Laut Minister:

Ansbach-Attentäter bekannte sich in Video zum IS

Ausland
25.07.2016 21:39

Der Selbstmordanschlag von Ansbach hat nach Angaben des bayrischen Innenministers Joachim Herrmann einen islamistischen Hintergrund. Das gehe aus einem Bekennervideo auf dem Handy des Attentäters hervor, in dem dieser sich zur Terrormiliz Islamischer Staat bekenne und mit Anschlägen drohe, so Herrmann am Montagnachmittag. Der IS-Propagandakanal Amaq berichtete ebenfalls von einem "Soldaten des Islamischen Staates", der den Anschlag verübt habe.

Der 27-jährige Syrer sei "den Aufrufen, die Staaten der Koalition, die den IS bekämpfen, ins Visier zu nehmen, gefolgt", verkündete Amaq und berief sich dabei auf eine nicht näher genannte "Sicherheitsquelle" der Terrormiliz.

Anschlag "Racheakt" an Deutschen
In dem Handyvideo kündige der Attentäter einen Racheakt gegen Deutsche an - als Vergeltung, weil sie Muslime umbrächten, sagte Herrmann. In einer ersten Übersetzung des arabischen Textes heiße es, der Täter handle im Namen Allahs. Es gebe Leute, die mit der Welt abgeschlossen hätten, zitierte Herrmann aus dem Video. Die Deutschen würden nicht mehr in Ruhe schlafen können.

Hier sehen Sie einen Ausschnitt aus der Pressekonferenz des bayrischen Innenministers:

Gewaltvideos und Material zum Bombenbau sichergestellt
Das Handy, auf dem auch zahlreiche Gewaltvideos des IS gefunden wurden, wurde im Zuge einer Razzia in jener Flüchtlingsunterkunft in einem ehemaligen Hotel in Ansbach sichergestellt, in der der Täter gewohnt hatte. Dort soll laut Medienberichten auch Material zum Bombenbauen entdeckt worden sein.

Täter stellte 2014 Asylantrag in Österreich
Deutschlands Bundesinnenminister Thomas de Maiziere bestätigte, dass der 27-Jährige vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen war. Demnach war er bereits in Bulgarien als Flüchtling anerkannt worden und sollte dorthin abgeschoben werden. Auf dem Weg nach Deutschland war er auch in Österreich registriert worden, wo der Syrer auch einen Asylantrag stellte.

Wegen des positiv beschiedenen Asylantrags in Bulgarien im Jahr 2013 sei der Antrag in Österreich jedoch abgelehnt worden, sagte Innenministeriumssprecher Karl-Heinz Grundböck am Montag. Allerdings sei der Syrer nicht abgewiesen worden, weil er über ein von Bulgarien ausgestelltes "Konventionsreisedokument" verfügte, das einen 90-tägigen Aufenthalt im Schengenraum erlaubt, so Grundböck. In Deutschland wurde der 27-Jährige trotz eines abgelehnten Asylantrags geduldet, weil eine Abschiebung ins Bürgerkriegsland Syrien nicht möglich war.

Flüchtling hätte demnächst abgeschoben werden sollen
De Maiziere zufolge soll der Täter zudem zweimal versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Er sei zwischenzeitlich sogar in einer psychiatrischen Klinik untergebracht worden. Auch deswegen wurde zwischenzeitlich eine bereits ausgesprochene Abschiebeanordnung wieder zurückgezogen. Wie erst am Montag bekannt wurde, hätte dem 27-Jährigem aber womöglich in nächster Zeit sehr wohl wieder die Abschiebung gedroht: Vor zwölf Tagen habe das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge neuerlich eine Abschiebung nach Bulgarien unter dem sogenannten Dublin-Verfahren angeordnet, sagte Herrmann. Diese Anordnung sei innerhalb von 30 Tagen zu vollziehen gewesen.

Erster Selbstmordanschlag in Deutschland
Der Flüchtling hatte am Sonntagabend das Gelände eines Open-Air-Konzerts betreten wollen, war am Eingang jedoch abgewiesen worden, weil er keine Eintrittskarte hatte. Kurz darauf explodierte sein Rucksack, als sich der Täter gerade vor einem Weinlokal aufhielt. Er selbst starb, mehrere Menschen wurden verletzt. Angesichts des nun bestätigten IS-Bezuges handelt es sich um den ersten Selbstmordanschlag in Deutschland.

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