"Distanz bekommen"

Analytikerin sorgt sich um Psyche der ÖFB-Fans

Sport
23.06.2016 16:25

Die Psyche der österreichischen Fußball-Fans am "Tag danach" dürfte wohl sehr nah einer Katerstimmung sein. Die Wiener Psychoanalytikerin Rotraud Perner rät zu einer ruhigen Analyse des Geschehenen, zum Beispiel mit Freunden oder Arbeitskollegen. Medien sollten verantwortungsbewusst auf die Niederlage der österreichischen Crew im Stade de France am Mittwoch reagieren, sagte sie. "Die Intensität der Emotionen hängt damit zusammen, wie stark sich jemand mit dem Fußball identifiziert", sagte die Psychoanalytikerin mit jahrzehntelanger Erfahrung noch am Mittwochabend - unmittelbar nach dem "Aus" für Österreich bei der Fußball-EM.

Das individuelle psychische Engagement sei wesentlich davon bestimmt, wie groß das Selbstwertgefühl sei. Je größer, desto autonomer könne ein Mensch agieren - je kleiner, desto stärker könne die Identifikation mit sportlichen Ereignissen, mit der "eigenen Mannschaft" bzw. die Ablehnung der "Gegner" ausfallen. "Das hat weniger mit Patriotismus als mit Nationalismus zu tun", sagte Perner. Es gehe ja darum, den anderen zu besiegen, was ja im Fußball als Kampf wahrgenommen werde.

Die Fangemeinden, die da im privaten Rahmen oder in Lokalen bzw. beim Public Viewing gehofft, gebangt und dann nach dem Abpfiff wahrscheinlich deprimiert waren, sollten jedenfalls wissen: Ihnen ging es genauso wie der österreichischen Mannschaft selbst. Perner: "Man weiß, dass die Fans da selbst 'im Kampf' sind, zwar ohne die enorme körperliche Belastung der Spieler, aber psychisch genauso belastet."

Bei aller Enttäuschung, das Leben sollte auch für die österreichischen Fußball-Fans weiter gehen - ohne Selbstbeschädigung. Die Psychoanalytikerin, die jetzt ehrenamtlich auch als evangelische Pfarrerin wirkt, sprach folgenden Ratschlag aus: "Man sollte versuchen, wieder Distanz zu bekommen. Die Fans sollten am besten mit Arbeitskollegen oder Freunden darüber reden und erfahren, wie andere reagieren. Wir sind als Menschen keine Maschinen und können Fehler machen." Das gelte auch für Fußball-Nationalmannschaften.

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(Bild: KMM)



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