Nach heftiger Kritik

Wrabetz: “Königsmord geht selten gut aus”

Medien
22.07.2016 09:31

ORF-Chef Alexander Wrabetz weist in einem neuen Interview Kritik von Ex-ORF-Direktor Wolfgang Lorenz zurück und äußert sich auch zu seinem Gegenkandidaten Richard Grasl. Dem wirft er versuchten "Königsmord" vor, der aber "selten gut für alle Beteiligten ausgeht".

Wrabetz verwies in Bezug auf Richard Grasl gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" auf Shakespeare: "Wir haben in Bregenz 'Hamlet' gesehen. Er zeigt, dass Königsmord selten gut für alle Beteiligten ausgeht. Man kann aber jemanden, der Ehrgeiz hat, nicht davon abhalten, sich zu bewerben."

Heftige Kritik hatte es zuletzt von Ex-ORF-Direktor Lorenz gegeben: Er hatte eine Neuaufstellung des ORF, einen Wechsel an der ORF-Spitze und mehr Mut in der Information gefordert. "Das Ganze ist Teil einer Wahlkampfinszenierung. Es ist aber ein Affront gegenüber Hunderten Kollegen, die täglich Kilimandscharo-artige Arbeit leisten", sagte Wrabetz.

Die ORF-Journalisten seien in ihrer Tätigkeit frei und ließen an Pointiertheit nichts zu wünschen übrig. "Wir haben eine objektive Berichterstattung, die auch aneckt. Das ist der richtige Weg", so der ORF-Generaldirektor.

Lorenz-Kritik stößt bei Grasl auf offene Ohren
Grasl reagierte im Interview mit den "Vorarlberger Nachrichten" ebenfalls auf die Lorenz-Kritik. "Die Stellung des ORF ist in den letzten Jahren gesunken, seine signifikante Rolle in Österreich ist reduziert. Wir müssen wieder die Themenführerschaft und auch humanitäre Verantwortung übernehmen. Wir müssen Diskurs erlauben, Meinungen aufeinanderprallen lassen und gleichzeitig den konstruktiven Journalismus stärken", ließ Grasl dabei Verständnis für den früheren Programmdirektor anklingen.

Für den Fall seiner Bestellung zum Generaldirektor kündigte Grasl gegenüber den "Vorarlberger Nachrichten" den Ausbau des Regionalprogramms im ORF-Fernsehen an. "Ich möchte wie die BBC eine kurze Sendung in den späteren Abendstunden rund um die ZiB2 einführen. Also fünf Minuten, in denen die wichtigsten wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Ereignisse aus den jeweiligen Bundesländern zusammengefasst werden. Das wäre echt regionalisiert, nicht wie das Frühstücksfernsehen, wo ich auch im Burgenland sehe, was in Vorarlberg los ist." Das neue Frühstücksfernsehen hält der ORF-Finanzchef für verbesserbar. "Nur regionalisierte Geschichten zu senden und weltweite Ereignisse auszublenden, ist nicht optimal. Wir müssen dort sein, wo was los ist."

Außerdem denkt Grasl über einen zusätzlichen Spartenkanal neben ORF III und ORF Sport + nach. "Es soll ein reiner Österreich-Kanal werden, wo wir Informationssendungen, Dokumentationen und Filme zeigen sowie besser auf die Ressourcen der Landesstudios zurückgreifen. Auch könnten wir Programme wie das Österreich-Bild dort weiterverwerten und den Kanal anderen Marktteilnehmern - Fernsehsendern, Verlagshäusern - öffnen." Starten könnte dieser Kanal schon 2017. "Ich will nicht wie Alexander Wrabetz, dass der ORF ein Social-Media-Haus wird. Schließlich soll der ORF genau das Gegenteil sein, er soll hinterfragen, analysieren, vertiefen, einzuordnen - und sein wichtiges Asset, die regionale Berichterstattung, stärken."

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