reihen rot-weiße und danach noch einen asphaltierten grünen Streifen. Auf dem hat mich einer mit dem Messer zwischen den Zähnen überholt, man darf also harte Fights erwarten. In den Kies daneben möchte ich aber nicht geraten.

Außerdem hat der Kurs nun zehn statt neun Kurven. Allerdings nur auf dem Papier, denn der Knick in der "Geraden" zwischen Castrol- und Remus-Kurve ist die neue Kurve zwei und die Remus wird zu Kurve 3. Mit freiem Auge bzw. im Auto fällt der Knick kaum auf und schon gar nicht ins Gewicht, aber auf dem Motorrad ist es die wahrscheinlich schnellste Kurve, die ein Hobbyfahrer so unter die Räder bekommt. MotoGP-Fahrer haben da bis zu 25% Schräglage.

Die schnellste Rundenzeit, die im Rahmen der 1000-PS-Gripparty gefahren wurde, lag bei 1:36 Minuten; bei den MotoGP-Testfahrten Mitte Juli lag die Bestzeit von Andrea Iannone auf Ducati bei 1:23,240 Minuten. Der Rundenrekord in der Formel 1 wird immer noch von Michael Schumacher im Ferrari gehalten und steht seit dem Jahr 2003 bei 1:08,337 Minuten. Lewis Hamilton blieb zuletzt mit 1:08,411 Minuten knapp darüber.

So sollen die Fan-Massen problemlos zur Strecke kommen
Die Kombination aus MotoGP und Red Bull Ring strahlt eine immense Faszination aus. 220.000 Fans werden in der einzigartigen Panorama-Kulisse erwartet, ein Vielfaches der Besucherzahl vom Formel-1-Wochenende Anfang Juli. Allein am Sonntag zu den Rennen kommen rund 100.000. Für die Veranstalter Fluch und Segen zugleich, denn diese Massen müssen parken, aufs Gelände kommen und versorgt werden. Wobei Letzteres noch relativ einfach zu bewerkstelligen ist: Es werden unzählige Kiosk-Zelte aufgestellt, überall wird mit aufladbaren Karten bargeldlos bezahlt, damit alles besonders schnell geht.

Die Kapazität des Straßennetzes ist jedoch limitiert, was eine logistische Meisterleistung erfordert. Die meisten Fans werden mit dem Motorrad kommen. Das klingt zwar nach "kein Problem, dann geht ja alles schnell", tatsächlich fährt auf dem Bike meistens einer, während mit dem Auto im Durchschnitt mehrere Personen unterwegs sind. Grundsätzlich gilt: je früher, desto besser. Am Sonntag bekommt, wer vor 8.00 Uhr ankommt, sogar ein Frühstück spendiert.

Die Empfehlung des Veranstalters lautet, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder per Fahrrad anzureisen. Auf der Wiese gleich gegenüber der Zufahrt wird ein riesiger Fahrradparkplatz warten, inklusive der Möglichkeit, seinen Drahtesel festzusperren. Man muss nicht einmal von zu Hause anradeln - es gibt zwei große Park-&-Bike-Parkplätze in der Nähe.

Hier die Infografiken, welche die reibungslose Anreise beschreiben:

Alle Informationen zur Anreise unter projekt-spielberg.com/de/motogp/anreise.

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(Bild: kmm)



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