Tränengaseinsatz

Idomeni: Flüchtlinge nutzen Waggon als Rammbock

Ausland
19.05.2016 12:19

An der griechisch-mazedonischen Grenze ist es am Mittwochabend erneut zu einer Eskalation gekommen. Die griechische Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein, um eine Gruppe von rund 300 Flüchtlingen daran zu hindern, den mazedonischen Grenzzaun in der Nähe des improvisierten Lagers von Idomeni zu durchbrechen. Erst Donnerstagfrüh beruhigte sich die Lage wieder.

Wie griechische Medien berichteten, hatten aufgebrachte Migranten einen Eisenbahnwaggon bis zur letzten Absperrung der griechischen Polizei geschoben, um ihn anschließend als Rammbock zu nutzen, um den Zaun einzureißen. Die Flüchtlinge warfen zudem mit Steinen, die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein.

Sechs Personen bei Randalen verletzt
Bei den Auseinandersetzungen wurden sechs Menschen leicht verletzt. Vier Demonstranten sowie zwei Polizisten seien in Krankenhäusern behandelt worden, berichteten griechische Medien. Viele der Randalierenden, aber auch unbeteiligte Migranten, darunter Kinder, hätten wegen der beißenden Luft, die die Tränengaswolken bei dem Polizeieinsatz erzeugten, an Atemwegsbeschwerden gelitten.

Militär versperrt NGOs den Weg zum Camp
Laut der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen haben derzeit lediglich sie und das Rote Kreuz Zugang zu dem Flüchtlingscamp. Alle anderen Organisationen werden vom griechischen Militär am Passieren der Sperren gehindert.

Rund 9000 Menschen harren weiter aus
Im provisorischen Lager von Idomeni harren seit Monaten knapp 9000 Menschen aus. Sie hoffen, dass die Westbalkanroute, die auf Österreichs Initiative hin geschlossen wurde, doch noch geöffnet wird, damit sie nach Zentraleuropa gelangen können. Um ihrem Wunsch nach einer Weiterreise Nachdruck zu verleihen, blockieren sie die wichtige Eisenbahnverbindung zwischen Griechenland und Mazedonien.

Lager soll nun endgültig aufgelöst werden
Nun soll das Camp endgültig aufgelöst werden - und zwar bis Anfang Juni. Das kündigte Giorgos Kyritsis, Sprecher des Stabes für die Flüchtlingskrise, am Donnerstag an. In Nordgriechenland würden derzeit weitere staatliche Flüchtlingslager fertiggestellt, um die rund 9.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Es sei nur noch eine Frage von Wochen, bis sich das improvisierte Lager an der Grenze zu Mazedonien leeren werde, sagte Kyritsis. Allerdings ist es nicht das erste Versprechen dieser Art - zuletzt wollte die griechische Regierung das Lager bis Anfang Mai weitgehend aufgelöst haben.

Flüchtlingssituation bleibt angespannt
Die Lage der Flüchtlinge in Griechenland bleibt insgesamt angespannt, mittlerweile halten sich rund 54.500 im Land auf. Seit dem Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei treffen jedoch nur mehr wenige Neuankömmlinge ein. So setzten von Mittwoch auf Donnerstag nach Angaben des griechischen Stabs für die Flüchtlingskrise lediglich 100 Menschen illegal von der türkischen Küste zu den griechischen Inseln über. Nach dem Abkommen zur Begrenzung des Flüchtlingszuzugs schickt die EU Migranten, die seit dem 20. März illegal in Griechenland eingereist sind, zurück in die Türkei.

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