Welterschöpfungstag:

Österreicher prassen auf Kosten der Erde

Österreich
05.08.2016 16:52

Der Welterschöpfungstag fällt heuer bereits auf den 8. August. Was die Ökoschulden anbelangt, liegen wir Österreicher im traurigen Spitzenfeld.

Wäre die Erde eine Bank, würde sie uns wohl kaum einen Kredit gewähren. Fakt ist: Wir sind pleite. Noch nie waren unsere Ökoschulden so hoch. Berechnungen des Global Footprint Network zeigen: Ab kommendem Montag leben wir auf Pump, haben alle natürlichen Ressourcen aufgebraucht. Der Welterschöpfungstag (World Overshoot Day) markiert die traurige Bankrotterklärung unseres Ökohaushalts.

Österreicher besonders verschwenderisch
Heute verschwendet die Menschheit bereits Naturleistungen von 1,6 Planeten. Oder anders gesagt: Um den Bedarf zu decken, bräuchte die Erde ein Jahr und sechs Monate. Schreitet der Raubbau in diesem Tempo voran, käme der Verschleiß ab 2030 zwei Planeten gleich. Dabei verbrauchen die reichsten Länder zehnmal so viel wie die ärmsten. Gerade die Österreicher gehen geradezu verschwenderisch mit dem Ökobudget um - wir nutzen nämlich doppelt so viel, als wir besitzen. Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie wir, bräuchte man 3,3 Erden.

Experte im "Krone"-Interview
"Im weltweiten Vergleich liegen wir so ziemlich am Ende der Ökoskala", warnt Wolfgang Pekny von Plattform Footprint im Gespräch mit der "Krone".

"Krone": Wann ist der österreichische Welterschöpfungstag?
Wolfgang Pekny: Heuer fiel er bereits auf den 17. April. Ab diesem Tag haben wir als Österreicher mehr Naturleistungen beansprucht, als uns bei global fairer Aufteilung zugestanden wäre.

"Krone": Wie hoch sind unsere Ökoschulden derzeit?
Pekny: Anfang der 1970er-Jahre verbrauchte die Menschheit erstmals mehr, als die Erde bieten konnte. Damals waren es nur wenige Tage "Vorschuss", heuer sind es 145 Tage. Da seit dem ersten "Overshoot Day" noch nie etwas "zurückgegeben" wurde, hat sich die Ökoschuld auf insgesamt 10,5 Jahre summiert.

"Krone": Warum ist der Footprint gerade in Österreich so groß?
Pekny: Je höher Konsum und Energieverbrauch sind, desto größer ist der Footprint, also der ökologische Fußabdruck. Besonders die Dimension und Dämmung des Wohnraums, der Konsum von tierischen Produkten, das Autofahren und Flugreisen spielen eine Rolle. Hier liegt Österreich im "Spitzenfeld" - also ziemlich am Ende der Ökoskala.

"Krone": Welchen Einfluss hat der Bevölkerungsboom?
Pekny: Die Logik scheint verlockend einfach: Wenn halb so viele Menschen im Raumschiff Erde leben würden, dann blieben für jeden doppelt so viele Ressourcen. Tatsächlich könnte die Erde auch zehn Milliarden Passagieren ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Die Situation ist weniger durch Mangel als durch Verschwendung und Ungleichgewicht zwischen den kaufkräftigen "globalen Konsumenten" und den Mittellosen gekennzeichnet. Ein Umstieg auf pflanzliche Produkte könnte den Fußabdruck der Ernährung vierteln, der Wechsel zu echter Ökoenergie den Footprint des Stromverbrauchs um 90 Prozent senken.

"Krone": Wie lange bräuchten wir wohl, um alle unsere Ökoschulden zurückzuzahlen?
Pekny: Bei einer realistischen Vorgabe von vier Prozent Footprint-Reduktion pro Jahr könnte unser durchschnittlicher Fußabdruck im Jahr 2050 bereits auf nachhaltigem Niveau liegen.

Daten und Fakten:

  • Der ökologische Fußabdruck (Footprint) misst, wie viele biologische Ressourcen zur Verfügung stehen und wie viel wir verbrauchen. Wichtige Faktoren sind jene Flächen, die zur Produktion von Kleidung, Nahrung, Energie oder Müllentsorgung benötigt werden.
  • Die Werte des Footprint werden in Globalen Hektar (gha) pro Person und Jahr angegeben. Der rechnerische Anteil für jede Menschen beträgt etwa 1,7 gha. Ein Österreicher beansprucht demgegenüber aber 6,1 gha.
  • Ist der Ressourcenverbrauch größer als der Nachschub, spricht man vom "Overshoot" - also einer ökologischen Verschuldung. Folgen sind Konflikte, Hungersnöte und Massenflucht.
  • Nachdem Österreicher überdurchschnittlich viel verbrauchen, fiel der Welterschöpfungstag für uns in diesem Jahr bereits auf den 17. April.
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