Morde in Palmyra

Deutscher IS-Aussteiger belastet Mohamed M. schwer

Österreich
20.06.2016 21:53

Ein deutscher IS-Aussteiger hat schwere Vorwürfe gegen den österreichischen Dschihadisten Mohamed M. erhoben. Unter dessen Führung seien bei einem Videodreh im syrischen Palmyra im Vorjahr insgesamt neun Menschen erschossen worden, sagte Harry S. am Montag gegenüber Radio Bremen.

Das fragliche Video war Anfang August des vergangenen Jahres veröffentlicht worden. Darin ist zu sehen, wie Mohamed M. einen vor ihm knienden Mann erschießt, der deutsche Dschihadist Yamin A. einen zweiten - hier sehen Sie eine von krone.tv bearbeitete Version dieses Propagandaclips. Der Verfassungsschutz geht von der Echtheit des Videos aus, gegen Mohamed M. wird daher in Österreich wegen Mordes ermittelt. Allerdings ist unklar, ob der 31-Jährige überhaupt noch am Leben ist.

IS-Aussteiger in Palmyra-Clip "nur Fahnenträger"
In einem Video-Interview mit Radio Bremen sagte nun Harry S., der nach eigenen Angaben im damaligen Clip nur die Rolle eines "Fahnenträgers" eingenommen habe, es seien am Rande des Drehs noch sieben weitere Menschen erschossen worden. Er selbst sei danach so angewidert gewesen, dass er sich entschlossen habe, zu fliehen. Bei seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er im vergangenen Juli in Bremen verhaftet, am Mittwoch beginnt vor dem Oberlandesgericht Hamburg sein Prozess wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung.

Terrormiliz setzt vermehrt auf Anschläge in Europa
Dem IS liege laut Harry S. mittlerweile nicht mehr viel an der Unterstützung seiner Mission durch europäische Dschihadisten in Syrien und im Irak: "Europäer sind nicht mehr so gerne gesehen, weil sie den Dschihad in den Ländern, wo sie herkommen, fortführen sollen" - ein Erfahrungsbericht, der sich mit der Einschätzung von Terrorexperten deckt, wonach die "dritte Welle" des Dschihads vor allem auf ein dezentralisiertes Netzwerk und Anschläge von Einzeltätern in Europa setzt.

Harry S. sagte, gleich nach seiner Ankunft in Rakka - der syrischen Hochburg der Islamistenmiliz - habe ihn der IS-"Geheimdienst" gefragt, ob er bereit sei, nach Deutschland zurückzukehren, um dort Anschläge zu verüben. Weil er das verneint habe, sei er in eine "Spezialeinheit für tödliche Einsätze" hinter den feindlichen Linien gekommen, so der 27-Jährige. Angesichts seiner dortigen Erlebnisse zeigte er sich nun "geläutert": "Ich hab nichts Göttliches oder Paradiesisches daran gesehen, als die Menschen erschossen worden sind" - deshalb wolle er "öffentlich darüber sprechen, was ich erlebt habe".

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