Grüne Touristiker

Skifahren interessiert die Touristen nicht mehr

Tirol
12.07.2016 10:12

Großen Sorgen um den Tourismus in Tirol macht sich die Tourismussprecherin der Grünen Wirtschaft Tirol, Angelika Hörmann. Der Tourismus sei längst nicht mehr die "Cash Cow", als die er gerne dargestellt wird. "Wir müssen uns von alten Mustern und Modellen verabschieden", fordert Hörmann im "Krone"-Gespräch. Die Touristiker wehren sich natürlich.

Im Gasthof Stern in Obsteig traf sich die Grüne Wirtschaft Tirols nun zu einer Klausur zum Thema Tourismus. "Der junge Wirt dort lebt den neuen Weg im Tiroler Tourismus vor. Sanft, ökologisch und natürlich auch ökonomisch. Ein Pionier", lobt Angelika Hörmann. Mit Erfolg: Der "Stern" hat eine gewaltige Auslastung. "Der beste Beweis, dass ökologisch und ökonomisch keine Gegensätze sind", sagt Hörmann.

Völlig falsche Richtung

Bei der besagten Klausur haben sich die Grünen Gedanken über die Zukunft des Tourismus gemacht. "Derzeit läuft es in die falsche Richtung. Auch deswegen, weil die falschen Personen das Sagen haben", meint Hörmann in Richtung Franz Hörl, dem Obmann der Sparte Tourismus in der WK Tirol. Er sei einer "vom alten Schlag", dessen 30 Jahre alten Denkmuster längst keine Gültigkeit mehr hätten. "Immer noch mehr Lifte und Pisten ist nicht zielführend, der große Ressourcenverbrauch für zwei, drei Monate Wertschöpfung pro Jahr ist einfach nicht mehr gerechtfertigt", klagt Hörmann, die selbst Mandatarin in der Wirtschaftskammer Tirol ist. In diesem Zusammenhang zitiert sie eine aktuelle Studie: "Neun von zehn europäischen Touristen interessiert das Skifahren nicht mehr. Das müssen wir - und vor allem die politischen Vertreter - zur Kenntnis nehmen und entsprechend handeln." Hinzu komme, dass man sich Tagesskipässe um 50 Euro einfach nicht mehr leisten könne: "Eine Teufelsspirale!"

Sanfter Tourismus

Sauer stößt Hörmann auf, dass Franz Hörl in Sachen sanftem Tourismus aus der Not eine Tugend machen will. "Das Gegenteil ist der Fall: Der sanfte Tourismus ist die Notwendigkeit, nicht die Not!" Als Paradebeispiel für den sanften Tourismus nennt sie das Lechtal. "Der Trend geht wieder Richtung Sommerfrische, die Menschen wollen in lauten Zeiten wie diesen im Urlaub wieder ihre Batterie aufladen", sagt Angelika Hörmann abschließend.

Touristiker wehren sich

Für Tiroler Wirtschaftskammer konterten  die beiden jungen Spitzenfunktionäre Mario Gerber (Hotelier aus Kühtai) und Alois Rainer (Gastwirt aus Strass im Zillertal). "Hörmanns Aussagen sind eine echte Gefahr für die Menschen im ländlichen Raum. Wenn sie sich für ganz Tirol den sanften Tourismus wünscht, soll sie aber auch so ehrlich sein und den betroffenen Menschen sagen, wie deren künftiger Broterwerb aussehen soll. Von Nordic-Walkern, Schneeschuh- und Fernwanderern kann nämlich nur ein Bruchteil der Menschen in Tirol leben!"

Purer Zynismus


Die Aussagen seien zudem purer Zynismus und würden die Grundhaltung der Grünen widerspiegeln: Ein romantisches Weltbild von der grünen, unberührten Wiese, die keine Lebensgrundlage für Menschen bietet! Völliges Unverständnis herrscht auch über das "grüne Feindbild" Seilbahnen. "Das ständige Einschlagen entbehrt jeglicher Grundlage, zudem sind ihre Aussagen schlichtweg falsch", erklärt Rainer. "Wie würden sich sonst stabil hohe Eintrittszahlen und wachsende Umsätze erklären lassen? Und dass die grüne Wirtschafterin mit der Anspielung auf 50-Euro-Tickets nur die Top-Gebiete anspricht, ist auch bezeichnend!"

Keine Neuerschließungen


Gerber betont, dass Tirol ohne die Erfolgsbranche Tourismus und den Wertschöpfungsmotor Seilbahnen schon lange vor weit größeren Problemen stehen würde. Der Naturschutz komme dabei auf keinen Fall zu kurz: "Zumal in Tirol seit langem gilt, dass neue Gebiete tabu sind und somit nur noch die - meist sehr umweltschonende - Variante von Zusammenschlüssen genützt wird: Maximaler Effekt bei minimalen Eingriffen!"

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