Meister der Ausreden

Was bei dieser EURO alles schiefgelaufen ist

Sport
23.06.2016 18:48

Auf der letzten Pressekonferenz in Mallemort agierten Sportchef Willi Ruttensteiner und Teamchef Marcel Koller als Europameister der Ausreden. Vieles soll erst analysiert werden. Im Video oben sehen Sie die Highlights vom bitteren 1:2 gegen Island.

  • "Wir haben alles richtig gemacht, versucht, die Spieler in Topform zu bringen" (Ruttensteiner)- ist nicht gelungen, wenn zugegeben wird, dass einige doch ärger "bedient" waren. Hatte man zuvor nie zugegeben, nie zugeben wollen.
  • "Wir waren mental nicht so drauf für dieses Turnier" (Koller) - wochenlang war  geschwärmt worden, wie gut die Spieler drauf sind.
  • "Wir sind noch immer Österreich, haben nicht das Potenzial für 50 Spieler, die auf Topniveau bestehen können" (Koller) - aber wäre es künftig nicht besser, mehr als bisher auf Verletzungspausen und Formkrisen zu reagieren? Fünf aus der Startelf gegen Ungarn waren nicht voll im Saft.
  • "Das System gewinnt keine Spiele, wir verlangten nichts anderes als sonst" (Koller) - im letzten Gruppenspiel mit einer ganz neuen Taktik zu beginnen, war kein Geniestreich. Alaba spielte bei Pep Guardiola mitunter zwar vier Positionen in einem Match, aber nie als hängender Mittelstürmer.
  • "Jeder muss vor der eigenen Tür kehren, soll nicht auf den anderen zeigen. Wenn man so lange zusammen ist, kann es Spannungen geben" (Koller) - nichts mehr zu hören von der viel gepriesenen Familienidylle.

Alle aus Österreichs Qualifikationsgruppe schieden als Letzter aus (Christian Fuchs: "Alle wurden unter Wert geschlagen"), die kommenden Gegner Wales und Irland sind im Achtelfinale - es wird ein heißer Herbst. In dem sich das Team nach Kollers Plänen und Hoffnungen anders, besser und schärfer präsentieren soll.

"Krone"-Experte Herbert Prohaska über Aufstellung, System und Camp
Der Tag danach in Paris. Auch nach dem Aufstehen war das Gefühl immer noch da. Es tut so weh. Ich bin riesig enttäuscht. Wir haben uns im Vorfeld so sehr auf die Mannschaft gefreut, doch nach dem 1:2 gegen Island ist alles vorbei. Unsere Freude bei dieser EURO-Endrunde ist draußen...

Irgendwie kurios. Gegen Portugal, den vermeintlich stärksten Gegner in unserer Gruppe, haben wir den einzigen Punkt gemacht. Keine Frage: Bei so einem Turnier ist der Start richtungsweisend. Nach der bitteren Niederlage gegen die Ungarn in Bordeaux sind wir unter Druck geraten, die Nervosität wurde immer größer. Von dieser schwachen Seite haben wir uns zweieinhalb Spiele präsentiert.

Nur nach der Pause gegen Island haben wir so gespielt wie in der starken Qualifikation. Was war da los? Warum hat Teamchef Marcel Koller gegen die Isländer in den ersten 45 Minuten ein System ausprobiert, das wir noch NIE gespielt haben? Ich kann nicht mit nur "zweieinhalb" Offensiv-Spielern in so eine Partie gehen. Keine gefährlichen Aktionen nach vorne, extrem viele Fehlpässe. Da hat sich der Schweizer verpokert!

Okay. Nach dem Wechsel wurde das System korrigiert, dann klappte es mit den Umstellungen, Alessandro Schöpf schlüpfte in die Rolle von Zlatko Junuzovic. Wir machten Druck wie in den Quali-Matches gegen Schweden oder Russland. Die Chancen auf einen Sieg waren noch da, unter dem Strich halt alles zu spät für unseren EURO-Traum...

Wahrscheinlich hätte man Schöpf überhaupt mehr einsetzen können, er kam in Topform nach Frankreich. Fest steht: Wie schon oft bei unseren Fußball-Endrunden war wieder einmal viel mehr für Rot-Weiß-Rot drinnen. Bei einem Großereignis entscheiden oft nur Kleinigkeiten.

Was sich wirklich im Teamcamp in Mallemort abgespielt hat, kann keiner sagen. Österreich hat sich von der Öffentlichkeit total abgeschottet, es sickerten überhaupt keine Informationen durch. Völlig übertrieben: Nicht einmal der Koch durfte verraten, was er den Spielern am Matchtag zum Mittagessen servierte. Das erinnert mich fast schon an DDR-Methoden.

Auch ein Fehler: Nach dem Portugal-Match kam das Team erst um halb sechs Uhr in der Früh in Mallemort im Hotel an. Man hätte nach dem Sponsoren-Besuch in der Botschaft in Paris übernachten, erst am nächsten Tag in der Früh fliegen sollen.

Auch wenn die Kicker nach einem aufregenden Match nicht gleich einschlafen können, sollen sie sich zumindest ins Bett legen. Um eine erste Ruhephase zu bekommen, um richtig abschalten zu können!

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(Bild: KMM)



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