Live in der Arena

Wolfmother holten die 70er-Jahre in die Gegenwart

Musik
12.05.2016 10:42

Ehrlicher Rock ohne Schnörkel und Bombast - die Australier Wolfmother zelebrieren auch nach mehr als zehen Jahren des Bestehens die Reduziertheit und den Sound der 60er- und 70er-Jahre. Mit Songs des neuen Albums "Victorious" und zahlreichen Klassikern im Gepäck, sorgten sie Mittwochabend auf dem Wiener Arena-Open-Air-Gelände für hervorragende Frühsommerstimmung. Einen Nachschlag gibt es im August beim Frequency Festival.

(Bild: kmm)

"Victorious" - der Name des neuen Albums und gleichzeitig ein wegweisendes Statement. Die australischen Vintage-Rocker Wolfmother haben sich mit diesem Werk noch einmal rechtzeitig aus dem Sumpf der Beliebigkeit gezogen, und die guten Geister der Vergangenheit heraufbeschworen. Diesen Beweis traten sie Mittwochabend auch in der Wiener Arena an, wo sie eine schweißtreibende, 85-minütige Power-Vorstellung über das Open-Air-Gelände fegen ließen und mit der Macht ihrer treibenden Stromgitarren sogar den drohenden Regen abwiesen.

Die 70er im Blut
Frisurenwunder Andrew Stockdale ist in Batik-Shirt, Lederweste und Röhrenjeans der unmissverständliche Antreiber und Rädelsführer seines stets wechselnden Bandkarussells. Seine sägend-nasale, irgendwo zwischen Robert Plant und Ozzy Osbourne changierende Stimme hat einen untrüglichen Wiedererkennungswert und trägt den musikalischen Korpus, der in bester 60s-/70s-Rock-Manier von Gitarre, Bass, Schlagzeug und sanft eingestreuten Synthesizer-Interludes getragen wird.

Wolfmother stehen für die gute alte Zeit des Rock, als nahezu jedes Album bahnbrechend, jede Show magisch und jeder Skandal medienwirksam war. Den Drang zur Vergangenheit spürt Stockdale aber nur im musikalischen Sinne, wie er vor der Show im "Krone"-Interview bestätigte: "Ich bin sehr erpicht darauf, meine Songs nach den 60er- oder 70er-Jahren klingen zu lassen. Ich mag den warmen und einzigartigen Drumsound von damals und versuche, stets noch mehr nach Vintage oder Classic Rock zu klingen." Das gelingt der Band in der Wiener Abenddämmerung erwartungsgemäß famos.

Konzentration auf die Stärken
Mit der starken neuen Single "Victorious" startet die Band fulminant ins Set und lässt daraufhin fast nur mehr die Musik sprechen. Von lästigen Zwischenansagen oder Geschichtenerzählen hält Stockdale nichts, die ihm verbleibende Bühnenzeit nutzt er einzig und allein dafür, seine Retro-Botschaften durch den Gitarren-Amp zu jagen. Wie gut die neuen Songs zu den Klassikern des wegweisenden Debüts passen, merkt man von Anfang an. Abgesehen von der flotten Top-Nummer "New Moon Rising" wirken die Songs der Zwischenalben "Cosmic Egg", "New Crown" und seines Soloalbums "Keep Moving" wie Fremdkörper.

Vor ziemlich genau drei Jahren wurden die internen Querelen in der Band so groß, dass Stockdale die Band ad acta legte, sie aber nach sehr kurzer Zeit wieder ins Rampenlicht zurückbeförderte. "Ohne die gute Musik wäre der Name Wolfmother nie zu so einer Marke geworden", betont Stockdale, "die Leute versteifen sich immer so stark auf das Drumherum. Würdest du dir kein Konzert der Beatles ansehen, nur weil der Ur-Drummer Pete Best nicht mehr hinterm Schlagzeug sitzt?" Die Line-Up-Probleme sind mittlerweile passé und Stockdale kann auf ein starkes Fundament bauen. Schlagzeuger Alex Carapetis gab in der Arena ebenso viel Körpereinsatz wie der dauerposende Bassist Ian Peres, der eine Hand am Bass hat, die andere am Synthesizer und dabei unentwegt artistisch über die Bühne fegt.

Klassiker am Ende
Das Publikum dankt die intensive Vorstellung mit Moshpits, Textsicherheit und - wohl gut gemeint, aber leider wieder unnötig - auf die Bühne fliegenden Hartplastikbechern. Beim countryeseken "Vagabond" kommt sogar so etwas wie Bikerfest-Feeling auf und im letzten Konzertdrittel feuert das Trio ausschließlich Klassiker vom Debütalbum durch die Menge. Das sanfte "Mind’s Eye", die Psychedelic-Verbeugung "Pyramid", das rifflastige Stoner-Manifest "Colossal" und zum Abschluss natürlich das unverkennbare "Joker And The Thief", vielleicht der beste 70s-Song, der niemals in den 70er-Jahren geschrieben wurde.

Spontan improvisierte Jam-Sessions, die völlige Hingabe zur Musik und das Leben des Moments - Wolfmother zeigten den Jüngeren unter den Anwesenden in eindrucksvoller Weise, wie es früher einmal gewesen sein konnte. Wer die feurige Vintage-Ehrerbietung verpasst hat, kann sich die Band aber am 19. August noch beim Frequency Festival zu Gemüte führen. Infos und Tickets gibt es noch unter www.frequency.at.

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