Untersuchungen

Schweinekopf vor Moschee: Heer unter Verdacht

Österreich
04.07.2016 07:37

Mit einem Schweinekopf und Blut wurde im Mai die bosnische Moschee in Graz besudelt. Flugs wurde in der Öffentlichkeit - zwei Wochen vor der Präsidenten-Stichwahl - die rechte Szene dafür verantwortlich gemacht. Jetzt allerdings fällt auf das Bundesheer mit seinem Heeresgeheimdienst der Verdacht, in diese gewaltige Sauerei verwickelt zu sein. Auch der Verteidigungsminister habe eine interne Revision eingeschaltet, wie die "Steirerkrone" erfuhr.

Am Abend des 5. Mai wurde die Grazer Polizei nach einem telefonischen Hinweis vor die neu errichtete bosnische Moschee in der Herrgottwiesgasse gerufen. Vor Ort nahmen die Beamten einen 46-Jährigen fest, der auf dem Gelände literweise Blut verschüttet sowie einen Schweinekopf am Zaun befestigt hatte.

Der Mann erklärte, ein Funktionär einer kleinen Splitterpartei namens "Partei des Volkes" zu sein und zur Tat von einem Komplizen angestiftet worden zu sein. Dieser habe auch die Utensilien für den Anschlag mitgebracht. Er selbst habe nichts gegen Muslime, fühle sich aber von seinem Komplizen unter Druck gesetzt. Auch dieser konnte anschließend von der Polizei ausgeforscht werden und bestätigte soweit die bisher gemachten Angaben.

Komplize ist geheimer Mitarbeiter des Bundesheeres
Doch nun der Paukenschlag: Es stellte sich heraus, dass der Komplize ein sogenannter IM ist, also ein informeller Mitarbeiter des Heeres-Abwehramtes, ein geheimer Mitarbeiter des Bundesheeres also. Auch der "Zundgeber" soll ein hoher Beamter ebendieses Heeres-Abwehramtes gewesen sein. Während der Tat sei er mit anderen Agenten des Bundesheeres vermummt rund um die Moschee postiert gewesen, beziehungsweise seien sie in getarnten Bundesheerautos gesessen, um die Szene zu beobachten.

Das Abwehramt habe Entwicklungen einer radikalen Gruppe beobachtet, argumentierte Bundesheersprecher Michael Bauer am Sonntag. Im Verteidigungsministerium wisse man seit Donnerstag von den Vorwürfen. "Der Minister hat noch am selben Tag die interne Revision eingeschaltet. Jetzt wird überprüft, was passiert ist und was unsere Leute gemacht haben", berichtete der Sprecher des Verteidigungsministers.

Staatsanwaltschaft ermittelt
Die Staatsanwaltschaft Graz jedenfalls war schon ein paar Tage früher eingeschaltet gewesen: Gegen zwei Verdächtige würde unter anderem wegen Herabwürdigung religiöser Lehren ermittelt, bestätigte Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Bacher gegenüber der "Steirerkrone". Einer von ihnen soll eben ein "informeller" Mitarbeiter des Heeres-Abwehramtes sein.

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