GP von Monaco

Hamilton siegt vor Ricciardo, weil Red Bull patzt!

Sport
29.05.2016 15:59

Weltmeister Lewis Hamilton hat den sechsten Lauf der aktuellen Formel-1-Saison in Monaco gewonnen. Der Mercedes-Pilot fuhr am Sonntag im Fürstentum als Erster vor Daniel Ricciardo (Red Bull) und Sergio Perez (Force India) ins Ziel. Für Hamilton war es der erste Sieg nach acht Rennen. Zuletzt hatte er den Großen Preis der USA in Austin am 25. Oktober 2015 gewonnen. Entschieden wurde das Rennen dabei wohl in Runde 32, als Poleposition-Mann Ricciardo an die Red-Bull-Box kam, dort aber keine Reifen auf ihn warteten! Also musste dafür er warten - so lange, bis Hamilton am Australier vorbeiziehen konnte. Bitter!

"Ehrlich gesagt fehlen mir ein bisschen die Worte. Für diesen Tag habe ich gebetet", stammelte der 31-jährige Hamilton, der beim Aussteigen aus seinem Dienstwagen Gratulationen von Popsänger Justin Bieber in Empfang nahm. In der WM-Gesamtwertung reduzierte Hamilton den Rückstand auf seinen Teamkollegen Nico Rosberg, der nur Siebenter wurde, von 43 auf 24 Punkte. Dritter ist Ricciardo mit 40 Zählern Rückstand.

Nachdem er Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel bravourös in Schach gehalten hatte, brachte der Mexikaner Perez auf zeitweise nasser Fahrbahn seinen insgesamt sechsten Podestrang in der Motorsport-Königsklasse nach Hause. Fernando Alonso holte im McLaren-Honda als Fünfter das beste Ergebnis für den britisch-japanischen Rennstall seit dem Grand Prix von Ungarn 2015, als der Spanier ebenfalls auf Platz fünf gelandet war.

Rosberg, dem Probleme mit der Temperatur der Bremsen zu schaffen machten, wurde in der letzten Kurve noch von Perez-Teamkollege Nico Hülkenberg überholt. "Ich habe mich einfach gefühlt wie auf rohen Eiern da draußen", sagte der enttäuschte WM-Spitzenreiter. Barcelona-Sieger Max Verstappen zerstörte seinen Red Bull wie schon im Qualifying am Samstag in der Casino-Kurve.

Für Hamilton machten sich beim Wechsel von Regen auf Sonnenschein ein taktischer Schachzug und eine Mercedes-Order bezahlt: Im Einklang mit den meisten Prognosen waren an der französischen Riviera schon Stunden vor dem Rennstart mehr oder weniger kräftige Schauer niedergegangen. Die Fahrer zogen Regenreifen auf, es wurde hinter dem Safety Car gestartet. Sieben Runden führte der Deutsche Bernd Mayländer an seinem 45. Geburtstag das Feld an. Im weiteren Verlauf trocknete die Strecke fast vollständig auf.

Als einziger der Spitzenfahrer entschied sich Hamilton zum direkten Wechsel von den Regenreifen auf die Ultrasoft-Reifen, verzichtete also auf die Intermediates. Weil der vor ihm auf Platz zwei fahrenden Rosberg bedeutend langsamer war, gab die Box in der 16. Runde per Funk durch, der Deutsche müsse Hamilton vorbeilassen. In der Folge zogen der Brite und Poleposition-Mann Ricciardo davon, während Rosberg das Tempo nicht halten konnte und zurückfiel.

Eine dramatische Wendung nahm der Kampf um den Sieg kurz vor der Halbzeit, als Red Bull den zweiten Reifenwechsel von Ricciardo verpatzte. Der Führende bog in die Boxengasse ein, doch seine Crew hatte den passenden Satz noch nicht bereit. 13,6 Sekunden dauerte das Manöver, wodurch Hamilton auf der Strecke an dem Australier vorbeizog.

"Sie haben mich reingerufen, sie hätten eigentlich bereit sein sollen. Das tut weh", kritisierte Ricciardo, während Red-Bull-Berater Helmut Marko nur sein Mitgefühl ausdrücken konnte. "Wir haben dem armen Ricciardo den Sieg vermasselt", meinte der Steirer im ORF-Interview. "Wenn man den Speed hat und alles ist bereit für einen leichten Sieg, dann darf so etwas nicht passieren." Letztlich habe es sich wohl um ein Kommunikationsproblem im Boxen-Gefüge gehandelt, räumte Marko ein.

So entwickelte sich in der zweiten Hälfte des Rennens an vorderster Front ein Abnutzungskrieg. Ricciardo, der mit der Supersoft-Mischung unterwegs war, ritt mehrere Attacken gegen Hamilton. Bei einem Überholversuch kürzte der Brite in Kurve 11 über die Randsteine ab, was seinen Hintermann hörbar wütend machte. "Was zum Teufel war das?", schimpfte der 26-Jährige. Die Rennleitung nahm aber nach einer Untersuchung von einer Bestrafung Abstand, da es keinen Zeitgewinn für Hamilton gegeben habe.

