Fehde eskalierte

Verwandten erstochen: 7 Jahre Haft für 18-Jährigen

Österreich
21.06.2016 13:24

Einen Tag vor seinem 19. Geburtstag ist ein türkischstämmiger Wiener am Dienstag im Straflandesgericht wegen absichtlicher schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Der junge Mann hatte im März einen weitschichtig Verwandten im Zuge eines langjährigen Familienstreits erstochen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Auslöser der Fehde zwischen den beiden in unmittelbarer Nachbarschaft in der Brigittenau lebenden türkischen Großfamilien war eine Ehekrise, in die sich der Vater des Angeklagten als Bruder der Frau ebenso einmischte wie das spätere Opfer als Bruder des Ehemannes. Die Streitereien mündeten schließlich in einer Rauferei zwischen den beiden Männern, wofür der Vater des Beschuldigten 2013 auch verurteilt wurde.

Vor dem Geschworenengericht unter dem Vorsitz von Beate Matschnig beteuerte der 18-Jährige, er habe sich aus diesem Streit weitgehend herausgehalten, zumal er kaum Kontakt zur Tante habe. Allerdings habe ihn der 52-Jährige in den vergangenen drei Jahren etwa einmal pro Woche auf der Straße getroffen und dabei ständig beschimpft. "Ich hab mir gedacht, er ist der Ältere, und habe nichts gesagt", so der Angeklagte.

Angeklagter: Aus Angst Messer gezückt
Am 1. März habe er zum Rauchen die elterliche Wohnung verlassen, mit dem Handy gespielt und sei rein zufällig direkt vor der Haustür des 52-Jährigen gelandet. "Als ich aufgesehen habe, stand er schon da." Sein Kontrahent habe ihn wieder beschimpft und angekündigt, er werde die Familie des jungen Mannes "auslöschen". Bei der folgenden Rangelei habe er aus Angst und Wut sein Springmesser gezückt und zugestochen. "Da hat er kurz aufgeschrien, ein wenig gewackelt und an der Gegensprechanlage geläutet. Ich habe geglaubt, es ist nicht so schlimm, und bin weggerannt."

Das Opfer hatte jedoch einen Stich direkt ins Herz erlitten. Der Attackierte sagte seiner Frau über die Gegensprechanlage, dass ihn der Sohn seines Widersachers attackiert habe. Diese riet ihm, zur 100 Meter entfernten Polizeistation zu laufen, wo er zusammenbrach. Im Krankenhaus konnten die Ärzte das Leben des Familienvaters trotz der Verabreichung von zehn Blutkonserven nicht mehr retten.

18-Jähriger stellte sich der Polizei
Der Täter traf sich danach mit einem engen Freund, der ihm riet, sich zu stellen, als sich herumgesprochen hatte, dass der 52-Jährige gestorben war. Zur Polizei nahm er auch die Tatwaffe mit 9,5 Zentimetern Klingenlänge mit.

Der Angeklagte zeigte sich im Prozess grundsätzlich geständig, wies aber alle Vorwürfe zurück, er habe den 52-Jährigen absichtlich erstochen. Die Geschworenen schenkten dem jungen Mann Glauben und verurteilten ihn wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang zu sieben Jahren Haft.

Eskalation nach Urteilsverkündung
Die zahlreich erschienene Verwandtschaft des Opfers hatte bereits während der Geschworenenberatung vor dem Saal lautstark mit der Familie des Täters gestritten. Nach dem Schluss der Verhandlung eskalierte die Situation endgültig: Als der 18-Jährige abgeführt wurde, hatten die verstärkt anwesenden Justizwachebeamten alle Mühe, diesen zu beschützen. Familienmitglieder des Opfers traten und spuckten nach dem jungen Mann, auch Richterin Beate Matschnig wurde beschimpft, als sie versuchte, die Tobenden zu beruhigen.

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