"Krone"-Ombudsfrau

Ein Leben für die Gruft

Ombudsfrau
29.05.2016 07:00

Ein besonderes Jubiläum: Seit 30 Jahren kümmert sich Susanne Peter in der Gruft der Caritas in Wien um obdachlose Menschen.

Die Gruft ist ihr Lebenswerk. Denn dass es Wiens bekannteste Obdachloseneinrichtung überhaupt gibt, ist auch Susanne Peters Verdienst. Als sie 16 Jahre war, startete ihre Klasse des Wiener Amerlinggymnasiums gemeinsam mit Religionslehrer Pater Albert Gabriel ein Projekt für obdachlose Männer. "Es wurden Tee und Schwarzbrot verteilt. Wir wussten nicht, wer die Menschen sind, wir haben es einfach getan", erzählt die Wienerin. Es war die Geburtsstunde der Gruft. Statt ihres Teenagerwunsches, ins Kloster zu gehen, absolvierte sie nach der Matura die Sozialakademie. 1989 machte sie schließlich ihr Ehrenamt zum Beruf. Mit Erfolg. Heute ist sie leitende Sozialarbeiterin der Hilfseinrichtung.

Die Gruft ist mehr als ein Schlafplatz
Täglich kommen rund 250 Klienten ins Tageszentrum. Sie erhalten dort zu trinken, eine warme Mahlzeit, können sich waschen, bekommen neue Kleidung. Einen warmen, sicheren Schlafplatz gibt es für 60 Obdachlose. Berührungsängste hatte die 46-Jährige nie. Im Gegenteil, sie packt selbstlos mit an, hilft etwa beim Duschen von Klienten. "Was ich mache, ist selbstverständlich." In den 30 Jahren ihres Wirkens lernte die Tochter einer pensionierten Volksschullehrerin und eines früheren Lkw-Fahrers niemanden kennen, der freiwillig auf der Straße lebt. "Wenn man die bewegenden Lebensgeschichten hört, stellt sich das immer heraus." Mehrmals wöchentlich betreuen Streetwork-Teams Obdachlose, die keinen Schlafplatz in einer Notschlafstelle haben. "Susi", wie sie von allen genannt wird, nimmt die Betroffenen, wie sie sind. Wertschätzung und Hartnäckigkeit sind unabdingbar. "Oft braucht es Jahre, um Vertrauen aufzubauen." Wie auch bei dieser Geschichte: Über dreieinhalb Jahre hinweg besuchte sie einen Obdachlosen, der 25 Jahre lang in einer Toilette auf der Donauinsel lebte. "Ich sprach mit ihm nur durch die Tür seiner 'Villa', wie er die Behausung nannte." Susanne Peters Durchhaltevermögen zahlte sich aus. Eines Tages zeigte sich der Mann, gab ihr seine Jacke zum Waschen mit. "Das war ein großer Vertrauensbeweis und für den Mann gleichzeitig sein Weg in ein neues Leben."

"Es geht schneller, als man glaubt"
Wie wichtig ist ihr Dank dabei? "Wenn jemand Hilfe annimmt, reicht das völlig aus." Familie, Freunde, ihr Glaube und ihre Kollegen geben ihr Kraft. "Die Gruft ist nicht eine Person, wir sind ein großartiges Team aus beruflichen und ehrenamtlichen Helfern." Energie tankt sie beim Fußballspielen mit Klienten. Damit hat sie in der Gruft begonnen. In den letzten Jahren hat sich viel in ihrem Job verändert. "Es leben heute mehr Menschen auf der Straße, die früher selbstständig waren oder gut bezahlte Jobs hatten. Man hofft immer, dass es einen nicht selbst trifft. Es geht schneller, als man glaubt." Von den Menschen, die sie betreut, lernt sie viel. "Selbst wenn jemand nur ein paar Euro hat, ist er bereit zu teilen."

Wenn Klienten wieder in die Gruft kommen, weiß Susanne Peter, dass sie etwas richtig gemacht hat. Noch schöner ist für sie aber, wenn jemand nicht mehr kommen muss, weil er wieder in ein geregeltes Leben zurückgefunden hat.

Informationen und Spendenmöglichkeit: www.gruft.at

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