Anschlag in Istanbul

Wiener: “Überall Trümmer, Brandflecken und Blut”

Österreich
02.07.2016 15:38

Terrorhölle Istanbul - und Michael S. aus Wien war hautnah dabei. Als die dritte Bombe auf dem Flughafen Atatürk detonierte, saß der Student nur wenige Hundert Meter entfernt. In einem Flieger auf dem Rollfeld. Der "Krone" schildert der 21-Jährige die furchtbarsten Stunden seines Lebens.

"Krone": Wann haben Sie realisiert, dass etwas passiert ist?
Michael S.: Nach der Landung, als wir aus "Sicherheitsgründen" nicht aussteigen durften. Nähere Infos gab es nicht.

"Krone": Hatten Sie Angst?
Michael S.: Schon, vor allem nachdem sich jemand vor mir ein Handyvideo angesehen hat. Da war überall Blaulicht. Ich hab gefragt: "Ist das hier?" Antwort: "Ja!" Ich habe Gänsehaut bekommen! Mittlerweile weiß ich, dass die dritte Bombe kurz nach der Landung explodiert ist.

"Krone": Wie ging es dann weiter?
Michael S.: Nach zwei Stunden brachten sie uns in den Transferbereich. Da warteten Tausende Leute. Wir waren uns selbst überlassen, bekamen null Infos. Wir wussten nicht: Ist die Gefahr schon vorbei, sind wir hier sicher?

"Krone": Wie war die Atmosphäre?
Michael S.: Furchtbar! Leute haben geweint, gebrüllt, gestritten.

"Krone": Was taten Sie dann?
Michael S.: Nach zwei Stunden waren endlich Flughafenmitarbeiter da. Die haben uns angeboten: Entweder auf ungewisse Zeit in der Halle warten oder durch die Passkontrolle und einreisen.

"Krone": Ihre Entscheidung?
Michael S.: Ich reiste ein. Mein Anschlussflug war ohnehin ausgefallen. Und ich wollte einfach nur weg. Aber dann hieß es: "Sie brauchen ein Visum." Und so musste ich auch noch 25 Euro für die Einreise zahlen. Profit aus der Tragödie zu schlagen, ist echt das Letzte! Die Leute waren deswegen in Rage.

"Krone": Und dann endlich raus?
Michael S.: Ja. Wir wurden in ein Hotel gebracht. Aber der Weg hinaus war schockierend. Überall Trümmer, Scherben, Brandflecken, Blut - da habe ich erst begriffen, was passiert sein muss.

"Krone": Wie beurteilen Sie das Krisenmanagement vor Ort?
Michael S.: Das österreichische Konsulat hat sich sehr um mich bemüht - auf dem Flughafen aber herrschte das völlige Chaos. Und jetzt will mir auch Turkish Airlines kaum was zurückerstatten.

"Krone": Froh, wieder hier zu sein?
Michael S.: Und wie! Als mir meine Mutter nach meinem Rückflug in Schwechat um den Hals gefallen ist, habe ich erst so richtig realisiert, wie viel Glück ich hatte!

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