In der Schlussphase ließen die Reifen von Ricciardo merklich nach und er konnte nicht mehr zulegen. Hamilton, der im Vorjahr den Sieg aufgrund einer verhängnisvollen Durchsage aus der Box verpasst hatte, war der Triumph nicht mehr zu nehmen. "Das war genau das Ergebnis, das der Doktor verordnet hat", meinte Silberpfeil-Teamchef Toto Wolff zufrieden. "Der Hamilton ist ein super Rennen gefahren", analysierte Mercedes-Aufsichtsratschef Niki Lauda staubtrocken. Warum Ricciardo aber über die meiste Zeit das schnellere Auto gehabt habe, werde man sich anschauen müssen, so Wolff.

Ohne glückliches Ende blieb die Aufholjagd von Verstappen im zweiten Red Bull. Zwei Wochen nach seinem Sieg in Spanien hatte der jüngste Grand-Prix-Gewinner der Geschichte das Rennen in Monte Carlo als Letzter aus der Boxengasse in Angriff nehmen müssen. In der 35. Runde schlug er hart an der Mauer auf und zerstörte sich die Radaufhängung. "Ich möchte mich bei dem Team entschuldigen, das darf nicht passieren. Du lernst immer von deinen Fehlern, aber hoffentlich nicht mehr in Monaco jetzt", hoffte der 18-Jährige.

Bottas auf Rang 12 versetzt, Gutierrez neuer Elfter
Übrigens: Der Finne Valtteri Bottas im Williams kassierte Stunden nach dem Grand Prix wegen einer Behinderung des Haas des Mexikaners Esteban Gutierrez in der letzten Kurve des Rennens eine 10-Sekunden-Strafe. Damit fiel er hinter den Mexikaner auf Rang zwölf des Endklassements zurück. Der Schwede Marcus Ericsson im Sauber und der Russe Daniil Kwjat im Toro Rosso müssen indes in der Startaufstellung des Grand Prix von Kanada drei Plätze hinter dem jeweiligen Qualifying-Ergebnis starten. Ericsson wurde wegen einer Kollision mit seinem brasilianischen Teamkollegen Felipe Nasr bestraft, Kwjat wegen einer Kollision mit dem Renault des Dänen Kevin Magnussen.

Das Ergebnis:
1. Lewis Hamilton (GBR)       Mercedes         1:59:29,133 Std.
2. Daniel Ricciardo (AUS)      Red Bull                  +7,252 Sek.
3. Sergio Perez (MEX)          Force India              +13,825
4. Sebastian Vettel (GER)     Ferrari                    +15,846
5. Fernando Alonso (ESP)     McLaren                  +1:25,076 Min.
6. Nico Hülkenberg (GER)    &nbp; +1:32,999
7. Nico Rosberg (GER)          Mercedes                +1:33,290
8. Carlos Sainz jr. (ESP)       Toro Rosso               +1 Runde
9. Jenson Button (GBR)        McLaren                  +1 Runde
10. Felipe Massa (BRA)         Williams                  +1 Runde
11. Esteban Gutierrez (MEX)  Haas                      +1 Runde
12. Valtteri Bottas (FIN)       Williams                  +1 Runde
13. Romain Grosjean (FRA)    Haas                      +2 Runden
14. Pascal Wehrlein (GER)     Manor                    +2 Runden
15. Rio Haryanto (INA)         Manor                    +4 Runden

Ausgeschieden: Marcus Ericsson (SWE/Sauber), Daniil Kwjat (RUS/Toro Rosso), Kevin Magnussen (DEN/Renault), Felipe Nasr (BRA/Sauber), Jolyon Palmer (GBR/Renault), Kimi Räikkönen (FIN/Ferrari), Max Verstappen (NED/Red Bull)

Schnellste Runde: Lewis Hamilton (GBR/Mercedes) - 1:17,939 Min. in der 71. Runde

Der Stand in der WM-Wertung:
1. Nico Rosberg (GER)       Mercedes      106
2. Lewis Hamilton (GBR)     Mercedes       82
3. Daniel Ricciardo (AUS)    Red Bull         66
4. Kimi Räikkönen (FIN)      Ferrari            61
5. Sebastian Vettel (GER)   Ferrari           60
6. Max Verstappen (NED)    Red Bull         38
7. Felipe Massa (BRA)         Williams         37
8. Valtteri Bottas (FIN)       Williams          29
9. Sergio Perez (MEX)         Force India     23
10. Daniil Kwjat (RUS)         Toro Rosso     22
11. Romain Grosjean (FRA)   Haas             22
12. Fernando Alonso (ESP)   McLaren         18
13. Carlos Sainz jr. (ESP)     Toro Rosso      16
14. Nico Hülkenberg (GER)    Force India      14
15. Kevin Magnussen (DEN)  Renault             6
16. Jenson Button (GBR)      McLaren            5
17. Stoffel Vandoorne (BEL)  McLaren           1

Der Stand in der Konstrukteurs-Wertung:
1. Mercedes        188
2. Ferrari             121
3. Red Bull           112
4. Williams            66
5. Force India       37
6. Toro Rosso       30
7. McLaren           24
8. Haas                22
9. Renault              6

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(Bild: KMM)



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